Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
sprach. »Doch obwohl du mittlerweile über große Kräfte verfügst, fehlt es dir immer noch an Erfahrung und Ausbildung. Ich habe mir daher in den letzten Wochen einen Plan zurechtgelegt. Wir werden die Nebelkönigin mit ihren eigenen Mitteln schlagen!« Eulertin nickte dem Drakologen zu. »Du hast doch mitgebracht, worum ich die Feenkönigin gebeten habe?«
Alle sahen gespannt den Fryburger Gelehrten an.
»Ah, ja natürlich!« Haragius Äschengrund nestelte an den Verschlüssen seines Gepäcks, schob die eigentümliche, blauweiße Stoffbahn beiseite und zog den Kasten mit den mondsilbernen Schwanenapplikationen hervor. Er öffnete ihn und stellte einen glitzernden Gegenstand neben dem Lagerfeuer ab. Kai atmete scharf ein, als er das Objekt erkannte. Vor ihnen stand der Schattenkelch!
Im Feuerschein glitzerte der unheimliche Pokal bunt wie ein Feenkristall, nur dass sein Gleißen irgendwie schmutzig wirkte.
Kai sah, dass der Drakologe das Gefäß mit einem bitteren Blick maß. Kein Wunder, immerhin hatte der Gelehrte durch das verfluchte Zauberobjekt seinen Schatten und damit auch seine Zauberkräfte verloren. Auch Magister Eulertin war fast ein Opfer des Schattenkelchs geworden.
Kai runzelte die Stirn. Das unheimliche Artefakt hatte bei ihrem Kampf vor einigen Wochen Schaden genommen. Gut sichtbar zog sich knapp unterhalb des abnehmbaren Deckels ein Riss durch die Kelchwand.
»Magister Eulertin«, sagte Kai. »Euer Plan hat einen Schönheitsfehler. Der Schattenkelch ist beschädigt. Seine heimtückischen Kräfte wirken nicht mehr.« Eulertin lächelte listig und tätschelte Kriwa das Federkleid. »Ich weiß. Aber mit etwas Glück können wir den Kelch reparieren. Bevor uns der Erzmagus überrumpelt hat, habe ich die Zauberbibliothek zu Halla tagelang nach einer alten Zauberlegende abgesucht. Nach dem Lapis elementarum, dem Stein der Elemente!« »Was soll das sein?«, wollte Kai wissen.
»Ein Artefakt, das angeblich auf Murgurak den Raben zurückgeht«, brummte Äschengrund. »Der Traum aller Zauberer. Dieser Wunderstein vereint angeblich die Kräfte aller vier Elemente in sich. Mit seiner Hilfe wäre es wohl tatsächlich möglich, den Riss im Pokal ungeschehen zu machen. Es heißt sogar, das Leben selbst ließe sich mit seiner Hilfe hervorbringen - weshalb der Lapis elementarum auch als Schattenwerk gilt. Es ist verboten, nach ihm zu forschen.«
»Leben schaffen? Solch ein Unsinn!«, zischte Fi.
»Unsinn, oder nicht.« Amabilia tippte sich gegen die winzige Nase. »An den Lapis elementarum haben sogar einige von uns Hexen geglaubt. Thadäus, soll das etwa heißen, dass dieser Stein der Elemente mehr als nur eine Legende ist?« Magister Eulertin blickte in die Runde und nickte. »Es sieht so aus. Ich fand Hinweise, dass vor zweihundertachtundsiebzig Jahren drei Zauberern und einer Hexe gelang, was bis dahin für unmöglich gehalten wurde: die Erschaffung des Lapis elementarum. Die Angelegenheit war so pikant, dass bis auf einen Prozessbericht alle Unterlagen darüber vernichtet wurden. Darin war von einer Hexe namens Gloja Feuerkopf die Rede, die zum Tode verurteilt wurde. Ihr wurde vorgeworfen, an der Erschaffung des Steins der Elemente mitgewirkt und die drei Zauberer anschließend umgebracht zu haben.«
»Wie bitte?« Amabilia runzelte die Stirn. »Seit wann arbeiten Magier und Hexen zusammen? Ich meine, jetzt ja, aber doch nicht vor dreihundert Jahren.« »Vergessen wir nicht«, fuhr Eulertin fort, »dass es sich um verbotene Forschungen handelte. Finde mal vier unterschiedliche Elementarmagier, die das Wagnis eingehen, sich gegen das eiserne Gesetz Hallas zu stellen. Warum also nicht eine Hexe in den erlauchten Zirkel aufnehmen, wenn diese über die gebotenen Fähigkeiten verfügt? Es entstand eine Zweckgemeinschaft, bei der jeder danach trachtete, die anderen zu hintergehen, sobald das Forschungsziel erreicht war. Diese Gloja Feuerkopf war einfach nur etwas gewitzter als ihre Kollegen.«
»Und der Stein der Elemente?« Kai sah den Magister fragend an.
»Wurde nie gefunden. Einer der drei Zauberer soll ihn versteckt haben, bevor ihn diese Hexe mit einem Todesfluch zur Strecke brachte. Und jetzt wird es interessant. Bei diesem Mann soll es sich um den einstigen Zunftmeister der Windmacher Hammaburgs gehandelt haben. Ein Zauberer namens Magister Timotheus Quitsberg. Ein zwielichtiger Kerl, der dafür berüchtigt war, seine Hammaburger Kollegenschaft auszuspionieren und seine Lehrlinge wie bessere
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