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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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über ihnen das Rauschen von Schwingen zu hören.
    Kai schwenkte seinen brennenden Zauberstab. Kurz darauf war ein dumpfer Aufschlag zu hören und schon schälte sich die düstere Silhouette der Gargyle aus dem grauen Dunst.
    »Ich hoffe, ihr habt euch hübsch ausgeruht«, rollte ihnen Dystariels tiefe Stimme entgegen.
    Auch der Flügelschlag Kriwas war jetzt zu vernehmen. Die Möwe landete auf Fis ausgestrecktem Arm.
    »Bisher scheint unser Vorhaben unter einem guten Stern zu stehen«, begrüßte Magister Eulertin die Wartenden. »Und habt ihr schon herausgefunden, was wir tun müssen, um zum Nachtschattenturm überzusetzen ?«
    Fi erklärte ihm leise ihr Problem und trat mit Kriwa und Eulertin an den Fels heran. Kai leuchtete ihnen.
    »Hm«, brummte Eulertin. Er erhob sich und murmelte eine Formel. Grüne Funken knisterten über das Gestein und lösten sich ohne sichtbare Wirkung auf. Er probierte es mit zwei weiteren Zaubersprüchen. Ebenfalls erfolglos. Plötzlich hellten sich seine Züge auf.
    »Murgurak, Murgurak«, murmelte er. »Nicht schlecht.«
    Er wandte sich zu Dystariel um. »Der Hexenmeister hat dieses Horn mit einer hinterhältigen Spielerei belegt, meine Liebe. Ich vermute, nur Geschöpfe der Nacht vermögen es, das Horn an sich zu nehmen. Vielleicht wärst du so gut und hilfst uns bei diesem kleinen Problem.«
    Die Gargyle trat schnaubend an den Felsen heran, fixierte das eingeritzte Bild und streckte ihre Krallenhand aus. Kaum berührte sie den Stein, gewannen die Konturen des Reliefs an Tiefe. Mit einem Ruck zog die Gargyle das Horn heraus, und triumphierend fletschte sie die Reißzähne.
    »Blas hinein!«, forderte Eulertin sie auf.
    Dystariel stampfte zum See, und Kai sah wie der Nebel vor ihr zurückwich. Sie setzte das Horn an die rissigen Lippen und ein tiefer, klagender Ton war zu hören, der Kai die Nackenhaare aufstellte. Olitrax presste sich zitternd gegen seine Beine, und so bückte er sich, um den Kleinen auf den Arm zu nehmen. Das unheimliche Geräusch rollte weit über den See und die Berge warfen ein düsteres Echo zurück.
    Es schien, als würde der Nebel sich noch mehr verdichten. Ein eisiger Windzug kam vom See her auf und trieb nasskalte Schleier heran, die sich klamm auf Kleidung und Ausrüstung legten. Kurz darauf drang ein gespenstisches Knarren aus dem Dunst. Kai blinzelte. Furchtsam peitschte der Schwanz des kleinen Drachen hin und her und aus seinen Nüstern quoll unentwegt Rauch.
    Eine dunkle Gestalt näherte sich von der Mitte des Sees her dem Ufer. Sie konnten hören, wie in regelmäßigen Abständen ein Paddel ins Wasser getaucht wurde. Endlich zeichneten sich die Umrisse eines nachtschwarzen Kahns ab, an dessen Bug ein bleicher Totenschädel hing. In den Augen und in der Mundhöhle des Skelettkopfs flackerte rotes Licht.
    Bei allen Moorgeistern! Kai packte das Grausen, als er den Fährmann selbst erblickte. Die Gestalt stand hoch aufgerichtet am Heck der Fähre und war in eine graue Kutte mit langer, überhängender Kapuze gehüllt. Doch je näher ihnen das geisterhafte Wesen kam, desto deutlicher war zu erkennen, dass der Stoff in Wahrheit nichts anderes als Nebelfetzen war, die wie zerrissenes Segeltuch in einem unsichtbaren Sturm flatterten. Knirschend schrammte der Bug des Kahns ans Ufer, und Kai wich entsetzt vor dem rötlich schimmernden Totenschädel zurück. Ein Seitenblick überzeugte ihn davon, dass es Gilraen und Fi nicht anders erging.
    Die Einzige, die unerschrocken am Ufer stand und nicht einen Zoll vor dem Fährmann zurückwich, war Dystariel. Die Gargyle entfaltete ihre schwarzen Schwingen und hob das Signalhorn.
    »Wir wollen zum Nachtschattenturm!«, zischte sie.
    »Dann steigt ein«, raunte der Fährmann mit Grabesstimme und wandte sich ihnen zu. Kai erstarrte. Anstelle eines Gesichts gähnte ihnen ein schwarzes Loch entgegen. »Begrüßt die Nacht und lasst all Eure Hoffnungen fahren.«

Der Nachtschattenturm
    Ein Ruck ging durch die Fähre, als das unheimliche Boot auf festen Grund stieß. Kai erschien es mittlerweile mehr als zweifelhaft, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, ausgerechnet Murguraks altem Nachtschattenturm einen Besuch abzustatten. Kai folgte dem Beispiel Fis und Gilraens und sprang von Bord. Mit einem platschenden Laut sanken seine Stiefel in den weichen Untergrund und etwas Dunkles zog sich schlängelnd vor ihnen zurück. Er sah zu, dass er festen Boden erreichte. Dystariel hängte sich das Signalhorn kurzerhand um den

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