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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Hals und sprang ihrerseits über die Reling. Der düstere Fährmann stieß das leere Boot lautlos vom Ufer ab und war schon kurz darauf wieder im Nebel verschwunden.
    Gebannt starrten die Gefährten auf das schwarze Bollwerk, das sich nach und nach ihren Blicken enthüllte. Vor ihnen ragte die bedrohliche Silhouette eines hohen, quadratischen Granitturms aus dem Dunst. Eng an eine der Außenmauern gepresst strebte ein schmalerer, runder Turm empor, der fast ebenso hoch wie das Hauptgebäude war. Auf der anderen Seite des Bergfrieds befanden sich zwei kleinere Erkertürme mit spitzen Dächern, die sogar die Zinnen des Hauptturms überragten. »Ohne Zweifel Murguraks Nachtschattenturm«, stellte Eulertin fest, der auf Dystariels Schulter stand. Kriwa hatte er schweren Herzens zu den Harzenen Bergen zurückgeschickt. Die Möwe sollte Amabilia über das Schicksal der Feenkönigin und ihr weiteres Vorhaben unterrichten.
    »Ganz offensichtlich hat der Turm die letzten tausend Jahre unbeschädigt überstanden«, fuhr der Däumling misstrauisch fort.
    »Wenn ihr mich fragt, ist das kein gutes Zeichen«, sagte Gilraen und zog sein Schwert. »Lasst uns keine Zeit verlieren«, grollte Dystariel.
    Stampfend setzte sie sich in Bewegung und auch die anderen ließen die befremdliche Nebelwand, die die Insel umgab, zügigen Schrittes hinter sich.
    Sie erreichten ein Tor, das in das Mauerwerk des Nachtschattenturms wie ein zahnbewehrtes, dunkles Maul eingelassen war. Das Gitter war heruntergelassen. Kai folgte dem Blick des kleinen Drachen auf seinem Arm, der an den großen Steinquadern der Turmwand emporstarrte. Vor dem Zwielicht des Nachthimmels war zu erkennen, dass die hoch aufragenden Außenmauern mit düsteren Pfeilern verziert waren, auf denen eine Reihe schauriger Skulpturen standen. Werwölfe mit aufgerissenen Schlünden, hörnerbewehrte Dämonen, menschliche Skelette und immer wieder katzenartige Gestalten mit Fledermausköpfen und spindeldürren Gliedmaßen. Kai wusste, dass es sich bei ihnen um schreckliche Albe handelte. Olitrax fauchte. »Bevor wir da hineingehen«, sagte Eulertin leise, »will ich, dass sich jeder von uns bewusst ist, dass wir gerade dabei sind, einen der vermutlich gefährlichsten Orte des Kontinents zu betreten. Dieser Turm wurde von niemand Geringerem als Murgurak dem Raben genutzt. Er war der gefährlichste Hexenmeister, den die Welt bis Morgoya kannte. Auf gar keinen Fall hat er den Nachtschattenturm ungesichert zurückgelassen. Dämonen, Fallen, Trugbilder. Da drin kann uns alles Mögliche erwarten. Seid also vorsichtig! Was wir suchen, sind Hinweise, was Pelagor mit Buch, Armreif und Stab des Hexenmeisters vorhaben könnte. Haltet also vornehmlich nach Schriften Ausschau und versucht möglichst zusammenzubleiben. Haben wir uns verstanden?« Die anderen nickten. »Gut. Dystariel, wenn ich dich bitten dürfte.« Der kleine Magier deutete mit seinem Zauberstab auf das Gatter.
    Die Gargyle trat vor, umschloss das schwere Gitter mit ihren Krallen und stemmte sich schnaufend dagegen. Ein hässliches Quietschen und Scheppern erfüllte die Nacht. Über ihnen stob ein Schwärm Raben auf, die das Tun der Gargyle mit empörtem Krächzen begleiteten.
    Bei allen Moorgeistern! Kai starrte angestrengt in die Dunkelheit. Irrte er sich oder waren die Vögel da oben tatsächlich skelettiert? Bei manchem der flatternden Schemen wies das Gefieder Löcher auf, durch die er bleich die Knochen schimmern glaubte. Dystariel ächzte. Doch nach und nach hob sich das schwere Gatter, das schließlich einrastete und sich nicht mehr bewegte.
    »Kommt!«, befahl der Däumlingsmagister und wartete, bis Fi, Gilraen und Kai unter den eisernen Spitzen hindurchgeschlüpft waren. Gemeinsam mit Dystariel folgte er ihnen.
    Sie standen schließlich vor einem schweren Eichenportal, dessen Doppelflügeltüren mit bronzenen Türklopfern ausgestattet waren. Diese hatten die Form dämonischer Fratzen mit gefletschten Zähnen und großen Nüstern, aus deren Löchern Ringe ragten. »Beiseite!« Dystariel klopfte mit einem der Ringe kurzerhand gegen das Holz. Das laute Pochen hallte laut durch den Turm und von irgendwoher war leises Wehklagen zu hören.
    »Dystariel, was machst du da?«, herrschte Eulertin die Gargyle an.
    »Du hast doch selbst gesagt, dass wir keine Zeit haben«, erwiderte Dystariel ungeduldig. In diesem Moment klappten die Augen der beiden Dämonenfratzen auf und starrten sie misstrauisch an. Schnarrend sprach sie der rechte

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