Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
das Sigur Drachenherz einst gegen ihn führte, doch sie sind für Drachen allesamt gefährlich. Wir werden sie rauben und erneut gegen ihn einsetzen. Nur müssen wir schnell handeln. Und dazu benötigen wir Eure Unterstützung.« »Der Plan gefällt mir«, brummte der Markgraf grimmig. »Erläutert mir die Details.« »Wir benötigen einen Eurer Greife - und vor allem viel Glück ...«
Der kalte Höhenwind zerrte an Kais Kleidung, während sie auf dem Greif über die majestätische Bergwelt des Albtraumgebirges hinwegflogen. Der Sattel, auf dem er und die Elfe saßen, war eigentlich nur für einen Reiter gedacht und dementsprechend unbequem. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich an Fis Rücken festzuklammern, während die Flügel des Greifs im Takt auf und ab schlugen. Unter anderen Umständen hätte er Fis Nähe genossen, doch wenn er nach unten blickte, wurde ihm eher mulmig zumute.
Noch nie zuvor hatte er ein derart hohes und zerklüftetes Gebirge gesehen. Stolz reckten sich seine Gipfel zum Himmel empor und spannten sich weit über den Horizont. Wind und Wasser, Hitze und Kälte hatten Jahrtausende an ihm gearbeitet, es geformt, ausgefräst, zernagt und abgetragen. Irgendwann jagten sie über eine tiefe Felsspalte hinweg und flogen auf einen kolossalen, schneebedeckten Berggipfel zu, dessen Spitze golden im Abendlicht glühte.
Die beiden waren unterwegs zum Weißen Berg, in dem laut Magister Äschengrund der Hort des Drachenkönigs verborgen lag. Eulertin und Olitrax waren in Fryburg geblieben, weil Eulertin sich um die versteinerte Dystariel kümmern musste. Die Gefährten wollten zusammen mit Fryburgs Greifenreitern in den Schattenklüften wieder aufeinandertreffen, um sich gemeinsam dem Feind zu stellen.
An Kai und Fi würde es nun liegen, wenigstens einige der Krieger mit den richtigen Waffen auszustatten. Versagten sie, würden die Greifenreiter sich mit ihren Lanzen und den natürlichen Waffen ihrer Flugtiere bescheiden müssen. Dann aber würde es mindestens dreier Greifen benötigen, um es mit einem einzigen Drachen aufzunehmen. Es war auch nicht sicher, wie viele Drachen Pelagor um sich geschart hatte. Er wollte sich lieber nicht vorstellen, was passierte, wenn die Greifenreiterei nicht rechtzeitig kam. Es waren so viele Wenns, dass ihm wieder einmal klar wurde, wie verzweifelt ihr Vorhaben war.
»Ist das da vorn dieser Weiße Berg, von dem Äschengrund gesprochen hat?«, schrie Kai gegen den Flugwind an.
»Ich hoffe es. Frag Nivel noch mal«, rief Fi zurück. Sie ließ den Greif einen Bogen schlagen und auf einer Felsnadel landen, von der aus sie einen guten Überblick über den Berg und die umgehende Gebirgsregion hatten.
Kai kramte die Mondsilberscheibe hervor und klopfte dagegen. »Nivel?« Vor ihm wölbten sich sogleich die hochmütigen Gesichtszüge des Droschkenlenkers. »Also, wie sieht es aus?«, fragte er. »Ist das der Weiße Berg, in dem Pelagors Hort liegt?« »Na ja, das Problem, das wir bei alledem haben, ist, dass es hier natürlich viele Berge gibt, auf die die Bezeichnung Weißer Berg< zutrifft«, schepperte Nivels Mondsilberstimme ausweichend.
»Nein«, quäkte die ungeduldige Stimme seines Zwillings von der Rückseite. »Das einzige Problem, das wir alle haben, bist du.«
Nivel verzog empört sein Gesicht. »Gebt nichts auf das Gerede meines Bruders. Das ist der Berg. Ich bin mir sicher. Er ist die höchste Erhebung hier im Albtraumgebirge. Der einzige Berg, der Seiner drachenköniglichen Majestät Pelagor würdig ist.« Der Zauberlehrling steckte die Scheibe wieder ein. Der Greif erhob sich wieder in die Luft und vorsichtig näherten sie sich dem Drachenberg.
»Ich sehe die Höhle!«, sagte Fi plötzlich und deutete hinab zu einer Stelle an der Flanke des Weißen Berges. Kai erhob sich im Sattel, folgte ihrem Fingerzeig und entdeckte eine kleine Felsplattform, hinter der sich ein dunkler Höhlenzugang verbarg. Elende Schattenmacht! Da unten bewegte sich etwas. Im Sonnenlicht funkelte ein blaues Schuppenkleid.
»Verflucht! Das ist doch einer dieser Sturmdrachen, oder?«, rief Kai.
»Ja, sieht so aus, als habe der alte Pelagor seinen Drachenhort nicht unbewacht zurückgelassen«, entgegnete die Elfe tonlos ohne sich umzudrehen.
Kai blickte seine Freundin von der Seite an. Sie war blass, und es war nur zu offensichtlich, dass sie sich von dem Schock, dass Gilraen ihr den Glyndlamir geraubt hatte, noch immer nicht erholt hatte.
»Meinst du, das bekommen wir dennoch
Weitere Kostenlose Bücher