Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
Leibsklaven zu behandeln.« Kai kam ein unglaublicher Verdacht. »Magister Eulertin, dieser Magister Quitsberg hat vor knapp dreihundert Jahren bei uns in der Windmachergasse Nummer 7 gelebt? Und er kam durch den Fluch einer Hexe zu Tode? Ihr meint doch nicht etwa ...?« »Doch, den meine ich, Junge.« Ein feines Lächeln kräuselte Eulertins Lippen. »Der Gute treibt noch heute bei uns im Zunfthaus sein Unwesen. Ich spreche von Quiiiitsss!«
Schatten über Hammaburg
Der Himmel über der Elbe war tiefschwarz verhangen. Ein nasskalter Wind blies durch die Waldschonung, und in der Wolkendecke grummelte es, als seien dort Hunderte Wettergeister aufmarschiert, um grimmig dem Licht der Nachmittagssonne zu trotzen. Kai zog seinen Umhang fester und spähte an den knorrigen Stämmen der Schwarzpappeln vorbei in Richtung Hammaburg. Der vertraute Stadtwall mit seinen Palisaden und Wehrtürmen war in tiefe Schatten getaucht, auf den Wehren patrouillierten fremde Gardisten und von den höchsten Zinnen der Stadt wehten unheilvoll die schwarz-roten Drachenbanner Morgoyas. Dennoch wahrte die Hafenstadt nach außen hin den Anschein von Normalität. Hin und wieder sah man die Karren von Bauern und Händlern durch die Stadttore ruckeln und auf dem nahen Elbstrom waren vereinzelt die Umrisse schwarzer Segler zu erkennen. Man hätte sie auf den ersten Blick für Fischerboote halten können, wären da nicht die Schilde in den Farben Albions gewesen, die die Bordwände zierten. Kai schmerzte es, die Stadt so fest im Griff des Feindes zu wissen.
»Wenn Eulertin, Amabilia und Kriwa nicht bald zurückkehren«, sorgte er sich, »dann müssen wir etwas unternehmen.«
»Sie sind doch erst vor einer knappen Stunde aufgebrochen«, sagte Fi. Sie stand dicht neben ihm und betrachtete Hammaburg ebenfalls misstrauisch. »Geben wir ihnen noch etwas Zeit.«
»Uns läuft die Zeit aber davon«, murrte Kai.
Tatsächlich hatte es zweieinhalb lange Tage gedauert, bis sie ihr Ziel endlich erreicht hatten. Da sie keine Verkleinerungstränke mehr besaßen und Dystariel noch immer angeschlagen war, lag ein erschöpfender Gewaltmarsch hinter ihnen. Dank Kristallfell hatten sie die vorgelagerten Stellungen des Feindes zwar unsichtbar umgehen können, dennoch waren sie immer wieder unerwartet auf Kolonnen albionscher Kriegsknechte gestoßen, die in Richtung Westen zogen.
In diesem Augenblick jagte ein helles Schemen vom Himmel herab und sauste über ihren Köpfen hinweg zu der schmalen Waldlichtung, die ihnen als Versteck diente. Kriwa war mit Eulertin und Amabilia zurück!
Auch Magister Äschengrund bemerkte die Rückkehr der Gefährten. Er saß inmitten ihres Gepäcks und Kai bemerkte, dass aus Äschengrunds Satteltasche der zusammengewickelte, blau-weiße Stoff ragte, der ihm nun schon mehrfach aufgefallen war. Erstmals entdeckte er goldene Fransen an ihm. Was war das? Eine Fahne? Kriwa ließ sich auf dem Arm des Drakologen nieder.
»Und?«, rief Kai neugierig.
»Die Zustände in Hammaburg sind schlimm«, sagte Amabilia ohne Umschweife. »Kriegsknechte, Hammaburger Söldner und Axtschwinger aus den Frostreichen, wo auch immer man hinblickt.«
»Und es war nicht gerade einfach, die Stadtgrenze zu passieren«, fügte Magister Eulertin hinzu. »Da oben in den Wolken schwirren ziemlich angriffslustige Luftelementare herum, die alles attackieren, was ihnen suspekt erscheint. Selbst Kriwa musste auf der Hut sein.«
»Habt ihr denn eine Nachricht der drei Wettermagier gefunden?«, wollte Fi aufgeregt wissen. »Überhaupt, wie steht es mit Koggs?«
»Leider nichts Neues von dem Klabauter.« Eulertin hob bedauernd die winzigen Schultern. »Aber was meine Kollegen betrifft, waren wir erfolgreich. Doktorius Gischterweh hat ganz so, wie wir es damals für den Notfall vereinbart hatten, auf der Spitze der arkanen Wetterwarte eine Nachricht für uns hinterlassen. Demnach halten er und die anderen sich irgendwo in der Stadt versteckt. Wo, das stand in der Botschaft natürlich nicht. Aber er scheint regelmäßig ein Elementar auszuschicken, das kontrolliert, ob die Nachricht abgeholt wurde. Wir haben ihm daher unsererseits eine Botschaft hinterlassen. Wenn alles klappt, erreicht sie die drei rechtzeitig und wir können uns bei Sonnenuntergang in einem verlassenen Bootsschuppen am Hafen treffen.«
Mit knappen Worten erklärte er ihnen, wo dieser zu finden war.
»Und wie steht es mit Quiiiitsss ?«, wollte Kai wissen. »Habt ihr denn wenigstens mit ihm schon
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