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Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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der Tür und sorgt dafür, dass sich ihm niemand nähert!« Die Trolle grunzten und folgten Seiner Magnifizenz. Doch all das bekam Kai kaum noch mit. Als sich die Gewölbetür hinter seinen Bewachern schloss, verlor er das Bewusstsein.

Traum & Wirklichkeit
    Leise glucksend schlängelte sich ein Bächlein durch die morgenfrische Waldwiese. Die Sonne spiegelte sich auf den Gräsern tausendfach in kleinen Tautropfen, über den Farnen zwischen den Bäumen summten kleine Fliegen und dort wo die Spinnen ihre Netze gewoben hatten, glitzerte und glänzte es in vielen bunten Farben. Kai atmete tief die würzige Waldluft ein und schaute sich um. Verwundert sah er an den Stämmen der Buchen und Fichten empor, die ihre Kronen weit über seinen Kopf in den blauen Himmel streckten.
    Bei allen Moorgeistern, wo war er?
    Sollte er nicht in diesem verfluchten Weinkeller liegen ? Kai sah irritiert an sich herab und bemerkte, dass er noch immer nackt war. Zwar verhinderte der warme Frühlingswind, der durch die Bäume strich, dass er fror, doch seine Blöße gab ihm ein unbehagliches Gefühl.
    Kaum war er sich dieser Empfindung bewusst geworden, als sich silberweißer Stoff um seinen Körper wickelte und ihn in ein weiches Gewand hüllte.
    Besser, Kind des Unendlichen Lichts?
    Kai schreckte herum. Auf der Lichtung hinter ihm stand ein Einhorn. Das edle Tier besaß eine Schulterhöhe, die Kai weit überragte, es war sogar größer als die geflügelten Pferde der Feenkönigin. Aus seiner Stirn ragte ein armlanges, in sich verdrehtes Horn, und als es einige Schritte auf ihn zutrat, zeichneten sich unter dem strahlend weißen Fell kraftvolle Muskeln ab. »Hat dich die Feenkönigin geschickt?« Kai wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Das Einhorn schnaubte und neigte leicht seinen Kopf, um Kai näher zu betrachten. Die Augen des Ehrfurcht gebietenden Hengstes waren so blau, dass Kai glaubte, in unergründliche Bergseen zu blicken.
    Die Feenkönigin tut, was sie immer tut, erklärte das Einhorn geheimnisvoll. Sie hat Ereignisse in Gang gesetzt, die nun auf ihre Erfüllung warten. Doch damit du tun kannst, was dir bestimmt ist, muss ich dich Dinge über die Welt lehren, die dich begreifen und erkennen lassen.
    »Und wer bist du? Wo sind wir hier überhaupt?«, wollte Kai wissen.
    Um das zu verstehen, bist du hier.
    »Ich müsste eigentlich in Colona sein. Demzufolge ist das hier bloß ... ein Traum?« Manchmal liegen Traum und Realität dicht beieinander, Kind des Unendlichen Lichts. Und manchmal lässt sich das eine nicht von dem anderen unterscheiden. »Also ist das hier ein Traum?«
    Das Einhorn trabte mit ruhigen Schritten neben ihn. Heißt es bei euch Menschen nicht, ein Traum sei wahr geworden, wenn sich ein sehnlicher Wunsch erfüllt? Kai nickte.
    Siehst du. Wenn ein solcher Traum in Erfüllung geht, wo liegt dann der Unterschied zwischen Traum und Realität?
    »Das eine ist eben wahr, das andere aber nicht«, rang Kai nach einer Antwort. »Ich meine, das eine ist bloß ein Gedanke. Eben eine Wunschvorstellung. Das andere ist wirklich. Das ist die Realität.«
    Und doch formen und bestimmen die Träume euer Leben. Sie leiten einen jeden von euch und führen euch auf den vorherbestimmten Weg - denn nur so können sie eines Tages wahr werden. So wahr, wie das, was ihr für die Realität haltet. Die ganze Welt entspringt einem Traum, einem großen schöpferischen Gedanken.
    Kai sah das Einhorn skeptisch an. »Wenn dem so ist, warum werden dann nicht die Träume aller Menschen wahr?«
    Dies liegt an dem Schatten, der mit dem Unendlichen Licht in die Welt trat. Durch ihn haben die meisten Wesen ihren Ursprung vergessen und das Träumen verlernt. Sie zweifeln, lassen sich von dem verführen, was sie für die Wirklichkeit halten - und verzagen daran. Ihre Träume können sich nicht mehr erfüllen.
    Das Einhorn schüttelte die Mähne und deutete auf den Waldrand. Die Bäume schoben sich wie ein Vorhang beiseite, und vor ihnen tat sich ein nachtschwarzer Himmel auf. Auch die Wiese war plötzlich verschwunden. Kai und das Einhorn standen jetzt irgendwo im Nichts.
    »Wo ... wo sind wir hier?«
    Am Anfang von allem, antwortete das Einhorn feierlich. Damals, als das Unendliche Licht aus dem Nichts trat und in einem einzigen Augenblick die Welt erschaffen hat. Eine Lichtexplosion entflammte die weite Leere um sie herum, und Kai sah fassungslos mit an, wie sich aus dem Licht Berge, Täler und Ozeane formten. Das Land war von Schnee bedeckt,

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