Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
gemacht?« Amabilia lächelte angespannt und deutete zu einem der Regale.
»Diese Magier haben das Haus zwar hermetisch abgeriegelt und mit ihrer Magie dafür gesorgt, dass hier kaum eine Maus unentdeckt hereinkommt - aber wie du weißt, bin ich noch ein gutes Stück kleiner. Und auf Mäuse ist Verlass. Da unten befindet sich eines ihrer Löcher. Das Gängesystem führt bis unter den Marktplatz. Und was die Egel betrifft, unterschätzt du meine Zauberkräfte.«
»Die Magier haben einige von euch Hexen verbrannt.« Kai blickte die Däumlingshexe traurig an.
»Ja, ich weiß.« Amabilia schloss bekümmert die Augen. »Doch jetzt ist es erst einmal wichtig, dass wir dich hier rausholen. Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren. Erst musste ich dich finden, und dann hat es Stunden gedauert, bis du wieder aufgewacht bist.«
»Wie spät ist es jetzt?«, murmelte Kai, der sich noch immer seltsam klar an seinen Traum zurückerinnerte. Gleichzeitig spürte er, dass er inzwischen einen Teil seiner Kräfte wieder zurückerlangt hatte.
»Zwei Stunden vor Mitternacht.«
»Herrje, gut möglich, dass von Falkenhain jeden Augenblick zurückkommt und nach mir sieht. Wie hast du dir unsere Flucht vorgestellt?«
»Mittels eines meiner bewährten Verkleinerungstränke.« Amabilia zückte eine Kürbiskernflasche und hielt diese hoch. »Wir verschwinden so, wie ich hier reingekommen bin.«
Kai erhob sich und streckte vorsichtig seine Glieder. Er wusste selbst, dass sein Schamgefühl gegenüber Amabilia unangebracht war, dennoch war er froh, als er kurz darauf wieder seine Kleider trug. Als er zu seinem Zauberstab griff, spürte er, dass sich sein Geist wie ein Muskel spannte. Er fühlte sich zwar noch immer schwach, aber er war jetzt wenigstens nicht mehr wehrlos.
Amabilia hielt ihm die Kürbiskernflasche hin, doch Kai zögerte.
»Ich kann nicht, Amabilia«, flüsterte er. »Wie bitte?«
»Es geht nicht. Ich kann nicht mit dir kommen, ohne vorher noch etwas erledigt zu haben.«
»Beim Unendlichen Licht, was meinst du?« Amabilia blickte ungläubig zu ihm auf. Mit knappen Worten berichtete ihr Kai von dem schrecklichen Sklavenkragen. »Noch nie in meinem Leben habe ich mich so gedemütigt gefühlt. Ich werde nicht gehen, ohne zuvor auch diese beiden Trolle von ihrem Los befreit zu haben.« Eine Weile herrschte Schweigen. Schließlich hob Amabilia ihre winzigen Schultern. Ein resigniertes Lächeln lag auf ihren Lippen.
»Das zu meinem sorgsam ausgetüftelten Plan. Also, wie stellst du dir das vor?« »Versteck dich. Ich glaube, von Falkenhain hat vorhin einen Fehler gemacht. Wenn ich mich täusche, na ja, dann hoffe ich, dass du mir gegen die beiden Trolle beistehst. Du kannst ja zur Not immer noch durch das Mauseloch verschwinden.«
Amabilia seufzte. »Ein offener Kampf? Junge, ich hoffe du hast dir das gut überlegt.« Die winzige Hexe ließ eine Pusteblume in ihren Händen erscheinen, hielt sich an ihr fest und schwebte damit hinter den Bottich.
Kai nickte entschlossen und wandte sich zur Tür. »Ragosch, Hrundar!« Vor der Tür rumpelte es und ein Balken wurde zurückgeschoben. Mit erhobener Axt betrat der erste der Hünen das Gewölbe und blickte Kai unter seinen zotteligen Haaren verblüfft an. Seine Augen verengten sich und gemeinsam mit seinem Kameraden stampfte er auf Kai zu.
»Wartet!«, rief Kai. »Der letzte Befehl des Erzmagus lautete lediglich, dass ihr dafür sorgen sollt, dass sich mir niemand nähert. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.« Mit unruhigen Blicken blieben die beiden Trolle stehen. Ragosch betastete seinen Sklavenkragen und sah gequält zu seinem Kumpan.
»Ich schätze, der Erzmagus hat euch die gleichen Befehle gegeben, wie mir. Ihr sollt ihm gehorchen, sein Leben beschützen und nicht versuchen zu fliehen, richtig?« Hrundar grunzte misstrauisch.
»Du sprechen wahr, kleiner Zauberer«, dröhnte seine Stimme durch das Gewölbe. »Doch Zauberer alle Betrüger. Du auch Zauberer. Warum wir dich sollen lassen gehen?«
»Weil ich euch nicht zurücklassen werde, ohne euch zuvor von eurem elenden Los zu befreien.«
In den trüben Augen der beiden Trolle flackerte das erste Mal so etwas wie Hoffnung auf.
»Wir nicht dürfen fliehen«, keuchte Hrundar gequält und hob wieder seine Axt. »Aber ihr flieht doch nicht«, beruhigte ihn Kai. Langsam näherte er sich den beiden Hünen. Er wusste, dass er vorsichtig sein und auf das schlichte Gemüt der beiden Trolle vertrauen musste. »Ein Fluchtversuch
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