Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
erinnern«, sagte der Elf, »dass wir nicht wissen, was aus diesem Armreif wurde, den Morgoya ins Reich der Nordmänner gesandt hat?« Er wandte sich wieder Eulertin zu. »Magister, Ihr habt gemutmaßt, dass es sich dabei um einen weiteren schwarzmagischen Zaubergegenstand aus dem Besitz des alten Hexenmeisters handeln könnte. Den Namen, den ihr genannt habt, lautete Murguraks Rabenkralle« Dystariel schnaubte unheilvoll. »Das sind gleich drei von Murguraks Hinterlassenschaften, von denen wir in so kurzer Zeit hören. Das kann unmöglich Zufall sein.«
»Nein, daran glaube ich inzwischen auch nicht mehr.« Eulertin strich sich nachdenklich über den Bart. »Gut möglich, dass dieser Armreif den Kontinent längst erreicht hat. Vielleicht eingeschmuggelt von den Nordmännern ? Ich hätte die Möglichkeit früher in Erwägung ziehen müssen.«
»Bliebe also die Frage«, rätselte Kai, »was man mit all diesen Dingen anstellen kann.« »Vielleicht können wir mehr darüber in der Zauberbibliothek von Halla erfahren?«, schlug Fi vor. Alle starrten Eulertin an. Doch der schüttelte den Kopf.
»Um den Bibliotheksflügel mit den Werken aus der Zeit der Schattenkriege zu betreten, braucht man die persönliche Genehmigung des Stadtmagisters. Ihr kennt die bürokratischen Hürden nicht, die man dafür überwinden muss. Ganz davon abgesehen, dass mir so schnell niemand glauben wird, wenn ich berichte, was der Feenkönigin widerfahren ist. Außerdem bezweifle ich, dass jemand anderes als Murgurak selbst Hinweise zur Verwendung dieser Gegenstände hinterlassen hat. Allerdings gibt es da noch diese andere Spur, der wir nachgehen können. Von uns beiden abgesehen fehlte beim Konzil noch ein weiterer Magier. Magister Haragius Äschengrund. Er ist Drakologe und stammt aus Fryburg. Wir wissen nicht, was ihn davon abgehalten hat, zum Konzil zu kommen. Das macht ihn zwar verdächtig, aber wir sollten hoffen, dass er noch lebt. Denn vermutlich ist er der Einzige, der uns gegebenenfalls einen Hinweis geben kann, wo sich Pelagors Drachenhort befindet.«
»Ihr habt vor, Pelagors Drachenhort aufzusuchen?«, flüsterte Fi entgeistert. »Was bleibt uns anderes übrig?«, antwortete Eulertin. »Was auch immer Pelagor plant, wir müssen ihm zuvorkommen. Ja, ich befürchte sogar, dass wir versuchen müssen, ihn mit vereinten Kräften niederzuringen. Denn mit welchem Todeszauber er die Feenkönigin und ihr Reich auch immer belegt hat, vermutlich wird dieser Fluch erst brechen, wenn wir seinen Urheber ausschalten. Ohne die Feenkönigin sind wir im Kampf gegen Morgoya verloren.«
»Bei allen Geistern«, knurrte Gilraen. »Wie sollen wir das anstellen? Ihr sprecht immerhin von einem alten Drachen.«
Dystariel zog Sonnenfeuer aus der Scheide und hielt das Langschwert so, dass sich die Flammen des Feuers in seiner mondsilbernen Schneide spiegelten.
»Wir besitzen eine Drachentöterklinge!«, schnaubte sie und bleckte ihre Reißzähne. »Na wunderbar«, erwiderte Gilraen gereizt und deutete auf die abgebrochene Spitze der Waffe. »Dann formuliere ich meine Frage anders: Über welche Mittel verfügen wir, außer einer ramponierten Drachentöterklinge?«
Fi erhob sich. »Missversteht mich nicht, Freunde. Solltet ihr allen Ernstes beschließen, das Werk von Sigur Drachenherz vollenden zu wollen, stehe ich treu an eurer Seite. Doch es erscheint mir, vorsichtig ausgedrückt, ziemlich unvorteilhaft, einem solch mächtigen Gegner zu Leibe zu rücken ohne zu wissen, was er plant. Sicher wird es viel leichter sein, seine Pläne zu durchkreuzen, als gegen ihn selbst anzutreten. Und vielleicht finden wir ja auch noch eine andere Möglichkeit, die Feenkönigin zu retten.« Der kleine Magister verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und ging nachdenklich auf dem Ast hin und her.
»Die Nornen vom Schicksalsberg«, murmelte er. »Sie könnten wir aufsuchen. Doch es ist ungewiss, ob sie sich uns zeigen. Außerdem sind ihre Antworten stets verschlüsselt und voller Rätsel. Nein, diese Möglichkeit fällt aus.«
»Magister?«, mischte sich Kai in die Diskussion ein. »In Sperberlingen erzähltet Ihr mir, dass das Buch der Nacht, bevor es in Halla verwahrt wurde, im Besitz Murgurak des Raben gewesen war.«
Eulertin blieb wie angewurzelt stehen.
»Ja«, antwortete er gedehnt. »Es heißt, Murgurak habe das Liber nocturnus in seinem Nachtschattenturm verfasst.«
»Existiert dieser Turm noch?«, fragte Kai gespannt.
»Ich weiß es nicht«, antwortete der
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