Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
habe. Und das Beste daran ist, ich wurde durch sie immer stärker.« Sie kicherte. »Das muss aber unser Geheimnis bleiben, einverstanden?«
Kai knirschte mit den Zähnen.
»Wolltest du etwas sagen?«, fragte Roxana scheinheilig. »Nein? Schade. Du musst wissen, dass ich Zauberdinge wie diese liebe. Mehr noch als Schmuck und Geschmeide.« Sie musterte neugierig seinen Rucksack. »Und nun zu meiner Belohnung für all die Anstrengungen. Dieser hinterhältige Droschkenlenker wird doch hoffentlich nicht das Einzige gewesen sein, was du mir mitgebracht hast?«
Ungestüm kippte sie den Inhalt des Rucksacks aus und griff zuerst nach dem Dschinnenkopf, den sie von allen Seiten betrachtete.
»Hochinteressant. Ich schätze, wir beide werden uns später noch ein wenig über dieses Ding unterhalten müssen, kleine Flamme.« Interessiert nahm sie den brüchigen Lederbeutel in die Hand, schnürte die Bänder auf und kramte den Sulphur-stein hervor. »Ist der heiß! Was ist das denn?«
Kai kam eine irrwitzige Idee. Es war eh alles verloren, da konnte er auch nach dem sprichwörtlichen Strohhalm greifen. Er nuschelte etwas Unverständliches. Roxana löste ein klein wenig den Zauberbann, der auf ihm lag. »Was meinst du?« Kai konzentrierte sich, wie er sich noch nie in seinem Leben konzentriert hatte, während er ihr hasserfüllt entgegenschleuderte: »Brenne Hexe!«
Roxanas Gesicht verfinsterte sich, als hinter ihr ein langer Schatten aus dem Dunkeln heranwirbelte. Kais Zauberstab. Bevor die Hexe es verhindern konnte, prellte ihr der Stab den brüchigen Feenglasklumpen aus der Hand, der in hohem Bogen gegen den steinernen Leib Dystariels flog. Er zersprang in einem schwarzen Scherbenregen. Eine grelle Flamme schoss empor und von einem Augenblick zum anderen wuchs ein Monstrum von Feuerschlange aus dem Boden.
»Ein Sulphur!«, kreischte Roxana entsetzt.
»Aber sicher, du elender Dilettant. Das hatten wir doch schon!«, prasselte das Feuerelementar zornig.
»Welcher ...?« Schlagartig wurde Roxana bewusst, dass sie noch immer die Gestalt Kais besaß. Doch bevor sie reagieren konnte, sprang der Sulphur auf die Hexe zu und eine grelle Stichflamme schoss zur Höhlendecke empor. Roxana ähnelte jetzt einer lebenden Fackel. Unter gellenden Todesschreien rannte sie auf den Höhlensee zu, aber noch im Laufen brach sie ein. Es knackste, ihre Schreie erstarben und gleich einem glühenden Scheit brach ihr Leib auseinander. Schwarze Ascheflocken, die durch die Luft wirbelten, waren alles, was von ihr zurückblieb.
Der Angriff des Sulphurs war so schnell vonstatten gegangen, dass der Zauberlehrling nur ein entsetztes Ächzen ausstoßen konnte. Die Feuerkreatur ließ von ihrem Opfer ab und zischelte triumphierend. Da streifte ihr glühender Schlangenblick Kai, der sich plötzlich wieder bewegen konnte. Der Zauberlehrling fühlte, dass mit dem Tod Roxanas auch ihr Trugbild von ihm abgefallen war.
Zornig brüllte das Feuerelementar auf. »Glaubst du, Menschlein, du kannst mich hereinlegen?«
Lautlos jagte ein Schatten aus der Tiefe der Höhle heran. Der Kopf des Sulphurs ruckte herum, und Kai sah voller Entsetzen, wie sich Gilraen gegen das prasselnde Feuerelementar warf. Abermals flammte eine Stichflamme auf, doch diesmal wurde der Sulphur von dem Schwung mit nach hinten in den See gerissen. Ein zweifacher Schrei hallte durch die Grotte und ein lautes Platschen war zu hören, dem ein ohrenbetäubendes Zischen folgte. Der See brodelte und kochte. Heißer Wasserdampf schwängerte die Luft.
Geschwächt sammelte Kai den am Boden liegenden Däumling auf und krabbelte stöhnend hinüber zu Fi, die noch immer bewusstlos auf der Erde lag.
Betäubt blieb er neben ihr sitzen. Gilraen hatte sich für ihn geopfert. Apathisch starrte er hinüber zu seinem Rucksack und seine brennenden Augen blieben an dem Schattenkelch hängen. Der Pokal hatte einen Sprung bekommen und lag mit offenem Deckel am Boden. Rauch kroch aus dem winzigen Spalt hervor. Eulertins Schatten! Kai richtete sich mühsam auf und legte den Däumlingsmagister behutsam vor die Öffnung des Kelchs - als ein dumpfes Ächzen vom See her erklang.
Durch den Wasserdampf, der die Höhle füllte, sah Kai eine düstere Gestalt aus dem Wasser steigen und auf sich zutorkeln. Das konnte verdammt noch mal nicht sein. Das war ...
»Gilraen?«
Entgeistert starrte der Zauberlehrling den Elfen an. Seine Kleider hingen in verbrannten Fetzen von seinem Körper, darunter konnte Kai schwarz
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