Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
allein gegenüberzutreten?«, röhrte Dystariel misstrauisch. Längst hatte sie ihre Krallen ausgefahren und sah sich beunruhigt um. »Aber sicher.« Der Gargylenfürst bleckte hochmütig seine Reißzähne. »Ihre Nebelkönigliche Majestät hat im Moment Besseres zu tun. Denn in diesen Augenblicken beginnt der Sturm auf die Menschenstadt am Rhyn. Nichts wird sich ihrer Macht entgegensetzen können. Schon bald gehört die Welt den Schatten.«
Kai hob drohend seinen Zauberstab und stellte verblüfft fest, dass das magische Feuer an seinem Ende erloschen war.
»Die Letzte Flamme«, röhrte Kruul höhnisch. »Du wirst feststellen, dass deine Magie hier nicht wirkt.«
Kai feuerte einen Flammenball auf Kruul ab, doch das magische Feuer entzog sich seinem Willen und beschrieb nur wenige Schritte von ihm entfernt einen jähen Bogen, um unkontrolliert zu dem Stein der Elemente hinaufzujagen. Die Glut vereinte sich mit dem Kristall und der Lapis elementarum begann in einem roten Licht zu glühen. »Zauberei hat in diesem Raum keine Bedeutung«, fauchte Kruul. »Jede Magie wird von dem Gargylenstein aufgesogen. Ein hübscher Nebeneffekt seiner eigentlichen Macht, der Ihre Nebelkönigliche Majestät vor aufsässigem Ungeziefer wie dir bewahrt.« Er deutete zu dem Pentagramm und lächelte böse. »Dein Weg ist hier zu Ende!« »Raus hier, Kai!«, fauchte Dystariel und schnellte mit einem gewaltigen Satz auf Kruul zu. Der Gargylenfürst erwartete sie mit einem mächtigen Prankenschlag und schlitzte ihr eine der Schwingen der Länge nach auf. Dystariel brüllte und stieß ihre Krallen ebenso unerbittlich in die Brust des Gargylenfürsten. Im nächsten Moment war der Saal von den Kampfgeräuschen der beiden Gargylen erfüllt. Kruul riss Dystariel fauchend zu Boden. Sofort schlugen und bissen die beiden Kontrahenten brüllend aufeinander ein. »Niemand kommt hier raus!« Das Sturmgelächter Tornadors hallte durch den Thronsaal. Doch Kai hatte nicht vor wegzulaufen. Verzweifelt versuchte er, sein magisches Feuer zu einer Flammenlanze zu bündeln. Doch abermals entriss ihm der düstere Kristall die Kraft und zog die Glut wirbelnd an sich.
»Olitrax!«, schrie Kai verzweifelt und deutete zu dem Zepter empor. Der Drache stieg sogleich zur Statue auf und spie dem Kristall seinen Drachenodem entgegen. Doch der Kristall verschlang auch dieses Feuer. Olitrax fauchte, krallte sich im Unterarm der Statue fest und richtete sein Drachenfeuer nun auf das nachtschwarze Material. Was hatte er vor? Olitrax' Feuer wanderte Funken sprühend an dem Arm entlang, nur um ebenfalls wieder mit dem Kristall zu verschmelzen.
Im Hintergrund kämpften Kruul und Dystariel noch immer miteinander. Erbarmungslos schlugen sie mit ihren Krallen aufeinander ein. Dystariel wirbelte ihren Schwanz gegen Kruuls Kopf, um ihm mit einem Prankenhieb den Hals aufzureißen, doch der Gargylenfürst schützte sich mit einer schnellen Bewegung seiner Schwingen. Sogleich stieß er vor und schlug seine Reißzähne in Dystariels Leib. Die Gargyle brüllte schmerzerfüllt, schlug Kruuls Kopf zur Seite und versuchte wieder hochzukommen. Doch längst hatten sich Kruuls Krallen in ihrer Hüfte vergraben und zogen sie wieder an sich. Dystariels Bewegungen erlahmten. Kruul schwang sich mit einer gleitenden Bewegung über sie. Dann bohrten sich seine Krallen tief in ihren Leib. Dystariel bäumte sich röchelnd auf und ihre zerfetzten Schwingen erzitterten.
»Neeeeeiiiiiinnnn!« Kai schrie erschüttert, hob seinen Zauberstab wie eine Keule und rannte auf Kruul zu. Der ruckte herum und mit einem beiläufigen Schlag seines Schwanzes schleuderte er Kai hinüber zu dem Pentagramm. Hart krachte Kai gegen das Gestell mit den Hand- und Fußfesseln und blieb benommen liegen. Irgendwo schräg über ihm war noch immer helles Drachenfeuer zu sehen und es sprühten mondsilberne Funken.
Kai richtete seinen schmerzenden Oberkörper wieder auf und sah, wie sich Kruul von Dystariel löste und nun auf ihn zukam. Der Leib des Gargylenfürsten war von tiefen Wunden übersät. Drohend baute er sich vor Kai auf und beäugte ihn mit kaltem Raubtierblick. Doch Kai hatte nur Augen für Dystariel, die überströmt von schwarzem Gargylenblut auf dem Boden lag. Sie zuckte nur noch schwach.
»Und jetzt werde ich dich töten, kleiner Magier!«, rasselte der Gargylenfürst. Er fuhr seine Krallen aus, als hinter ihm Dystariels schwache Stimme zu hören war. »Nicht... Kyrill. Er ist... unser beider Sohn!«
Der
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