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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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seinen Füßen erzitterte. Dann fühlte er sich von einem Schnabel gepackt, der ihn vom Boden riss und in die Luft emporhob.
    Kai stieß einen entsetzten Schrei aus und war froh, als Kriwa ihn auf ihrem Rücken absetzte.
    »Na, na, na, Junge«, lachte die Möwe spöttisch. »Ich werde dich schon nicht fressen. Ich ziehe Fische vor.«
    Kai versuchte sich an einem freundlichen Lächeln, doch es misslang. Nein, auf Dauer war diese Däumlingsgröße nichts für ihn. Wirklich nicht.
    »So, Junge. Und jetzt nimm mal einen Schluck von deinem vortrefflichen Spinnentrank«, war in seinem Rücken die Stimme Eulertins zu hören. Auch der Magier hatte es sich inzwischen auf dem Gefieder der Möwe bequem gemacht. »Du bist den Ritt auf einem Vogel nicht gewöhnt und ich will nicht, dass du uns während des Fluges herunterfällst.«
    Kai nickte stumm und zog den Spinnentrank hervor. Angewidert schluckte er etwas von dem zähflüssigen Saft und steckte die Phiole wieder ein. Es dauerte nicht lange und seine Hände klebten sicher an dem Gefieder der Möwe.
    »Los geht's«, krähte Kriwa. Kai sah staunend mit an, wie die Möwe ihre Flügel ausbreitete und sich vom Fußboden abstieß. Kurz darauf rauschten sie durch das offen stehende Fenster nach draußen und jagten zum strahlend blauen Himmel über der Stadt empor.
    Kai spürte, wie der Wind an seinen Kleidern zerrte und klammerte sich trotz des Spinnentranks verzweifelt an Kriwas Gefieder fest. Die Möwe schraubte sich immer höher und höher der Sonne entgegen, um schließlich auf einem der Höhenwinde gleitend in nördliche Richtung abzudrehen. Als sich Kai endlich traute, einen Blick nach unten zu werfen, entfuhr ihm ein freudiges Jauchzen. Der Anblick, der sich ihm bot, war überwältigend.
    Tief unter ihnen lag das rote und braune Dächermeer Hammaburgs, zwischen dem die Kanäle der Stadt wie dunkle Bänder glitzerten. Die Gärten ähnelten kleinen, grünen Inseln und auf den Straßen und in den Gassen waren Leute zu erkennen, die aus der Höhe kaum größer wirkten als Ameisen. Überhaupt sah die Stadt so aus, als habe ein Spielzeugmacher sie geschaffen.
    Kriwa segelte über das Hafenbecken mit den zerbrechlich wirkenden Koggen und Segelschiffen und überflog dann den Stadtwall, der mit seinen Miniaturtürmen nur wenig imposant wirkte. Dann folgte sie dem blauen Elbstrom in Richtung Nordmeer. »Magister!«, brüllte Kai gegen den Flugwind. »Was wird uns am Ende unserer Reise erwarten?«
    »Wenn meine Nachforschungen richtig sind, das Herz der nachtblauen Stille«, schrie der Zauberer zurück. »Es handelt sich dabei um ein Geschenk des Elfenkönigs Avalaion an einen der alten Könige von Albion. Der Mann litt unter einem fürchterlichen Fluch, der ihn bei Vollmond in einen Werwolf verwandelte. Das war vor über sechshundert Jahren. Das Herz der nachtblauen Stille vereint die Kräfte aller vier Elemente in sich und gilt als eines der machtvollsten Zauberheilmittel der bekannten Welt. Zumindest ist es das einzige, dessen Aufenthaltsort ich in Erfahrung bringen konnte. Kriege sind darum geführt worden, bis die Elfen es zurückforderten und es machtvollen Wesen anvertrauten, die es noch heute hüten.«
    »Was für Wesen?«
    »Du wirst sie kennen lernen, Junge.«
    Kai verdrehte die Augen. »Wollt Ihr mir nicht wenigstens verraten, um was es sich bei diesem Herz der nachtblauen Stille handelt?«, brüllte Kai abermals gegen das Rauschen des Windes an.
    »Ich weiß es nicht«, rief der Däumlingszauberer. »Du wirst es selbst herausfinden müssen.«
    Kai blickte verdutzt über seine Schulter, doch der Däumling war in den Anblick unter ihnen vertieft.
    Sie flogen nun über sanft geschwungene Hügel und grüne Wälder. Die Elbe hatte sich längst verbreitert, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass sie sich der Mündung des Flusses näherten. Hin und wieder erblickte Kai unter sich Boote. Es waren Flussfischer. Nur einmal sah er eine stolze Kogge, die den Weg zur Hafenstadt eingeschlagen hatte. Kai hatte erwartet, mehr von diesen großen Schiffen zu sehen. Dass sie so rar geworden waren, war offenbar eine Folge der Herrschaft Morgoyas über die nördliche See. Er wurde plötzlich auf eine Insel inmitten der Flussmündung aufmerksam, auf der ein schlankes Gebäude thronte, dessen Spitze rot gefärbt und wie eine Art Blütenkelch geformt war. Kai richtete sich auf dem Gefieder Kriwas auf, um einen besseren Blick auf das Bauwerk zu erhaschen.
    »Was ist das dort vorn?«, rief

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