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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Nebelfetzen waberten über die dunklen Fluten. Ohne Zweifel, das musste der Hexenpfuhl sein. Das Licht des Mondes, das sich fahl durch die Wolkendecke quälte, vermochte den grauen Dunst nicht zu durchdringen, und so blieb ihnen verborgen, ob sich in der Mitte des Gewässers tatsächlich der Nachtschattenturm befand.
    Kai lief ein Schauer über den Rücken. Sogar Olitrax gab ein ängstliches Fauchen von sich.
    »Noch einmal werde ich Eurem Ruf nicht folgen«, sagte die Dryade. »Dieser Ort ist böse.«
    Meline tanzte federleicht auf Kai zu und warf ihr langes Blätterhaar in einer anmutigen Geste zurück. Wehmütig streichelte sie ihm über die Wange.
    »Ich hoffe, wir beide sehen uns eines Tages wieder, hübsches Menschenkind«, säuselte sie. »Vielleicht hast du dein kleines Problem bis dahin im Griff...«
    Gilraen hob interessiert die Augenbraue, doch glücklicherweise musste Kai nichts erwidern. Fi kam ihm zuvor.
    »Wir danken dir, Kind der Wälder«, erklärte sie. »Aber ich bin mir sicher, du wirst schnell einen anderen finden, dem du den Kopf verdrehen kannst.Kai braucht den seinen noch.«
    Die Dryade maß Fi mit belustigtem Blick und erwiderte etwas auf Elfisch. Fi antwortete in derselben Sprache und ihr war deutlich ihre Verärgerung anzumerken. »Du bist eine Heuchlerin, Elfe«, flüsterte die Dryade, sodass auch Kai sie wieder verstehen konnte. Unter perlendem Gelächter verschwand sie im Stamm der Birke. Kai war sich sicher, dass ihm soeben etwas Wichtiges entgangen war. Doch weder Fi noch Gilraen machten Anstalten, ihn darüber aufzuklären. Er kramte daher die Mondsilberscheibe mit den beiden Zwillingen hervor.
    »Nivel?«, rief er.
    »Mein Bruder, dieser Feigling, traut sich nicht«, ertönte die nasale Stimme Levins. »Dem Guten fehlt es eben an Charakterfestigkeit. Ich werde Euch daher führen, hochverehrter Adept.«
    »Ich bin kein Feigling«, schepperte es tief beleidigt von der Rückseite der Mondsilberscheibe her. »Ich bin bloß vorsichtig.«
    »Also, Levin, sind wir hier richtig, wenn wir diesen Fährmann finden wollen?« »Nein, hochverehrter Adept. Geht in westlicher Richtung am Ufer entlang, dann werdet Ihr einen Felsen finden, in dessen Gestein ein Nebelhorn eingelassen ist. Dieses müsst Ihr blasen. Dann wird der Fährmann kommen. So war es jedenfalls damals.« »Gut, kommt mit.«
    Kai und die beiden Elfen machten sich auf den Weg durch den Nebel, und Kai hoffte, dass Magister Eulertin und Dystariel bald zu ihnen stoßen würden. Vorsichtshalber entzündete er die magische Fackel am Ende seines Stabes, sodass die beiden sie aus der Luft besser ausmachen konnten.
    Draußen auf dem Wasser gluckste es, während sie die schlammige Böschung entlangschritten. Die dichten Nebelschwaden trieben mehr und mehr ans Ufer heran und streiften kühl und feucht über ihre Gesichter. Kai schauderte. Es fühlte sich so an, als würde dieser unheimliche Dunst ... leben.
    Endlich tauchte vor ihnen ein großer, fast hüfthoher Felsen aus dem wabernden Nebel auf. Fi zückte ihren Bogen und Gilraen trat vorsichtig näher. Kai leuchtete ihm. Eine schleimige Moosschicht bedeckte den Stein von oben bis unten und ein übler Geruch nach Schlick und Moder stieg auf.
    »Seid vorsichtig«, sprach Fi. »Ich spüre, dass dieser Felsen von unheimlicher Macht beseelt ist.«
    Gilraen kratzte den glitschigen Bewuchs mit seinem Schwert ab und enthüllte nach und nach das reliefartige Bildnis eines schlichten Signalhorns.
    »Verdammt«, fluchte der Elf. »Hier wurde bloß ein Nebelhorn in den Stein geritzt. Das echte muss schon lange fort sein.«
    »Nein, nein, werter Herr Elf«, erwiderte der Zwilling mit gesenkter Stimme. »Ihr steht vor dem richtigen Horn. Seine Magnifizenz, äh, ich meine der Hexenmeister, vermochte stets ohne Probleme das Horn aus dem Stein zu ziehen.«
    Ratlos sahen sich die drei Gefährten an.
    »Ich befürchte, hier wird uns nur Magister Eulertin weiterhelfen können«, meinte Kai und setzte Olitrax endlich auf dem Boden ab. Aus den Nüstern des kleinen Drachen dampfte es und er schlug mit einer Tatze nach irgendetwas, was vor ihm im Schlamm Reißaus nahm.
    »Ich hoffe, der Zauberer und die Gargyle beeilen sich«, meinte der Elf. »In wenigen Stunden geht bereits wieder die Sonne auf.«
    Schweigend harrten sie neben dem Felsen aus und starrten angestrengt in den Nebel. Hin und wieder meinte Kai dunkle Phantome in ihm ausmachen zu können, doch vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
    Endlich war

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