Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
Elfe. »Viel zu klein, wenn ihr mich fragt. Kai, wir müssen ihm unbedingt helfen.«
Das Erbe des Hexenmeisters
Das Lagerfeuer prasselte leise und erfüllte die Lichtung vor dem Feentor mit warmem Licht.
Kai beobachtete niedergeschlagen das Drachenjunge, das sich bibbernd gegen die brennenden Scheite presste. Ganz so, wie Magister Eulertin prophezeit hatte, suchte es die Nähe von Feuer. Und wären da nicht die magischen Flammen seines Zauberstabs gewesen, mit denen Kai ihn zusätzlich wärmte, womöglich hätte sich der Kleine komplett ins Feuer gelegt.
Kai lächelte angespannt. Leider war der Anblick des niedlichen Drachenbabys das Einzige, was ihn etwas aus seinen düsteren Gedanken zu reißen vermochte, seit sie das Feentor durchschritten hatten. Auch wenn sie ihrer Ansicht nach kaum drei Stunden in dem frostigen Zauberreich verweilt hatten, war die Zeit vor dem Feentor doch anders verlaufen. Dystariel und Gilraen versicherten ihnen, dass sie einen ganzen Tag und noch eine halbe Nacht auf ihre Rückkehr gewartet hatten.
Ratlosigkeit machte sich breit. Die drückende Stille auf der Lichtung wurde nur von dem Knacken der Scheite und dem gelegentlichen Schnauben des kleinen Drachen unterbrochen. Er stieß dabei kleine Rauchkringel, die sich schnell mit dem Qualm des Lagerfeuers vermischten.
Kai fragte sich, was es mit dem kleinen Drachen auf sich hatte. Doch das war nur eines der vielen Rätsel, auf die sie in Berchtis' Reich gestoßen waren. Das größte war noch immer, wie es Pelagor gelingen konnte, die Feenkönigin derart zu überraschen. Die Lage war hoffnungslos.
»Wie lange habt ihr noch vor, hier untätig herumzusitzen und euch selbst zu bemitleiden?«, unterbrach Dystariel die Stille. Mit schweren Schritten näherte sich die Gargyle dem Lagerfeuer, spreizte ihre Flügel und fixierte mit ihren gelben Raubtieraugen die Runde. »Eine Schlacht ist verloren, aber noch nicht der Krieg.« »Ich denke nach«, herrschte der Däumlingsmagister sie an. »Vorwürfe helfen mir dabei nicht.«
»Dann denke schneller, Thadäus«, grollte Dystariel. »Uns läuft die Zeit davon. In sechs Stunden geht die Sonne bereits wieder auf, dann muss ich mich zurückziehen.« »Ja, verdammt«, antwortete der Däumling und schwebte von dem Ast empor, von dem aus er in die Flammen gestarrt hatte. »Aber all die Puzzleteile, die vor uns liegen, fügen sich einfach nicht zu einem sinnvollen Gesamtbild zusammen. Warum überzieht ein Feuerdrache alles mit Eis? Und was hat es mit diesem Drachenjungen auf sich? Gerade sein Fund bereitet mir Kopfschmerzen. Weshalb lässt ein Drache ein Drachenei zurück?«
»Mehr noch, Magister«, fügte Fi hinzu. »Warum hat Pelagor es überhaupt mit ins Feenschloss gebracht? Denkt an das Abbild im Kristalltisch. Ich bin mir sicher, dass es dieses Ei war, das Pelagor bei sich trug.«
Der Däumlingsmagier atmete tief ein. »Nicht nur das. Ihr wisst selbst, in welchem Zustand sich die Halle der Stäbe befand. Und bis auf dieses Drachenjunge hier ist jeder Bewohner des Schlosses in kalte Todesstarre gefallen. Absicht oder Zufall? Man kann fast den Eindruck gewinnen, als ob Pelagor wollte, dass dieses Junge einen möglichst grausamen Tod erleidet.«
»Magister, wie könnt Ihr Euch so sicher sein, dass es sich um Pelagor handelt?«, fragte Fi.
»Die Haut der Kreatur war geschuppt!«, sagte Kai. »Ich konnte ihren nackten Arm sehen, als sie sich in Mondraiosch den Mondeisenarm überstreifte.«
»Es ist der Drachenkönig«, erklärte Gilraen mit Nachdruck und blickte in die Runde. »Nur die alten Drachen können ihre Gestalt verändern. Und abgesehen von Dämonen verfügen nur sie über die Macht, andere Drachen zu kontrollieren. Und über Mondraiosch hatten wir es sogar gleich mit zweien von diesen Sturmdrachen zu tun. Die Frage, die wir uns stellen sollten, lautet also vielmehr, welches Ziel Pelagor verfolgt. Erst, wenn wir mehr darüber herausfinden, können wir auch die übrigen Handlungen des Drachenkönigs verstehen.«
»Also gut.« Eulertin nickte Gilraen zu und senkte sich wieder auf den Ast herab. »Deine Gedanken sind schlüssig. Fragen wir uns also nach dem Motiv Pelagors.« Kai bedachte den Elfen mit einem argwöhnischen Blick und wandte sich dann zu Eulertin um. »Pelagor hat Murguraks Rabenstab entwendet und in Halla ist dieses Buch der Nacht gestohlen worden. Ihr sagtet, es stamme ebenfalls aus dem Besitz des Hexenmeisters.«
Gilraen blickte überrascht zu ihm auf.
»Und darf ich daran
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