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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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    Er konnte unmöglich nach unten gehen, klopfen und höflich darum bitten, dass ihm Magister Eulertin öffnete. Der Däumlingszauberer würde mit Sicherheit überaus wütend reagieren.
    Und das mit Recht.
    Was war er nur für ein Narr gewesen, dieses dreimal verfluchte Zauberzimmer mit den Schuhen zu betreten.
    Kai ging seufzend in die Hocke und dachte nach. Er steckte wirklich in der Klemme. Doch raus musste er hier. Irgendwie.
    Sein gequälter Blick glitt über das Ölgemälde an der Wand neben dem Erker. Es zeigte ein verkarstetes Stück Land, über dem heiß die Sonne flirrte. Im Hintergrund waren verbrannte Bäume und geschwärzte Ruinen zu sehen, durch die ein staubiger Wind brauste.
    Moment, was war das ? Kai erhob sich und näherte sich verwundert dem Bild. Mit jedem Lidschlag schien sich die dort dargestellte Szene ein wenig zu verändern. Eben noch waren die Staubfahnen des Windes weiter links im Bild zu sehen, doch jetzt trieben sie bereits über einem zerborstenen Turm am Horizont. Auch die Äste und Zweige der verbrannten Bäume im Vordergrund schienen sich zu bewegen. Unheimlich.
    Kai schüttelte sich und wandte sich ab. Über das eigenartige Ölgemälde konnte er sich auch ein andermal Gedanken machen. Er musste jetzt erst einmal einen Weg finden, um unbemerkt vom Magister zurück in seine Kammer zu gelangen.
    Da kam ihm eine Idee. Möglicherweise besaß der verborgene Gang ja noch weitere Ausgänge? Falls es hier keinen gab, nun, irgendwo musste sich doch noch eine Dachluke finden lassen, durch die er notfalls nach draußen klettern konnte. Der Plan schien ihm zwar ziemlich wagemutig, war aber immer noch besser, als ausgerechnet ins Zimmer des Magisters zu platzen.
    Kai stiefelte wieder zu jenem Teil des Dachbodens zurück, der schwach von den rot glühenden Augen der Wolfsmaske ausgeleuchtet wurde. Beim Sarg bog er ab, um den großen Schornstein, der hinunter zur Küche führte, genauer ins Auge zu fassen. Was sich in den eingerollten Teppichen befand, die gegen ihn gelehnt waren, wollte er lieber nicht wissen.
    Kai tastete die dicke Ziegelverkleidung ab und stellte fest, dass sie nur an einer Seite warm war. Seine Vermutung hatte sich also als richtig erwiesen. Gerade wollte er sich daranmachen, die Mauer abzuklopfen, als er mit dem Ellenbogen versehentlich ein Tuch berührte, das einen runden Gegenstand verbarg. Der Stoff rutschte zu Boden und Kai erblickte einen eichenen Sockel, auf dem ein faszinierender Gegenstand lag: eine kopfgroße Kugel aus Bergkristall.
    Kai stieß einen leisen Pfiff aus. Nicht nur, dass der Kristallball im Zwielicht verheißungsvoll funkelte, er ruhte zudem auf einer Fassung aus Gold, die wie eine Flammenkrone geformt war. Erst jetzt bemerkte Kai, dass im Innern des Kristalls trübe Schlieren waberten.
    Was war das für ein Zauberding? Im Gegensatz zu den anderen Objekten auf dem Dachboden wirkte die Kugel ganz und gar nicht Furcht einflößend. Sie machte eher einen majestätischen und geheimnisvollen Eindruck auf ihn. Vor allem war sie wunderschön.
    Er streckte langsam die Hand nach ihr aus. Dann, als nichts passierte, berührte er sie. Kai war, als träfe ihn einer der Blitze Mort Eisenhands.
    Ein greller Schmerz jagte durch seinen Arm und er sah, wie Flammen aus seinem Handrücken schlugen. Gepeinigt schrieer auf. Kai versuchte verzweifelt, seine Finger von der Kugel zu lösen, doch ihm war, als klebten sie daran fest. Nur am Rande bekam er mit, wie es in seinem Inneren rumorte. Die Kugel erstrahlte in goldenem Licht auf - und der Schmerz ebbte ab, so wie er gekommen war. Auch die Flammen auf seiner Hand fielen von einem Augenblick zum anderen in sich zusammen. Dafür riss der Nebel in der Kugel auf, als würden ihn Sturmböen auseinander treiben. Im rasenden Wechsel zuckten Bilder in der Kugel auf. Kai erblickte das Innere eines düsteren Gewölbes mit steinernen Sarkophagen, dann eine schroffe Ruine und mit dem nächsten Wimpernschlag die Wogen eines sturmgepeitschten Meeres. Unwillkürlich musste er an den Piraten Mort Eisenhand denken. Schlagartig änderte sich die Szene in der Zauberkugel. Vor Kais Augen flammte das Bild einer finsteren Alchemistenwerkstatt auf, die in einem alten Gewölbe untergebracht war. Auf langen Tischen standen Laborgeräte, daneben Käfige, in denen bedrohliche Schatten hin und her huschten. Am Bildrand jedoch flackerte es gleißend hell. Irrlichter! Der Ausschnitt in der Kugel wanderte hinüber zu einer Mauer aus quaderförmigen

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