Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
Sie könnte Euch von Nutzen sein.« »Natürlich, eine gute Idee!« Kai ärgerte sich, dass er nicht selbst darauf gekommen war und packte die Kristallkugel aus. Vorsichtig stellte er sie auf dem Mosaikboden ab. Diesmal reichte bereits ein kurzer Gedanke, um die Schlieren in ihr zum Wallen zu bringen. Wie immer schlugen Flammen aus seinen Handrücken und er konzentrierte sich auf die Mondsilberminen.
In der Kugel flammte ein unheimliches Abbild der Minen auf. Kai stöhnte entsetzt. Er konnte niedrige Stollen sehen, die sich wie die Kriechgänge von Maden durch dunkles Berggestein wanden. Bemitleidenswerte Gestalten trieben im Licht von rot glühenden Elmsfeuern schwere Pickel und Spitzhacken in den Fels. Elfen!
Nichts an ihnen erinnerte noch an die einstige Pracht ihres Volkes.
Bewacht wurden sie von formlosen Gestalten, die nur aus wallenden, schwarzen Kutten bestanden, unter denen nichts als Finsternis zu erkennen war. In ihren Schattenhänden hielten die Dämonen lange Dornenpeitschen, die sie unerbittlich niedersausen ließen, wann immer einer der Elfen in seinem Tun nachließ. Und das war noch nicht alles. Beständig huschten katzenartige Schemen mit dürren Gliedmaßen durch die Tunnel, die Kai nur allzu gut kannte. Albe! Er wusste, dass sie die gefangenen Elfen daran hinderten zu träumen.
»Was tust du da, Kai?« Fi trat zu ihm und sah, welche Bilder er in der Kugel heraufbeschwor.
Erschüttert von dem was ihm das Bergauge gezeigt hatte, drehte sich Kai zu seinen Begleitern um. Ihm kam ein irrwitziger Gedanke. »Was haltet ihr davon, wenn ich uns direkt in die Mine hineinbringe? So müssen wir uns nicht erst umständlich einen Weg hineinkämpfen. Ich schätze, der Mineneingang wird gut bewacht, oder?« »Das wird er«, meinte Fi mit spröder Stimme. »Damals waren es Felsschrate und Drachengardisten. Aber ich befürchte, nach dem Ausbruch von Gilraen und mir wird die Wachmannschaft noch verstärkt worden sein.«
»Gut, umgehen wir sie«, schlug Kai vor. »Gibt es in der Mine einen Platz, von dem aus wir im Bergwerk ausschwärmen können? Oder noch besser, diese Mine muss doch so etwas wie einen Kommandanten haben. Weißt du, wo wir den finden?« »Es gibt da einen Minenbereich, der für uns Elfen gesperrt war«, meinte Fi nachdenklich. Ihr weiches Profil schimmerte rosenfarben im Licht der Ewigen Flamme. »Aber ich kann dir darüber kaum etwas sagen. Nur dass Morgoya dort die seltenen Male Quartier bezog, wenn sie die Mine besuchte. Dieser Bereich liegt nicht allzu weit entfernt von der Wolkenzunge.«
»Der was ?«
»Eine Plattform, die in einen großen Krater mit schroffen Bergwänden ragt. Dort brennt Tag und Nacht das schwarze Feuer Morgoyas und kocht das geförderte Mondsilber, das in trägen Schwaden zum Himmel aufsteigt. Es wurde stets vermutet, dass Morgoya die Dämpfe zum Bau ihrer Wolkenfestung benötigt. Aber es kamen auch regelmäßig Gargylen vorbei, die das geförderte Metall abholten.«
»Die Wolkenzunge also. Gut.« Kai beschwor in der Kristallkugel das Bild einer Felsenplattform herauf, die wie die gespaltene Zunge einer Schlange aussah. An ihrem Ende stand ein großer, vogelkopfartiger Schmelzofen, von dem aus Schienen hinein in den Berg führten.
»Also, macht euch kampfbereit.« Kai hatte genug gesehen und verstaute die magische Kristallkugel wieder in seinem Rucksack. Konzentriert trat er vor die Ewige Flamme des Sonnenrates, hob den Zauberstab und rezitierte die Formel, die ihm den Weg der Sonne bahnen sollte. Die goldene Stichflamme flackerte und stob zum Himmel empor. Ihre Spitze neigte sich nun dem Boden entgegen und begann zu rotieren. Das Feuerrad, das sich auf diese Weise über dem Platz bildete, wirbelte und sprühte Funken. Kai sah zu seinem Erstaunen so etwas wie einen feurigen Trichter, der sich in der Mitte des Wirbels bildete und sich suchend dem Horizont entgegentastete.
Es wurde Zeit, das Ziel der Reise zu bestimmen. Kai deutete auf die Monolithen und konzentrierte sich auf die magischen Runen, die für die Schratzacken standen. Hell flammten die Glyphen über ihren Köpfen auf. Der Wirbel in dem Feuerrad machte einer Art Glutfenster Platz, hinter dem sich vage die Umrisse eines fernen Orts abzeichneten. Kai winkte seine Gefährten zu sich heran. Olitrax nahm auf seiner Schulter Platz, und er selbst ergriff Fi und Dystariel mit den Händen. Die Formeln zum Schutz gegen die Hitze des Feuers kamen fast von allein über seine Lippen, dann machte er einen Schritt auf
Weitere Kostenlose Bücher