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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Eulertins hatten alle sehr viel Charme. Wir haben eine gute Ehe geführt, auch wenn ihm meine Kräfte am Ende doch etwas unheimlich waren. Ganz zu schweigen davon, dass ich im Gegensatz zu ihm einfach nicht altern wollte.« Ein wehmütiges Lächeln kräuselte ihre Lippen. »Ich war froh, dass mir damals Thadäus zur Seite stand. Melber starb mit einundfünfzig Jahren an einer schrecklichen Krankheit. Ebenso wie sein Bruder Florin. Der plötzliche Tod der beiden ist bis heute ein Rätsel.« Amabilia atmete tief ein und ihre Stimmung helltesich wieder auf. »Wie dem auch sei, damals sah ich immer noch aus wie ein Mädchen Mitte zwanzig. So alt zu werden wie wir Zauberer kann auch ein Fluch sein. Deine Familie und all deine Freunde, sie sterben um dich herum, während du immer älter und älter wirst. Der Einzige, der mir aus den alten Tagen geblieben ist, ist Thadäus. Wirklich schade, dass ich ihn nicht früher kennengelernt habe.«
    »War Magister Eulertin je verheiratet?«
    »Nein«, antwortete Amabilia und kicherte leise. »Na ja, da gab es mal eine Magistra aus Halla, die versucht hat, ihm den Kopf zu verdrehen. Aber die hat nicht mit mir gerechnet.«
    »Einen Moment.« Kai sah die Hexe erstaunt an. »Heißt das etwa, dass Ihr ...?« »Ja, das heißt es! Denkst du, im Alter hört das mit der Liebe auf. Oh nein. Aber wehe, du petzt dasThadäus.« Mit gespielter Strenge hob sie einen Finger. »Wie heißt es so schön, im Krieg und in der Liebe sind alle Waffen erlaubt. Würde mich wundern, wenn diese eitle Zicke je herausbekommen hat, warum sie plötzlich so viele Warzen bekam.« »Ihr seid ganz schön durchtrieben. Das muss ich ja mal sagen«, meinte Kai belustigt. »Weiß Magister Eulertin, wie Ihr zu ihm steht?«
    Amabilia seufzte. »Ach Thadäus. Der hat leider nur seine Studien im Kopf. Glaubt stets, dass das Schicksal der ganzen Welt allein auf seinen Schultern ruht. Aber wir Zauberer werden ja bekanntlich alt. Es wird schon noch der Zeitpunkt kommen, da bei ihm endlich der Tannenzapfen fällt.« Sie spähte hinab auf den Festplatz.
    »Ich würde mich übrigens freuen, wenn du mich heute Abend noch einmal begleiten würdest.«
    »Und wo wollt Ihr mit mir hin?«, fragte Kai gespannt.
    »Auf den Schwarzen Berg. Denn heute ist Hexennacht. Die Schatten im Norden werden länger, und ich denke, es wird Zeit für uns alle, zu bekennen, auf welcher Seite wir stehen. Du bist die Letzte Flamme. Wir Hexen sollten dir daher ein Geschenk machen, wie kein Magier es kann.«

Hexennacht
    Wild galoppierten Kai und Amabilia durch die Nacht. Das Eichhörnchen sprang flink von Baum zu Baum, hoppelte mit großen Sätzen über ausladende Fichtenzweige, die stumpf im Silberlicht des Mondes glänzten, und setzte beherzt über tiefe Klüfte und große Baumstümpfe hinweg. Mit jedem Höhenzug, den sie überwanden, wurde es ein klein wenig kälter und auf den Tannennadeln und Zweigen glitzerte stellenweise sogar wieder der Reif.
    Ein kalter Wind rauschte durch die Bäume und Kai fröstelte. Ärgerlicherweise hatte er den Beutel mit dem Sulphur-stein in Amabilias Baumhaus bei seinen anderen Sachen gelassen. Er hatte ja nicht ahnen können, dass es schon bald wieder so kalt werden würde.
    Es war schon eigenartig, aber seit sie Hammaburg verlassen hatten, war der verpatzte Feenglasklumpen zunehmend wärmer geworden. Hoffentlich musste er sich deswegen keine Sorgen machen. Andererseits, zur Not konnte er ihn ja immer noch wegwerfen. Amabilia trieb das Eichhörnchen tiefer und tiefer in den Wald. Schließlich erreichten sie eine kreisrunde Lichtung. Sie war über und über mit dichtem, samtigem Moos bewachsen, das silbrig im Mondlicht schimmerte. Wirklich unheimlich jedoch wirkte ein großer Ring riesiger Pilze in der Mitte der Lichtung, von dem ein gespenstisches Leuchten ausging.
    »Bei allen Moorgeistern«, flüsterte Kai. »Ein Hexenring!«
    »Kluges Kerlchen«, entgegnete Amabilia belustigt. »Wir Hexen nennen diese wundervollen Orte allerdings lieber Albenkreise. Der Zauber, der ihnen innewohnt, ermöglicht dem Kundigen das schnelle Reisen.«
    Auf ein Zeichen Amabilias hin sprang das Eichhörnchen mit einem Satz in den Ring. Kaum waren sie dort gelandet, fühlte Kai ein eigentümliches Prickeln auf seiner Haut. Ohne Zweifel, an diesem Ort wirkte Magie!
    Amabilia erhob sich von ihrem Reitsattel, deutete mit ihrem Zauberstab einmal in die Runde und murmelte eine Zauberformel. Sofort erstrahlten die gesprenkelten Hüte der

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