Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
der imposanten Vögel saßen Magier mit strahlend weißen Gewändern, die keinen Hehl aus ihrer Ankunft machten. Die Enden ihrer Zauberstäbe entflammten in gleißendem Silberlicht, als die gewaltigen Raubvögel zur Ruine hinabstießen und in einiger Entfernung vor dem verfallenen Burgtor zur Landung ansetzten. Die Schnarchlaute setzten schlagartig aus und ein bedrohliches Ächzen rollte über die Talsenke. Innerhalb der Ruine polterte es, und mit einem Geräusch, das Kai an das Brechen und Knacken von Baumstämmen erinnerte, erhob sich zwischen den Mauerresten ein riesiger Schatten.
Kai war fassungslos.
Thraak war so groß wie ein Turm. Er war eine Naturgewalt. Alles an ihm war einfach nur gigantisch. Nicht nur, dass sein massiger Oberkörper auf Beinen ruhte, die so gewaltig wie die Steinsäulen des Beinhauses von Hammaburg waren, seine Arme glichen den Stämmen hundertjähriger Eichen und unter seiner Haut zeichneten sich Muskelstränge ab, so dick wie die Wurzeln der Jahrhunderteschen. Bekleidet war der Riese nur mit einem Schurz aus grob zusammengenähten Bärenfellen, die ihm in Fetzen von der Hüfte hingen.
Thraak schnaubte übellaunig und senkte sein mächtiges Haupt den Neuankömmlingen entgegen. Kai hatte noch nie ein derart vernarbtes Gesicht gesehen. Wind und Regen hatten tiefe Furchen in das Riesenantlitz gegraben, und die wirr herabhängenden Haarsträhnen konnten nicht verbergen, dass Thraaks Schädel fast kahl war. Der Riese blinzelte. Ständig blähte er seine Nasenflügel, als wollte er erschnuppern, wer es gewagt hatte, seinen Schlaf zu stören.
»Menschen«, rollte seine tiefe Bassstimme über den Wald. »Schlimmer noch ... Zauberer!«
Mit berstendem Geräusch schloss sich eine seiner gewaltigen Pranken um das Mauerwerk des Torbogens. Es rumpelte und mit Donnerhall stürzte das alte Torhaus in sich zusammen. Steine polterten zu Boden und eine Gerölllawine krachte mit einer großen Staubwolke den Felshang hinab. Die Riesenhabichte schlugen panisch mit den Flügeln, doch die Magier auf ihren Rücken blieben bemerkenswert gelassen. Thraaks Finger hielten jetzt einen schweren Felsquader umschlossen, den er drohend anhob. »Werde euch Kleinvolk schon zeigen, dass man Thraak nicht ungestraft stört!«, donnerte er.
»Warte!«, rief der vorderste der Magier. »Wir haben nicht umsonst so lange nach deinem Versteck Ausschau gehalten. Wir sind gekommen, weil wir dir ein Angebot unterbreiten wollen.«
Thraak, der den gewaltigen Felsen bereits zum Wurf erhoben hatte, schnüffelte misstrauisch und verharrte dann. »Was für ein Angebot könnt ihr mir schon machen, ihr Weichknochen?«
»Es herrscht Krieg«, rief der Zauberer zu Thraak empor, während er versuchte, sein Flugtier wieder unter Kontrolle zu bekommen. »Morgoya von Albion hat mit einem gewaltigen Heer über das Nordmeer übergesetzt und droht den Kontinent zu erobern. Wir wollen dich im Namen Seiner Magnifizenz zu Halla um ein Bündnis bitten! So, wie in jenen alten Zeiten, als du dich Sigur Drachenherz angeschlossen hast.« Der Riese brummte unheilvoll, als er diesen Namen hörte.
»Das war einmal«, brauste seine Stimme wie Sturmwind von der Ruine. »Sigur Drachenherz hat mich im ehrlichen Zweikampf besiegt. Das ist nach ihm nie wieder jemandem gelungen. Ich war ihm verpflichtet. Diesmal geht mich euer Krieg nichts an.« »Das ist so nicht richtig, Thraak Sturmriese!« Kai glaubte, eine gewisse Genugtuung in der Stimme des unbekannten Magiers mitschwingen zu hören. »Es gibt da noch jemanden, der sich brüstet, dich bezwungen zu haben.«
Durch Thraaks kolossale Gestalt ging ein Ruck und seine Nasenflügel bebten voller Zorn. Knirschend zerbröselte er den gewaltigen Quader in seiner Hand zu kleineren Felsen, die krachend auf die Ruine niederprasselten.
»Der Winzlingsmagier«, röhrte der Riese wütend. »Er hat mich nicht besiegt, er hat mich überlistet. Überlistet! Und er war einer von euch, ihr Maden!«
Thraak setzte mit einem großen Schritt über die Mauern der Ruine hinweg und die Erde zitterte derart, dass über den Baumwipfeln einige schlaftrunkene Vögel zum Nachthimmel aufstiegen. Mit einem Ruck packte er eine stattliche Tanne, riss diese samt dem Wurzelwerk aus dem Boden und wuchtete sie empor. »Und dafür gibt's jetzt Dresche, ihr kleinen Quälgeister!«
»Hör zu!«, schrie der Magier hastig und hob einen Käfig in die Höhe. »Was, wenn wir dir diesen Däumling ausliefern? Was, wenn wir dir zu deiner Rache
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