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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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verbranntes Fleisch sehen. Doch nein - viel schlimmer noch.
    Gilraen war nicht mehr er selbst. Seine Beine, sein rechter Arm und Teile seines Oberkörpers sahen eckig und kantig aus und hatten schroffe Formen angenommen. Fast so wie bei einer Gargyle!
    Entsetzt hob Kai seinen Zauberstab.
    »Nun weißt du es«, röhrte Gilraen mit schwerer Stimme. »Das war es, was ich vor euch verborgen gehalten habe. Der verdammte Gargylenkeim steckte die ganze Zeit in mir. Damit hat mich Morgoya all die Jahre erpresst. Ich dachte ...« Gilraen biss unter Knirschlauten die Zähne zusammen und betrachtete verzweifelt seine Hände. Sie hatten bereits klauenartige Formen angenommen. »... ich dachte, dass ich auf dem Kontinent vor ihr sicher wäre. Doch seit unserer Begegnung mit dem Nachtmahr schreitet diese Pest in mir in rasender Schnelligkeit voran. Wann immer ich verwundet werde, wird es schlimmer. Meine Haut und meine Muskeln werden hart wie Stein.«
    Tränen sammelten sich in den Augen des Elfen und endlich fand Kai Antworten auf all die Fragen, die ihn schon so lange plagten. Etwa Gilraens seltsamer Zustand, in dem sie ihn auf Asmus' Schiff vorgefunden hatten. Natürlich. Der Elf war dem Unendlichen Licht von Berchtis' Leuchtturm ausgesetzt gewesen. Doch offenbar hatte sich der Keim des Bösen damals noch nicht weit in seinem Körper ausgebreitet. Statt ihn töd lieh zu verletzen, hatte das Licht ihn lediglich in eine todesähnliche Starre versetzt. Und endlich begriff er auch, warum Gilraen nicht mit ihnen zusammen in das Feenreich gereist war. Schattenkreaturen vermochten es nicht zu betreten. Doch ein letztes Rätsel blieb.
    »Was hast du damals in der Zwergenfestung wirklich gesucht?«, fragte Kai. Gilraen starrte ihn irritiert an und schnaubte resigniert. »Dieses Bergauge, das die Däumlingshexe am Tag meines Erwachens erwähnt hat. Amabilia sprach davon, dass die Zwergenheilerinnen mit dieser Zauberkugel alle Krankheiten erkennen können. Ich wollte wissen, ob mich ihr Zaubertrunk wirklich von Morgoyas Fluch erlöst hat. Doch die Zwerge hatten mich entdeckt, bevor ich dieses Bergauge finden konnte.« Gilraen ballte seine Klauenhand. »Heute weiß ich, dass mich Amabilia nicht geheilt hat. Und jetzt ... ich kann diese Verwandlung nicht aufhalten. Das Tageslicht brennt bereits wie Säure auf meinem Körper. Bald werde ich wie all die anderen Gargylen sein. Eine Kreatur der Nacht. Gezwungen, Morgoya willenlos zu dienen. Niemals darf das geschehen. Niemals! Für mich gibt es jetzt nur noch eine Hoffnung ...«
    Gilraen kniete sich mit knackenden Gliedern neben Fi, streichelte traurig ihre Wange und zog die Kette mit dem Glyndlamir hervor. Mit einem Ruck riss er das Mondsilberamulett von ihrem Hals.
    »Nicht!«, schrie Kai. »Gib es ihr zurück!«
    »Zwing mich nicht, dir wehzutun, Zauberlehrling«, fuhr ihn der Elf an. »Du weißt, dass ein Kampf gegen mich aussichtslos ist.«
    Kai sah entsetzt in die Runde, doch er stand alleine. Er wusste, dass Gilraen Recht hatte. Außerdem fühlte er sich seit Eulertins Angriff unendlich schwach.
    »Du hast es im Nachtschattenturm selbst gelesen«, sagte Gilraen hoffnungsvoll und betrachtete das Amulett andächtig. »Schon einmal hat der Glyndlamir einen seiner Hüter geheilt. Ich bin ebenfalls sein Hüter, er kann mich vielleicht retten.« Der Elf erhob sich mit und schleppte sich zurück zu Dystariel. Ungläubig sah Kai mit an, wie Gilraen auch noch Sonnenfeuer an sich nahm.
    »Bitte Fi in meinem Namen um Verzeihung«, sprach der Elf. »Sag ihr, dass ich zu den Schattenklüften aufbrechen und kämpfen werde. Ich bin mir sicher, dass sich die Prophezeiung auf diese Weise erfüllt. Und ich warne euch: Versucht nicht, mich aufzuhalten.«
    Gilraen kehrte ihm mit einem letzten, drohenden Blick den Rücken und wankte auf den Ausgang der Grotte zu.
    »Wir ... wir werden eine Lösung für dich finden«, schrie ihm Kai hinterher. »Dystariel hat es doch auch irgendwie geschafft.«
    Der Elf drehte sich noch einmal zu ihm um und lachte bitter.
    »Nein, Letzte Flamme«, sprach er mit brüchiger Stimme. »Diese Hoffnung hatte ich selbst. Doch inzwischen ahne ich, warum Dystariel nicht so ist wie die anderen Gargylen. Morgoya hat es ganz einfach nicht fertiggebracht, ihr Werk zu vollenden ...« »Wovon, bei allen Schicksalsmächten, sprichst du?«, brüllte Kai.
    Gilraen trottete schweigend weiter, bis er den Ausgang der Höhle erreicht hatte. Noch einmal wandte er sich zu ihm um und schüttelte den

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