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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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abgesetzt, in dem es bestialisch nach Schlachtabfällen und Fäkalien stank. Er rümpfte die Nase und starrte auf die ungepflegten Rückseiten alter Fachwerkhäuser, deren Giebel vor dem Nachthimmel wie spitze Zahnreihen wirkten. Wo er auch hinblickte, standen Abfalltonnen herum, so als hätten ihre Besitzer längst vergessen, dass sie diese hier abgestellt hatten.
    Von einem der Hausgiebel herab segelte nun auch Olitrax mit Eulertin auf dem Rücken in die Tiefe, der ihnen treu über das Dächermeer Fryburgs gefolgt war. Wie selbstverständlich krallte er sich auf Kais Arm fest, den dieser, ohne weiter nach zudenken, ausgestreckt hatte. Es war schon seltsam, wie vertraut ihm der kleine Drache inzwischen geworden war. Seine Nähe war irgendwie tröstlich.
    Aus einem engen Kellereingang tauchten zwei bekannte Gestalten auf: Fi und Gilraen. Dystariel hatte die beiden Elfen als Erste nach Fryburg gebracht. Bislang hatten sie Glück gehabt und waren unentdeckt geblieben.
    »Viel Zeit bleibt uns nicht mehr«, rasselte Dystariel.
    Sie faltete ihre Schwingen zusammen und sah zum Himmel auf. In der Ferne war bereits ein schwacher roter Schimmer zu erkennen. Die Sonne würde bald aufgehen. »Beeilen wir uns«, wisperte Eulertin. »Unser Ziel ist das Heim von Haragius Äschengrund. Leider war ich erst einmal in Fryburg. Aber ich denke, vom großen Marktplatz der Stadt aus werde ich schnell wieder dorthin finden. Dystariel, ich schlage vor, du folgst uns über die Dächer.«
    »Wie du willst«, röhrte die Gargyle und sprang überraschend lautlos zu einem Mauersims empor, von wo aus sie wie eine riesige Eidechse an einer der Hauswände empor kletterte.
    Kai schickte Olitrax hoch auf eines der Dächer. Mit einem Drachen würden sie zu sehr auffallen. Auf einen Wink von Eulertin hin folgten die Gefährten dem Däumling durch einen niedrigen Torbogen hindurch und erreichten eine enge Gasse, die von schäbigen Wohnquartieren gesäumt wurde.
    »Passt auf, dass ihr nicht aus Versehen in einen dieser Straßenkanäle stolpert«, ermahnte sie Magister Eulertin leise. »Das passiert selbst den Fryburgern immer mal wieder. Die Stadt ist berühmt für ihre vielen kleinen künstlich angelegten Bäche. Sie durchziehen das gesamte Stadtgebiet und werden von Wassergeistern beschützt, die über seine Reinheit wachen und dafür sorgen, dass Fryburgs Bewohner stets frisches Trinkwasser haben. Diese Einrichtung ist einmalig in den freien Reichen.«
    »Sehr nützlich«, meinte Kai, dem auffiel, dass es hier vergleichsweise sauber roch. Ganz im Gegensatz zu den Straßen Hammaburgs, die er in den vergangenen Monaten kennengelernt hatte.
    »Seid Ihr Euch sicher, Magister?«, flüsterte Fi.
    Die Elfe bückte sich, schöpfte vorsichtig etwas Wasser aus dem Bach und kostete es. Angewidert spuckte sie es wieder aus. »Es schmeckt ... bitter. Und es strömt einen seltsamen Geruch aus.«
    Gilraen tauchte eine Hand hinein und schnupperte daran. »Fi hat Recht. Wie bekommen die Menschen dieses Zeug nur runter?«
    Kai probierte nun ebenfalls davon, doch er schmeckte und roch nichts Ungewöhnliches. »Also, ich finde nichts daran«, sagte er. »Im Gegenteil, so klares Wasser würde ich vielleicht in einem Gebirgsbach vermuten, aber nicht in einer so großen Stadt wie Fryburg.«
    »Trotzdem stimmt mich eure Beobachtung nachdenklich«, entgegnete Magister Eulertin. »Euer elfischer Geruchs- und Geschmackssinn ist weit besser ausgeprägt als der unsere. Wir sollten es besser vermeiden, davon zu trinken. Doch darum kümmern wir uns später. Jetzt lasst uns weitergehen.«
    Eulertin führte sie in eine schmale, dunkle Seitengasse. Von dort aus überblickten sie einen großen, gepflasterten Platz, in dessen Mitte ein gedrungener Turm mit spitz zulaufendem Dach stand, der wie ein mahnender Finger zum Himmel aufragte. Der Bau wurde von einem der Fryburger Bäche umflossen und er überragte die übrigen Bauten der Stadt um Längen. Auf Pfeilern, die die dunkle Außenmauer des Turms säumten, standen unheimliche Skulpturen. Nirgends an der hohen Fassade war eine Fensteröffnung zu erkennen. Ein Hungerturm ? Doch warum war er dann so groß und massiv? Ohne es zu bemerken, war Kai ein paar Schritte vorgetreten, und Gilraen zog ihn hastig wieder zurück.
    »Nicht so unbedacht, Letzte Flamme. Wir sollten es besser vermeiden, so schnell auf uns aufmerksam zu machen. Zumindest so lange, bis wir wissen, was hier vor sich geht.«
    Von ihrem Versteck aus beobachteten sie

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