Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
Vom Netzwerk:
zu können.
    »... gesamte Kristallladung aus Berchtis' Reich gestohlen«, war Dystariels Grollen zu vernehmen.
    »... kann nicht sein!«, wütete im Raum unter ihm Magister Eulertin. »Was ... Unhold vor?«
    Dystariel antwortete etwas Unverständliches.
    »Geht nicht!«, entgegnete der Däumling kaum hörbar. »Wir brechen morgen ... der Winde.«
    Kai verzog missmutig das Gesicht. Der Fußboden war einfach zu dick, um mehr als nur Bruchstücke der Unterhaltung mitzubekommen. Eine Kristallladung war also gestohlen worden. Sicher handelte es sich um jene, die die Windmacher erwarteten. »Weiß der Junge . . . bevorsteht?«
    »Nein!«, antwortete Magister Eulertin mit seiner leisen Summstimme. »... inzwischen ... deinen Verdacht bestätigen. Wenn das . . . ihm nicht helfen.«
    Unter ihm herrschte betretenes Schweigen.
    Kai richtete sich verstört auf.
    Eulertin konnte ihm nicht helfen? Das klang gar nicht gut. Wäre er nur besser im Bett geblieben. Das hatte er jetzt davon. Was hatte Eulertin morgen nur mit ihm vor? Unter ihm waren noch immer Gesprächsfetzen zu hören, doch Kai war die Lust vergangen, weiter mit dem Ohr am Dielenboden zu kleben. Er wollte sich gerade wieder der Zimmertür zuwenden, als er unter sich ein leises Quietschen vernahm. Die geheimnisvolle Tür in Eulertins Studierzimmer?
    Dann ertönten Schritte aus der Wand, die irgendwo über ihm entschwanden. Das war interessant. Dieser Geheimgang musste direkt neben dem Raum mit den Schuhen verlaufen.
    In diesem Moment war ein leises Poltern zu hören. Es schien vom Dach zu kommen. Kai schlich zum Fenster. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf die Dächer und Hinterhöfe des Viertels. Zwar war der Mond von Wolken verhüllt, doch noch immer zeichneten sich die Umrisse der Nachbardächer scharf gegen den eigentümlich rosa schimmernden Nachthimmel ab.
    Angestrengt versuchte Kai, einen Blick hinauf zum überhängenden Hausgiebel zu erhaschen - und zuckte zurück. Ihm war, als sei soeben ein großer Schatten über die Hinterhöfe gesprungen. Tatsächlich. Wie eine riesige Spinne klebte an einer der gegenüberliegenden Hausfassaden ein schauerliches Wesen. Salamander gleich huschte es zu einer der Dachschrägen hinauf, um anschließend hinter einem schiefen Schornstein zu verschwinden.
    Was, in des Schicksals Namen, war Dystariel für ein Geschöpf? Er würde es eines Tages herausfinden. Irgendwie.
    Kai drehte sich um - und stieß unsanft gegen eine der Säulen in seinem Rücken. Gerade noch konnte er das ausgetretene Paar Stiefel daran hindern, auf den Boden zu fallen. In diesem Moment klappten hinter ihm die Läden des Fensters zu und Dunkelheit erfüllte den Raum. Oh nein! Nur das nicht.
    Wie schon vor einigen Wochen wurde das Zimmer von einem Moment zum anderen von lautem Trappeln, Laufen und Rennen erfüllt. Abermals fuhr ihm von irgendwoher ein geisterhafter Windzug über das Gesicht. In den Wänden quietschte und ächzte es und die Sockel mit den Schuhen wackelten und zitterten. Schlagartig wurde es still.
    Wie von Geisterhand bewegt, öffneten sich hinter ihm die Fensterläden. Graues Licht sickerte bis zur Zimmertür.
    Kai fixierte sie beklommen. Irgendwie wusste er, dass sie nicht zurück in den Gang zu seiner Kammer führen würde.

Das verfluchte Kabinett
    Finsternis hüllte Kai ein und in seinem Rücken erklang ein seltsames Schmatzen. Erschrocken wandte er sich um, doch es war wie vor einigen Wochen, als er zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Schuhzimmer gemacht hatte. Die geheimnisvolle Tür, durch die er eingetreten war, blieb verschwunden. Stattdessen strichen seine Finger über rissigen Stein.
    Keinesfalls befand er sich wieder in dem Schlafzimmer mit dem Spiegel. Dafür roch es um ihn herum allzu seltsam. Staubig. Trocken. Und irgendwie nach alten Fellen und ranzigem Fett.
    Kai rümpfte die Nase und streckte die Hände weit von sich, um einen Anhaltspunkt zu finden, der ihm half sich zu orientieren. Kaum hatte er einen Schritt gemacht, glommen rechter Hand zwei unheimliche Lichtpunkte auf. Sie glühten rot und hatten die Form von Augen. Kai schrie entsetzt auf und bemerkte erst dann, dass das Augenpaar zu einer schwarzen Wolfsmaske gehörte, die nicht weit von ihm entfernt von einer Dachschräge hing. Es waren keine richtigen Augen, sondern geschliffene, aus sich selbst heraus leuchtende Rubine, die in den Tierkopf eingesetzt worden waren. Nach und nach schälten sich im roten Dämmerlicht andere Gegenstände aus dem Dunkeln. Da

Weitere Kostenlose Bücher