Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
Vom Netzwerk:
Eisberge trieben auf den urzeitlichen Gewässern und in der Ferne waren Vulkane auszumachen, die ihren feurigen Auswurf in den Himmel schleuderten. Damals befanden sich die Elemente noch in Unordnung, fuhr das Einhorn fort, doch das Unendliche Licht wies jedem von ihnen seinen Platz im Weltengefüge zu. Und mit ihnen trat auch das Leben, so wie du es kennst, in die Welt.
    Kai sah mit an, wie die Gletscher schmolzen und die Vulkane sich beruhigten. Die Landmassen verformten sich und die karstigen Landstriche überzogen sich mit sanftem Grün. Bäume wuchsen aus dem Untergrund, zwischen denen Feen tanzten, aus den Bergen stapften Riesen auf die Ebenen und Drachen schwangen sich majestätisch zum Himmel auf. Kai stöhnte angesichts all dieser atemberaubenden Bilder um ihn herum. Jene, die ich dir hier zeige, gehören zu den Ersten, die die Weltenbühne betraten. Doch das Leben erwies sich als so bunt und schöpferisch, wie es nur ein Traum hervorzubringen vermag. Während sich die Elemente ordneten, wuchsen auch die jüngeren Völker heran. Trolle, Elfen, Zwerge, Menschen und viele andere. Doch je weiter dieser Prozess gedieh, desto stärker wurde auch der Einfluss des Schattens in der Welt. Und mit dem Schatten wuchsen unter den Völkern Streit, Missgunst und Machtgier.
    Blitze entflammten den Himmel, und Kai sah, wie die Riesen damit begannen, sich gegenseitig zu erschlagen. Drachen breiteten sich über die Welt aus. Immer wieder stießen sie auf Gruppen kleiner Wesen nieder, entflammten die Wälder, ließen die Ozeane über die Ufer treten und die Ebenen unter Frost und Eis ersticken.
    Ein Krieg begann, den die Drachen für sich entschieden. Den jüngeren Völkern blieb nichts anderes übrig, als sich zu verstecken oder sich zu unterwerfen, wenn sie nicht sterben wollten.
    »Warum hat sich das Unendliche Licht dann zurückgezogen?«, fragte Kai. »Wieso hat es zugelassen, dass all dies geschah?«
    Der Strom an Bildern riss ab und Kai fand sich von einem Moment zum anderen auf der einsamen Waldlichtung wieder. Sein Herz hämmerte vor Aufregung.
    Das Unendliche Licht hat sich nicht zurückgezogen. Das Einhorn schnaubte. Die Schatten machen dich dies bloß glauben. Es ringt mit der Finsternis und hilft uns, ihren Einflüsterungen zu widerstehen. Es wirkt zu jeder Stunde und durch jeden Einzelnen von uns. Wer in sich hineinlauscht, der kann seine Wärme spüren. Doch noch immer gibt es einen Ort in der Welt, an dem das Unendliche Licht so ursprünglich ist, wie zum Beginn aller Zeiten.
    »Und wo befindet sich dieser Ort?«, wollte Kai wissen.
    An einem Platz, den du nur erreichen kannst, wenn du die Wirklichkeit mit deinen Träumen tauschst. Man nennt ihn die Quelle des Unendlichen Lichts. Sie war am Anfang von allem. Erst wenn sie ihre Reinheit verliert, dann ist auch die Schöpfung selbst in Gefahr.
    »Dann geht es Morgoya um die Quelle des Unendlichen Lichts?«, keuchte Kai entsetzt. Ich sehe, du hast deine erste Lektion gelernt.
    Das Einhorn neigte das edle Haupt und berührte Kai mit seinem mächtigen Horn. Die Waldlichtung um Kai herum verblasste. Auch die Konturen des Einhorns verwischten immer mehr.
    »Nein, verlass mich jetzt nicht«, rief Kai. »Was soll das alles? Sag mir, wer du bist? Was du bist?« Ein Wirbel erfasste sein Bewusstsein ...
    ... und Kai schlug die Augen auf.
    Verwirrt kam er zu sich. Ihm war übel und noch immer lag er nackt in dem Bottich des alten Weingewölbes. Seine Haut war krebsrot, doch das Brennen auf seinem Körper hatte nachgelassen. Nur langsam wurde ihm bewusst, woran das lag: Der Holzzuber war leer. Die Gewitteregel waren aus der Wanne gekrochen und hatten sich wie schwarzer, fleckiger Pilzbewuchs über die Wände und die Decke des Gewölbes ausgebreitet. In ihren öligen Wurmleibern blitzte es hin und wieder hell auf, sodass der alte Kellerraum in ein zuckendes Flackerlicht getaucht wurde.
    »Bei allen Moorgeistern, was ist hier ...?«
    »Pst, Kai!«, ermahnte ihn eine vertraute Stimme.
    Kai drehte seinen Kopf und sah direkt neben sich auf dem Wannenrand Amabilia stehen. Die kleine Däumlingshexe war wie immer in ein erdbraunes Gewand gehüllt und trug ihre Haare großmütterlich zu einem Dutt hochgesteckt. Schemenhaft konnte Kai erkennen, wie sie einen ihrer winzigen Finger auf die Lippen legte.
    »Amabilia!«, wisperte Kai. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so gefreut, ein bekanntes Gesicht zu sehen. »Wie bist du hier reingekommen ? Und was hast du mit den Gewitteregeln

Weitere Kostenlose Bücher