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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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hindurch unangenehm wirkte. Wenn das so weiterging, dann würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als den missratenen Klumpen tatsächlich fortzuwerfen.
    Er nestelte nach der Dose mit den Mistelbeeren, kippte sie aus und näherte sie vorsichtig dem Falter, der bereits unruhig mit den Flügeln klappte. Geschwind stülpte er die Dose über die Hand, und der Falter war gefangen. Ein breites Grinsen stahl sich auf Kais Gesicht. Schon in Lychtermoor war er der beste Albenschmetterlingsfänger gewesen. Fi würde Augen machen.
    Er griff nach seinem Zauberstab und eilte durch die Bäume hindurch auf den Berghang zu, wo noch immer das geflügelte Pferd graste. Fi und Gilraen standen nicht weit davon entfernt und einen schrecklichen Augenblick lang war Kai, als beugte sich der Elf zu Fi, um sie zu küssen. Kai hielt inne und nahm erst jetzt wahr, dass Gilraen das Mondsilberamulett betrachtete, das um Fis Hals hing.
    Er sprach aufgeregt auf Fi ein, doch die schüttelte heftig den Kopf. Leider verstand Kai nicht, was sie sagten, doch sie schienen zu streiten. Schließlich bemerkten ihn die beiden. Sie wandten sich zu ihm um, und Fi verstaute den Glyndlamir schnell wieder unter ihrem Hemd.
    Fi war also nicht vertrauensselig? Kai schnaubte ungehalten. Andererseits, Gilraen musste natürlich wissen, dass sie das Amulett besaß.
    »Und, bist du mit deinen Übungen vorangekommen?«, begrüßte ihn Fi. Gilraen musterte Kai ohne jede sichtbare Gefühlsregung.
    »Ja, bin ich«, sagte Kai und entschloss sich, Fis Freund einfach zu ignorieren. »Schau, was ich gefunden habe.« Kai trat vor die Elfe und lüpfte die Dose. »Einen Albenschmetterling!«
    Der Falter saß noch immer auf seiner Handfläche und erhob sich, kaum dass sich ihm eine Gelegenheit bot, in die Freiheit zu entkommen. Mit zartem Flügelschlag tanzte er durch die Luft und war schon bald am Abendhimmel verschwunden.
    »Wunderschön!« Fi lächelte. »Aber du bist zu spät gekommen. Ich kenne sie bereits. Komm mit und schau dir an, was Gilraen vorhin gefunden hat.«
    Sie nahm Kai bei der Hand und führte ihn den Hang zu einem großen Felsen hinauf, der im Schatten zweier Krüppelbirken lag.
    Von dort hatten sie einen guten Blick auf eine moosbewachsene Senke, in der wunderschöne Blumen mit rotsilbernen Blütenköpfen wuchsen, die Kai nicht kannte. Dort unten flatterten gleich zwei Dutzend der hübschen Falter herum. Noch nie in seinem Leben hatte er derart viele Albenschmetterlinge auf einmal gesehen. Vielleicht in einem Käfig, aber noch nie in freier Natur.
    »Hast du je etwas Bezaubernderes gesehen?«, schwärmte Fi und schlug verzückt ihre Hände zusammen. »Ich kann gar nicht genug von ihrem Anblick bekommen.« »Dort unten wächst Sternentau«, sagte Gilraen. Er war ihnen gefolgt und funkelte den verwirrten Zauberlehrling herausfordernd an. »Sternentau ist selten, aber wenn man weiß, wo man ihn suchen muss, findet man ihn auch. Die hübschen Falter lieben seinen Nektar.«
    »Ja, ich sehe es«, krächzte Kai und fühlte sich Gilraen wieder einmal hoffnungslos unterlegen. Gab es denn gar nichts, was der Kerl ihm nicht voraushatte? Fi war die Senke inzwischen hinabgestiegen und streckte fröhlich summend ihre Hand aus, auf der sich jetzt gleich zwei der Falter niederließen.
    »Sieh gut hin, Zauberlehrling«, sagte Gilraen leise. »Freiheit ist ein kostbares Gut, man sollte diese Tiere nicht in Gefäße sperren. Es ängstigt sie. Aber vielleicht denkt ihr Zauberer ja anders darüber. Euch ist es doch längst zur Gewohnheit geworden, die Geschöpfe und Wesen dieser Welt einzufangen und in eure Dienste zu pressen. Ob ihr damit gegen ihren Willen handelt, ist euch doch gleichgültig.«
    Wütend starrte der Zauberlehrling den Elfen an, doch insgeheim musste er sich eingestehen, dass Gilraen auf unleugbare Weise Recht hatte. Zumindest er hatte sich noch nie Gedanken über sein Tun als Zauberer gemacht. Dabei hätte ihm zumindest der Zwischenfall mit dem Sulphur klarmachen müssen, dass ihnen nicht alle Elementare freiwillig zu Diensten waren.
    Und wie stand es um die Irrlichter ? Fühlten sie etwas dabei, wenn man sie einsperrte? Kai hasste Gilraen dafür, diese Zweifel in ihm entfacht zu haben. Sicher wollte er ihn vor Fi in Verlegenheit bringen.
    Gilraen ließ ihn stehen und schlenderte zurück auf den Hang. Längst war die Sonne am Horizont hinter den Bergkuppen verschwunden und nur ein sanftes Nachglühen zeugte von ihrer Anwesenheit. Sogar der Mond war bereits

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