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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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erstarrt vor ihnen.
    Kai hätte am liebsten selbst geschrien. Doch seiner Kehle entwich nur ein klägliches Wimmern.
    Roxana trat ins Licht, blinzelte beim Anblick der Gargylenstatue und fuhr sich zufrieden über das Kinn.
    »Na, wer sagt es denn.«
    Abermals waren leise Geräusche aus dem hinteren Ende der Höhle zu vernehmen. Roxana warf Kai eine Kusshand zu und legte sich, die Hand am Kelch, provozierend langsam auf die Erde. Dann schrie sie mit veränderter Stimme. »Nein, bitte. Tut mir nichts! Reicht es Euch nicht, was Ihr der Gargyle angetan habt? Ich bin doch noch so jung, ich will leben!«
    Kai kämpfte verzweifelt gegen den Hexenzauber an, doch mehr als einen Finger vermochte er nicht zu rühren.
    In diesem Augenblick jagten drei wütende Windelementare auf ihn zu und rissen ihn empor. Kai schrie lautlos auf und hatte im selben Moment das Gefühl, als würde ein schweres Geschoss in seinem Leib einschlagen. Dicht neben ihm war jetzt Eulertin zu sehen, der ihn unerbittlich mit seinen grünen Blitzen angriff, während Fi und Gilraen auf sein falsches Ebenbild zuhetzten.
    Kreischend stürzten die beiden Wasserwesen aus dem See und warfen sich auf sie. Kai wimmerte derweil vor Schmerzen und spürte, wie ihn nach und nach die Lebenskraft verließ.
    »Er ist es nicht!«, jammerte Levin irgendwo vom Ufer her. »Die Hexe täuscht euch. Sie hat ihre Gestalt mit dem Jungen getauscht.«
    Eulertin brach seinen Angriff erschrocken ab und wirbelte herum, doch es war zu spät. Während sich die beiden Elfen im Nahkampf mit den Wasserelementaren befanden, hatte Roxana den Kristallkelch geöffnet und hielt ihn in Richtung Däumlingsmagier. Eulertin stieß einen Schrei aus. Sein kleiner Schatten, der im grellen Licht klar am Boden zu erkennen war, zog sich auf grässliche Weise in die Länge und wanderte auf die Kelchöffnung zu. Die Laute, die der Däumling von sich gab, ähnelten mehr und mehr einem Gurgeln. Kai konnte sehen, wie der Magister verzweifelt darum bemüht war, Gegenzauber zu weben, doch wann immer er dazu ansetzte, begann sein lang gezogener Schatten zu zittern, und er schien noch mehr Schmerzen zu erleiden. Längst war ihm der kleine Stab entglitten und Eulertin trudelte neben Kai zu Boden. Ein widerwärtiges Reißen ertönte und Eulertins Schatten verschwand endgültig im Kelch. In dem Kristallpokal wirbelte es düster auf, so als wäre er mit Rauch gefüllt. Roxana schloss ihn und wandte sich lächelnd zu den beiden Elfen um, die es gerade geschafft hatten, die Wasserwesen zu überwinden.
    Auch Kai fiel zu Boden, da sich von einem Augenblick zum anderen Eulertins Windelementare auflösten. Schmerzhaft prallte er auf dem Rücken auf und eine Weile lang sah er nur bunte Sterne. Ihm war schlecht. Doch zu seiner Überraschung konnte er jetzt wenigstens wieder mit den Augen blinzeln und ein wenig seine Finger bewegen. Panisch richtete er seinen Blick auf das Kampfgeschehen. Die Lage war hoffnungslos. Die Oberhexe traktierte die beiden Elfen mit grellen, grünen Strahlen, die aus ihren Fingerkuppen schössen. Sie gingen von den Hexenschüssen getroffen in die Knie, dann kippten sie röchelnd um.
    »Bei allen Schattenmächten, bin ich gut!« Roxana lachte triumphierend und wandte sich wieder zu Kai um. »Die Nebelkönigin wird mehr als zufrieden mit mir sein. Ich habe ihre Erwartungen noch übertroffen.«
    Der Zauberlehrling verdrehte verzweifelt die Augen in dem Bemühen, irgendwo Äschengrund oder Olitrax zu erblicken. Seine Hoffnung schwand endgültig, als sich Roxana mit dem Kelch in der Hand über ihn beugte.
    »Ich frage mich«, sprach sie, »ob es Morgoyas Plänen entspricht, wenn ich deinen Schatten und deine Zauberkraft ebenfalls einfange?«
    Sie weidete sich eine Weile am entsetzten Ausdruck in seinen Augen und schenkte ihm wieder ihr gemeines Lächeln. »Sicher fragt sich mein kleines Flämmchen jetzt, was das überhaupt für ein nützliches Artefakt ist, stimmt's?«
    Sie hob den kristallenen Pokal, in dem es noch immer dunkel wirbelte. »Man nennt ihn den Schattenkelch. Er gilt schon seit Jahrhunderten als verschollen, doch das Schicksal hat ihn mir in die Hände gespielt. Er wurde von einer Schwarzelfe geschaffen, und er sorgt dafür, dass seine Opfer ihre Zauberkraft verlieren.« Roxana lachte hässlich. »Wenn man ihn öffnet und den Schatten des Opfers trinkt, kann man sein Wissen und auch einen Teil seiner Kräfte in sich aufnehmen. So, jetzt weißt du, wie ich die Feuermagier vor dir erledigt

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