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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Vogel an einem Schornstein vorbei, jagte an der Fassade des Nachbarhauses hinab in die Tiefe, um dann wild mit den Flügeln schlagend durch das offen stehende Fenster der Studierstube zu rauschen. Erschrocken wich Kai zurück und sah, wie die Möwe auf dem Buchständer aufsetzte, die Flügel zusammenfaltete und Eulertin anblickte.
    »Guten Morgen, verehrter Thadäus!«, kreischte die Möwe und machte sich daran, ihr Gefieder zu putzen.
    »Guten Morgen, meine Liebe«, antwortete der Zauberer und wandte sich Kai zu, der den seltsamen Besucher mit großen Augen anstarrte.
    Bei allen Moorgeistern! Das Tier konnte sprechen.
    »Wenn ich euch miteinander bekannt machen darf«, sagte der Däumling freundlich. »Kai, das hier ist Kriwa. Sie ist meine Vertraute. Kriwa, das hier ist Kai. Ich glaube, ich habe dir bereits von ihm erzählt.«
    »Ja, natürlich«, krächzte Kriwa. »Dann ist es heute wohl so weit, was ?« »Ja«, meinte Eulertin einsilbig. »Kai, wenn du nun die Güte hättest, zunächst das blaue Elixier zu dir zu nehmen ? Wir werden uns gleich auf eine Luftreise begeben. Dazu ist es notwendig, deine Gestalt auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren.« Er schmunzelte. »Und zwar auf Däumlingsgröße!«
    Überrascht starrte Kai das Fläschchen mit der blauen Flüssigkeit an. Ein Verkleinerungstrank also? Und anschließend eine Luftreise ? Die Wunder, die er im Haus des Zauberers erlebte, wollten einfach kein Ende nehmen.
    Neugierig tat er, wie ihm geheißen. Das Elixier roch und schmeckte irgendwie nach - Regenwürmern. Kai kam nicht weiter dazu, sich über die Bestandteile des Zaubertranks Gedanken zu machen, denn im nächsten Augenblick jagte ein schmerzhaftes Zerren und Reißen durch seine Glieder. Kai stöhnte auf und biss die Zähne zusammen. Er bemerkte, wie sich alles um ihn herum veränderte und schlagartig größer wurde.
    Nein, er war es, der schrumpfte!
    Als der Schmerz in seinem Körper endlich nachließ, ragte der Sessel mit Eulertins Haus wie ein Burgberg neben ihm auf. Ganz zu schweigen von den häusergroßen Kisten und Bücherstapeln, den riesigen Regalen und all den anderen Gegenständen im Zimmer. »Ich fasse es nicht!«, stammelte er.
    »Willkommen in meiner Welt!«
    Kai wandte sich um und erblickte Magister Eulertin. Erstmals wirkte der Däumling wie ein ganz gewöhnlicher Mensch auf ihn. Der Zauberer überragte ihn sogar leicht. Ihm war zuvor nicht bewusst gewesen, dass das bärtige Gesicht des Magiers so von Falten durchfurcht war. Und was die Stickereien auf seinem Gewand betraf, es waren tatsächlich Sterne und Kometen - und keine Staubflusen, wie er neulich geglaubt hatte. »Unglaublich«, murmelte er, als ihm jäh ein schrecklicher Gedanke kam. Wenn er so winzig klein war, waren folgerichtig alle anderen Lebewesen um ihn herum überaus groß. Gehetzt schaute er sich um und wich erschrocken einen Schritt zurück. Bang starrte er zu den grünen Monsterfröschen auf. Wenigstens saßen sie hinter dickem Glas. Aber wo war diese verdammte Spinne, die hier irgendwo zwischen all dem Gerumpel lauern musste ?
    »Ist das hier unten auf dem Fußboden nicht etwas gefährlich?«, flüsterte Kai, der sich plötzlich wünschte, er wäre vorhin freundlicher mit der Spinne umgegangen. »Ach, alles eine Sache der Gewöhnung«, entgegnete Eulertin ruhig, der seinem Blick gefolgt war. »Man lernt schnell, welche Tiere gefährlich sind und welche nicht. Die vier Donnerfrösche dort oben auf ihren Leitern fressen nur Fliegen und Mücken. Du solltest dich lieber vor Letzteren in Acht nehmen. Ein Mückenstich kann für Wesenunserer Größe tödliche Folgen haben.«
    Der Zauberer zwinkerte ihm beruhigend zu und pflanzte seinen Zauberstab vor sich auf. Erst jetzt bemerkte Kai, wie kunstvoll er geschnitzt war. Er entdeckte darauf die Zauberzeichen für Wind und Luft. Zudem schlängelten sich luftige Gestalten um den Schaft, deren Backen ähnlich aufgeblasen waren, wie die jener Geschöpfe draußen auf dem Boden der Eingangshalle. Am ungewöhnlichsten aber war der Saphir oben an der Spitze des Stabes, in dem ein geheimnisvolles blaues Licht waberte.
    »Also, dann wollen wir mal«, erklärte Eulertin forsch und starrte nach oben. »Kriwa?« »Komme schon«, krächzte es über ihnen. Kai sah, wie hoch über ihren Köpfen der Riesenvogel seine Schwingen ausbreitete. Er schloss einfach die Augen und versuchte, nicht länger über all das nachzudenken. Kurz darauf streifte ihn ein heftiger Windzug und der Boden unter

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