Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
Doch in dieser Mine hausten offenbar Hunderte Albe und eine völlig unbekannte Zahl dieser peitschenschwingenden Dämonen. »Vielleicht liegt es an dem Mondsilber in diesem Berg?«, flüsterte Fi.
»Ich wage nur ungern zu widersprechen«, raunte Quiiiitsss, der für einen Moment recht nachdenklich wirkte. »Das Mondsilber mag die Beschwörung von Schattenkreaturen zwar zu erleichtern, ich spreche da aus eigenen Erfahrungen, ähem, doch hier ...« Der Poltergeist schien einen Moment in die Dunkelheit zu lauschen. »Hier existiert etwas, was unsereins gewissermaßen ruft. Es lockt und flüstert immerzu. Ich, äh, ich hoffe, dass ich diesem Ruf nicht irgendwann erliege.«
»Das würde zu dir passen«, röhrte die Gargyle abfällig. »Schattenmächte hin oder her. Lasst uns endlich in den Stollen gehen und diese elenden Kreaturen zerreißen. Nebenbei können wir ja auch noch ein paar Elfen befreien.«
»Nein, warte. Ich selbst würde nichts lieber als das.« Fi sah unglücklich zu der Gargyle auf. »Doch ist dir klar, wie viele Angehörige meines Volkes hier in den Minen leben? Unser Volk zählte einst über dreitausend Köpfe. Ein Drittel von uns kam bei Morgoyas Angriff ums Leben. Der Rest wurde versklavt. Selbst wenn nur noch die Hälfte von ihnen am Leben ist, haben wir es mit vielen Hundert Elfen zu tun. Die Minen sind zu groß. Wir drei ...«, sie blickte zu Olitrax und Quiiiitsss, »entschuldigt, wir fünf können mein Volk nicht befreien, indem wir uns durch jeden Stollen einzeln kämpfen.« »Ich stimme Fi zu«, murmelte Kai, der bei den Geräuschen, die aus dem Stollen drangen, am liebsten selbst losgestürmt wäre. »Lasst uns lieber bei unserem Plan bleiben, diesen geheimen Minenbereich aufzuspüren. Es würde mich nicht wundern, wenn wir dort finden, was Quiiiitsss so verängstigt.«
»Was heißt hier >verängstigt« Quiiiitsss verzog pikiert seine Schlieraugen. »Sprechen wir doch lieber von >Sorge bereitet <. Ich werde natürlich auch weiterhin alles tun, um euch den Rücken zu stärken.«
»Du wirst uns höchstens in den Rücken fallen, du elender Spuk.« Die Gargyle bedachte Quiiiitsss mit einem kalten Blick. »Denn für Ersteres brauchte man Charakter.« »Hör auf, Dystariel.« Kai wandte sich von den Streithähnen ab und folgte nun wieder Fi in die von Elmsfeuern beleuchtete Dunkelheit. Aufmerksam sah er sich um und entdeckte im Gestein hin und wieder haarfeine, mondsilberne Adern. Fi führte sie jetzt über eine Förderrampe eine Ebene tiefer. Olitrax flog aufmerksam voran und spürte zwei weitere Albe auf, die gut getarnt von der Gangdecke hingen. Er verbrannte sie mit seinem Drachenfeuer, bevor sie Unheil anrichten konnten. Doch auch er konnte nicht verhindern, dass ein dritter Alb durch einen Belüftungsschacht entkam. »Oh nein«, flüsterte Fi. »Ausgerechnet jetzt, da wir unserem Ziel so nahe sind.« Sie deutete zu einem Gangabschnitt, an dessen Ende eine schwach beleuchtete Halle zu erahnen war. In diesem Moment ertönte von dort ein schriller, zirpender Laut, dem laute Alarmrufe folgten. Hektische Stiefelschritte waren zu hören, und auch das albenhafte Zirpen steigerte sich, so als würden jenseits des Tunnels immer mehr der katzenhaften Albtraumbringer zusammenströmen.
»Beim Traumlicht, das klingt, als hätten wir gerade eine ganze Kompanie aufgeschreckt«, sagte Fi.
Kai hob seinen Zauberstab. »Dann werde ich diesen Schattenbau eben ausräuchern. Quiiiitsss!«
Der Poltergeist erschien neben ihm.
»Sind da vorn Elfen?«
Quiiiitsss glitt in den dunklen Tunnel hinein, aus dem ihnen bereits Wachen entgegenkamen. Der Poltergeist kam wieder zurück. »Keine Elfen. Aber Wachsoldaten und Albe. Viele Albe.«
»Sulphur!«
Eine gewaltige Glutschlange züngelte vor ihnen aus dem Boden. Sie rollte sich zusammen und raste dann als breite Flammenwalze durch den Stollen in die Halle. Panische Schreie hallten von den Wänden. Eine laute Explosion folgte, die die Stollenwände erzittern ließ. Geröll brach aus der Decke und aus dem Tunnel schlug ihnen eine Hitzewelle entgegen. Olitrax stieß Drachengebrüll aus und jagte in den Tunnel hinein. Gefolgt von Dystariel, die bereits unruhig die Krallen wetzte, rannte auch Kai los. Er stolperte an den schwelenden Überresten von Wächtern vorbei, die Lanzen und Äxte in den verbrannten Händen hielten und erreichte eine rußgeschwärzte Halle, von der aus weitere Gänge abzweigten. An ihrer Stirnseite erhob sich ein Torbogen, hinter dem breite
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