Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
Vom Netzwerk:
zu tun bekommen hatte.
    Jetzt wusste er, wo die Mondsilberwaffen der einstigen Drachentöter abgeblieben waren. Sie steckten im Körper des Ungetüms. Irgendjemand hatte den gewaltigen Drachen mit den Waffen aufgespießt und förmlich an die Höhlenwand genagelt. Seine Schwingen wurden von einer schweren Axt und einem langen Schwert gehalten, und aus seiner rot geschuppten Bauchunterseite ragte wie ein Pfahl eine mondsilberne Lanze hervor. Heißes grünes Blut tropfte zu Boden, wo es bereits dicke Löcher in die Eisdecke geschmolzen hatte.
    »Bei allen Schicksalsmächten!«, keuchte der Zauberlehrling. »Wer bist du?« Der Drache schnaubte erschöpft, doch in seinen tellergroßen Augen blitzte noch immer namenloser Hass. Schwer drehte sich der monströse Drachenschädel in Kais Richtung und ein lang gezogenes Rasseln entwich seiner Kehle. Dampfschwaden wölkten hervor und einen bangen Moment lang glaubte Kai, im Schlund hinter den gewaltigen Reißzähnen rote Glut aufflammen zu sehen. Doch mehr geschah nicht. Statt eines Feuerballs erreichte ihn nur ein Schwall heißer Luft.
    Röchelnd sackte der Drache wieder in sich zusammen und durch die Bewegung klafften seine Wunden noch weiter auf. Neuerliche Ströme seines Blutes tropften zu Boden. Ich schaffe es nicht einmal mehr, einen Menschen zu verbrennen, grollte hinter Kais Stirn wieder die rasselnde Stimme des Drachen. Nicht einmal diese Genugtuung ist mir mehr vergönnt ... Ich hoffe, du bist zufrieden, kleiner Dieb ...
    Die Stimme wurde schwächer. Wie lange hing der Drache hier schon? Ohne Zweifel lag er im Sterben.
    »Ich bin kein Dieb!«, erhob Kai seine Stimme und stand auf. Diesmal mit mehr Vorsicht. »Ich bin lediglich gekommen, um deinen Herrn aufzuhalten! Er tut das Falsche.«
    Meinen ... Herrn ? Schwer hob der Drache seinen Kopf und ein Blick aus kalten Reptilienaugen traf ihn, der Kai wanken ließ. Ich habe nie einen Herrn neben mir geduldet... ich habe selbst geherrscht. Schockiert erkannte Kai die Wahrheit. »Ihr seid der Drachenkönig?«
    Der Drache starrte trübe auf ihn herab.
    Ja, der war ich, raunte die Stimme in Kais Kopf. Aber das Zeitalter der Drachenherrschaft ist schon lange vorbei. Ich habe es nur nicht erkennen wollen. Der Drache schnaubte und es klang wie bitteres Gelächter. Ich liege schon länger im Sterben, als du überhaupt denken kannst, Menschenjunge ... Mein Schicksal wurde vor fast tausend Jahren bei meinem Kampf mit Sigur Drachenherz besiegelt. Denn seitdem steckt die abgebrochene Spitze seiner Schwertklinge in meinem Leib und vergiftet mein Blut...
    Kai war sprachlos. Zögernd suchte er den Blick des Drachen. »Dann seid Ihr gar nicht verantwortlich für den Überfall auf Mondraiosch ? Und Ihr habt auch nichts mit dem Angriff auf die Feenkönigin zu tun?«
    Abermals hob sich der Schädel des Drachenkönigs und zum ersten Mal sah Kai darin einen Ausdruck von Furcht. Er hat es tatsächlich gewagt, die Feenkönigin anzugreifen ? Deswegen also wollte er die Rüstung ...Er hat sich für mich ausgegeben ... Ich hätte es wissen müssen.
    »Bitte, Pelagor, von wem sprecht Ihr?«, fragte Kai verzweifelt und trat näher an den sterbenden Drachen heran. »Wer auch immer es ist, wir müssen ihn aufhalten. Er will die Schattenklüfte öffnen!«
    Sein Name ist GLACIAKOR!, rollte Pelagors Stimme unheilvoll durch Kais Schädel. Der einstige Herr der Eisdrachen.
    »Was?« Furchterfüllt riss Kai die Augen auf. »Mir wurde berichtet, Ihr hättet ihn schon vor Jahrtausenden getötet!«
    In sein Element gebannt habe ich ihn ... Kein Drache tötet einen anderen Drachen, das ist ein ehernes Gesetz ... Pelagors Brust hob und senkte sich krampfhaft und warmer Drachenatem wehte über Kais Gesicht. Auch er hat sich daran gehalten. Er hat mich nur gedemütigt... Für einen Kampf mit ihm war ich längst zu schwach. Endlich begriff Kai.
    Morgoya hatte diesen Glaciakor aus seinem eisigen Grab befreit. Das also war es, was ihre Gesandtschaft im Frostreich gewollt hatte. Was waren sie nur für Narren gewesen! Er erinnerte sich jetzt auch wieder an den seltsamen Fingerzeig, den ihnen Kapitän Asmus gegeben hatte. Er hatte im Augenblick seines Todes auf die drachenköpfige Galionsfigur seines Schiffes gedeutet und ihnen damit einen Hinweis auf die Natur ihres Gegners geben wollen. Sie hatten es damals nicht begriffen. Und endlich verstand er auch, warum sich im Norden des Kontinents der Frühling nicht einstellen wollte oder warum das Feenreich in winterlichem

Weitere Kostenlose Bücher