Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
werden wir Euch helfen«, sagte Eulertin. »Mein Lehrling wird Euch begleiten.«
»Gut, Zaubergeselle«, schnaufte der Schmiedemeister. »Dann folgt mir.« Kai eilte dem glatzköpfigen Zwerg bereits nach, als sie die raue Stimme König Thalgrims noch einmal innehalten ließ.
»Einen Moment. Wir haben zuvor noch ein anderes Problem zu klären. Führt ihn herein!«
Das Portal zum Thronsaal wurde abermals aufgezogen und zwei stämmige Zwerge führten einen in Ketten liegenden Gefangenen herein. Es war Gilraen.
Kai hatte ihn fast schon vergessen gehabt.
Der Blick des Elfen schweifte durch den Saal und blieb ausdruckslos an ihm kleben. Seine beiden Begleiter trieben ihn mit harten Stößen an den Reihen der Zwergenlords vorbei und allgemeine Unmutsbeteuerungen wurden laut. Schließlich wurde Gilraen gezwungen, vor dem Thron in die Knie zu gehen.
»Diesen Elfen haben meine Leute tief in der Festung gefunden«, zürnte der alte Zwergenkönig. »Er behauptet, zu Euch zu gehören.«
»Ja, das stimmt«, antwortete Eulertin verwundert. »Er hat uns begleitet. Was werft Ihr ihm vor?«
»Wir haben ihn in der Nähe der Wohnkammern entdeckt, dort, wo sich unsere Frauen und Kinder versteckt hielten.«
»Beim Traumlicht«, stieß der Elf aufgebracht hervor. »Ich habe für Euch gekämpft!« Der Zwergenwächter verpasste ihm einen Schlag gegen den Kopf. »Rede nur, wenn du gefragt wirst.«
»Du willst also an unserer Seite gekämpft haben?«, sagte Thalgrim. »Gibt es dafür einen Zeugen?«
Kai räusperte sich. »Majestät, Gilraen ist einer meiner Gefährten und zusammen mit mir in Mondraiosch angekommen. Als ich ihn zuletzt sah, kämpfte er auf dem Rücken eines geflügelten Pferdes gegen die Sturmdrachen.«
»Das erklärt nicht, warum er sich in den Wohnhöhlen herumgetrieben hat.« »Ich habe mich in Euren Tunneln und Gängen verlaufen«, sagte Gilraen zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Als ich sah, wie Magister Eulertin und mein Elfenfreund durch das große Portal in den Berg liefen, beschloss ich, ihnen nachzugehen. Ich wollte helfen.«
»Die alte Mondsilberschmiede liegt fast eine Meile von den Wohnhöhlen entfernt!«, stieß der Bergkönig aufgebracht hervor. »Als dich die Wachen fanden, hast du versucht, vor ihnen zu flüchten!«
»Um keine Zeit zu verlieren«, erwiderte Gilraen trotzig.
Kai runzelte die Stirn. Gilraen sollte es nicht gelungen sein, den Spuren zu folgen, die er Fi hinterlassen hatte?
Der Bergkönig starrte Gilraen unschlüssig an und wandte sich wieder seinen Lords zu. »Gibt es hier noch jemanden, der für den Elfen sprechen will.«
Zögernd trat einer der Zwerge vor. »Majestät, zwei meiner Leute haben während des Angriffs tatsächlich eine berittene Gestalt am Himmel gesehen, die es mit einem der Drachen aufnahm. Die beiden Flügelpferde haben wir ebenfalls gefunden. Eines ist verletzt und wird jetzt in den Stallungen gepflegt, das andere befand sich angebunden nahe dem oberen Hauptportal.«
»Auch ich möchte mich für Euren Gefangenen verwenden, Majestät«, hallte Eulertins Stimme durch den Saal, und Gilraen blickte hoffnungsvoll zu dem Zauberer auf. »Jener Sturmdrache, dessen Schädel Euch Eure Krieger präsentiert haben ... Euren Männern gelang es nur mithilfe des Gefangenen, ihn vom Himmel zu holen. Gilraen hat ihn unter Einsatz seines Lebens abgelenkt, sodass schließlich ein Katapulttreffer in seine Flanke glückte.«
König Thalgrim fixierte Gilraen mit unbewegter Miene. Schließlich ließ er sich in seinen Thron sinken und schnaubte.
»Gut. Öffnet seine Ketten und lasst ihn frei. Sobald der andere Elf wieder zu Kräften gekommen ist, sollen die beiden vor die Stadttore gebracht werden. Gebt ihnen, was sie an Waffen und Ausrüstung verlangen, immerhin genießen sie das Vertrauen von Magister Eulertin. Doch es bleibt dabei, ich dulde keine Elfen in meiner Stadt.« Die Wächter befreiten Gilraen von seinen Ketten, und er erhob sich und rieb sich die Handgelenke.
»Ich danke Euch für Eure Gnade, Bergkönig«, sprach er mit tiefem Zynismus. »Schließlich sollten wir alle nur zu gut wissen, dass das Vertrauen zwischen den Völkern der einzige Halt ist, der uns in diesen schweren Zeiten bleibt.«
»Schwere Zeiten? Treibe es mit meiner Geduld nicht zu weit, Elf!«, brüllte der alte Zwerg. »Dein feiges Volk weiß doch gar nicht, was man darunter überhaupt versteht! Und jetzt raus mit dir.«
Gilraen nickte Eulertin knapp zu und schritt, flankiert von den beiden
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