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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Steinen, in die eine schmale Schießscharte mit eisernem Fensterkreuz eingelassen war. Dahinter konnte Kai vage einen Fluss ausmachen, dessen Fluten im Mondlicht glitzerten. Dunkel war die Silhouette eines Schiffes mit auffällig großem Heckkastell zu erahnen. In diesem Moment trat ein großer Schatten ins Bild, der einen schweren Sack heran wuchtete. Die Art sich zu bewegen, die Uniform. Bei allen Moorgeistern, das war Mort Eisenhand!
    Der untote Pirat drehte sich um und beim Anblick des zerfressenen Gesichts schrie Kai ein weiteres Mal auf. Endlich gelang es ihm, sich von der Kugel zu lösen. Die Bilder erloschen so plötzlich, wie sie gekommen waren, und er taumelte schwer gegen eine der herumstehenden Kisten. Kai keuchte und starrte seine schmerzende Hand an. Sie war unversehrt. Erst jetzt wurde er sich der bedrohlichen Geräusche bewusst, die überall um ihn herum den Dachboden erfüllten. Ein Wispern, Raunen und Schreien. Was war das? Schon glaubte er, ein näher kommendes Schnauben und Galoppieren vernehmen zu können, das von einem geisterhaften Heulen untermalt wurde. Vor allem das Heulen steigerte sich zunehmend zu einem schrillen und durchdringenden Ton, der als geisterhaftes Echo von den Wänden und Dachschrägen widerzuhallen schien.
    Kais Nackenhärchen richteten sich auf und er hielt ängstlich nach einem Versteck Ausschau. Doch es war zu spät. Vor ihm aus dem Fußboden brachen in diesem Augenblick die Leiber dreier durchscheinender Tiergestalten hervor, die ihn schnell einkreisten und an die Kaminwand zurückdrängten: ein Hirsch, ein Schwerthai und ein Stier.
    Es waren jene Tiergestalten, die er unten in der Eingangshalle schon so oft verdächtigt hatte, ihn zu beobachten. Sie waren in Wahrheit magische Wächter!
    Lauernd starrten sie ihn an.
    Kai sackte wimmernd zusammen, denn nach und nach wurden ihm die Folgen seines unüberlegten Tuns bewusst. Jeden Augenblick würde Magister Eulertin erscheinen. Und ganz sicher würde ihn der Zauberer für seinen Vertrauensbruch aus dem Haus jagen.
    Zu seiner Überraschung erschien nicht der Däumlingszauberer, sondern Quiiiitsss. So wie die Tiergeister zuvor, glitt der Poltergeist neben der seltsamen Gliederpuppe aus dem Boden und starrte Kai mit seinen schwarzen Telleraugen an.
    »Tststs, wen haben wir denn da?«, rasselte er hochmütig und schenkte ihm ein freudloses Spinnweblächeln. »Einen kleinen Zauberer auf Abwegen ? Na, das wird meinem Herrn aber gar nicht gefallen.«
    Kai schluckte und beobachtete den Poltergeist dabei, wie er den Hirsch tätschelte. Das Tier warf zornig den Kopf herum und reagierte mit einem sphärischen Schnauben. Quiiiitsss zog sich geschwind zurück. »Nanana, ich bin's doch nur, der alte Quiiiitsss«, raunte er und wandte sich wieder Kai zu. »Sehr bedauerlich, junger Herr. Ich hatte mich schon ein wenig an Euch gewöhnt. Ich werde mich dann wohl mal in Eure Kammer begeben, um Eure Sachen zu packen, was?«
    »AD LUCEM!«, erklang jenseits der Zauberkugel die laute Stimme des Magisters. Die drei Tiergeister nickten und lösten sich von einem Moment zum anderen auf. »Auch du darfst dich entfernen, Quiiiitsss!«, rollte die Stimme des Däumlings gebieterisch durch die Dunkelheit.
    Die Augen des Poltergeists zerflossen wie Lachen schwarzer Tinte und er versank ohne einen weiteren Kommentar im Fußboden.
    Kai sah, wie der Däumling aus der Dunkelheit heranschwebte. Er stand auf seinem Federkiel und hielt einen fichtennadelgroßen Stab in Händen, an dessen oberem Ende ein blaues Licht pulsierte.
    Betreten starrte Kai zu Boden. Er schämte sich fürchterlich.
    »Verdammt noch mal, wie bist du hier raufgekommen?«, fuhr ihn der Däumling an. »Ich . . . ich war in dem Zimmer mit den Schuhen«, presste Kai hervor. Warum er dort gewesen war, wagte er dem Magister nicht zu sagen. »Es tut mir Leid«, stammelte er. »Warum, Junge?« Eulertins Stimme klang bitter.
    Kai schwieg.
    »Verflucht noch mal, kannst du nicht reden ? Ich will von dir wissen, warum du dich nicht an meine Anweisungen hältst?«
    Kai blickte trotzig auf. Jetzt war eh alles verloren, da konnte er dem Magister ruhig sagen warum. »Weil Ihr mir nicht vertraut«, brach es aus ihm heraus. »Weil Ihr mich wie einen dummen Jungen behandelt. Ihr sagt mir zwar ständig, was ich alles nicht tun darf, aber ihr sagt mir nie, warum. Stets erzählt ihr mir nur das Allernotwendigste. Hätte ich mich gestern Abend nicht verlaufen, wäre ich nie Koggs und seinen Schmugglern begegnet.

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