Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
Zwergenkriegern, stolz erhobenen Hauptes am Spalier der Lords vorbei.
Auch Kai sah ihm skeptisch nach.
Was auch immer Zwerge und Elfen entzweite, zumindest bei Gilraen schien ihm dieses Misstrauen angebracht. Auf gar keinen Fall hatte er sich in den Tunneln verlaufen. Kai war sich sicher, dass er sie schamlos angelogen hatte.
Das Feentor
»Nein, nein, nein, Junge! Wo bist du denn bloß mit deinen Gedanken?« Kai hielt die Rechte griffbereit von sich gestreckt und fixierte seinen Zauberstab, der nu r zwei Schritte von ihm entfernt an einem Fichtenstamm lehnte.
»Schau mir zu, ich führe es dir noch einmal vor.« Magister Eulertin sauste auf einem Rindenstückchen zu einem Ast in ihrer Nähe und legte seinen eigenen Zauberstab darauf ab.
Kai seufzte, während er seinen Lehrmeister beobachtete. Ihnen lief die Zeit davon. Das Konzil im Feenkönigreich hatte längst begonnen und es war nun schon zwei Tage her, seit sie in Mondraiosch gegen die Drachen gekämpft hatten. Während in der Stadt die Aufräumarbeiten in vollem Gange waren, hatte er sich gemeinsam mit Meister Boram um Nivel und Levin gekümmert. Es hatte eine Weile gedauert, bis es ihm gelungen war, die alte Mondsilberesse mit magischem Feuer wieder zu entfachen. Der Schmiedemeister hatte dann einen Tag und zwei Nächte lang an der Mondsilberscheibe gehämmert, bis sich der feenkönigliche Droschkenlenker endlich wieder gezeigt und sogleich über Kopfschmerzen geklagt hatte. Auch sein Zwilling Levin war wenige Stunden darauf wieder zu sich gekommen.
Mittags hatten sie sich vor die Stadtmauern Mondraioschs begeben, um sich dort mit Gilraen und Fi zu treffen.
Geschwind flog Magister Eulertin wieder zurück zu Kai und verharrte in der Luft neben seiner Schulter.
»Aufpassen!«, rief er. Schwungvoll warf er seinen Arm nach vorn, und das winzige Zauberhölzchen auf dem Ast wirbelte durch die Luft auf den Magister zu. Eulertin ergriff den Zauberstab mit einer geschickten Bewegung und richtete ihn schulmeisterlich auf Kai.
»Konzentration, Junge! Alles eine Sache der Konzentration. Es liegt stets in der Natur seines Trägers, welche magischen Verwandlungen und Kunststücke ihm sein Zauberstab ermöglicht. Der magische Apport gehört zu jenen Fertigkeiten, die sogar ein Schüler meistern sollte. Und jetzt erfreue mich.«
Kai rollte mit den Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Dann riss er die Hand nach vorn.
Durch seinen Zauberstab lief ein Zittern ... und er fiel um.
»Allerdings macht auch hier Übung den Meister«, kommentierte der Däumling das Geschehen trocken.
Kai eilte zur Fichte, richtete den Zauberstab wieder auf und probierte es zwei weitere Male mit ähnlichem Erfolg. Er würde das nie schaffen!
»Wie lange weißt du das mit Fi bereits?«, fragte Eulertin brüsk. »Ich meine, dass sie ein Mädchen ist und dieses interessante Mondsilberamulett bei sich trägt.« Kai wurde rot und spähte zwischen den Bäumen hindurch zu dem nahe gelegenen Berghang, auf dem Fi und Gilraen standen und sich um das geflügelte Pferd kümmerten.
»Seit meinem ersten Aufenthalt im Schmugglerviertel«, presste Kai hervor. »Aber ich musste ihr schwören, es niemandem zu erzählen. Wenn Ihr mehr über sie erfahren wollt, dann müsst Ihr sie selbst fragen.«
»Das habe ich bereits. Lass mich zukünftig an solchen Dingen teilhaben, Junge. Du darfst nicht glauben, dass wir in unserem Kampf allein stehen. Vieles, was dir als reiner Zufall oder schicksalhafte Fügung erscheint, kann Teil eines höheren Plans sein.« Kai nickte ernst. Er ahnte, wovon der Magier sprach. Und er fühlte eine tiefe Erleichterung darüber, dass ihm Eulertin sein langes Stillschweigen nicht übel nahm. Beiläufig streckte er seine Hand wieder nach dem Stab aus, der plötzlich auf ihn zusauste. Kai zuckte zusammen und wurde von dem Eichenholz schmerzhaft am Kopf getroffen.
»Autsch!«, fluchte er und berührte vorsichtig die Beule an seiner Stirn. »Es soll natürlich einige geben«, sagte Magister Eulertin und bemühte sich nicht einmal darum, sein breites Grinsen zu verbergen, »denen leichte Schläge auf den Kopf dabei helfen, sich an diese simple Tatsache zu erinnern. Und denk dran, bis Sonnenuntergang müssen wir aufbruchsbereit sein.«
Der kleine Zauberer zwinkerte ihm zu und schwebte zum Rand der Lichtung. »Magister«, rief ihm Kai hastig nach und las seinen Stab wieder vom Boden auf. »Ja?«
Kai deutete verstohlen in Richtung Berghang, wo das leise Lachen Fis ertönte. »Was
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