Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
»Haragius? Amabilia? Wer ... wo?« Erstaunt blickte er zu den übrigen Gefährten auf. »Thadäus! Dem Unendlichen Licht sei Dank!« Amabilia umarmte den verwirrten Magier, drückte ihn, besann sich dann aber eines Besseren und schimpfte lauthals los. »Diesmal hast du verdammtes Glück gehabt, du alter Zausel. Wenn wir nicht gewesen wären, dann wäre von dir jetzt nicht viel mehr übrig, als von einem verkohlten Regenwurm.«
»Gemach, Amabilia«, stöhnte Eulertin und fuhr sich umständlich durch den Backenbart. »Du meine Güte ... Ich befand mich doch eben noch mit Seiner Magnifizenz zu einem Umtrunk in seinen Privatgemächern ...«
»Aureus von Falkenhain hat dich hereingelegt.« Amabilia ballte zornig ihre Fäuste. »Dich und alle anderen Magier vom Orden. Sie wurden versteinert. Du bist der Einzige, dessen Todesurteil deine ach so geschätzten Stadtmagister noch nicht vollstreckt haben.«
»Wie bitte?« Eulertin wirkte überaus erschrocken.
Kai trat nun ebenfalls vor und berichtete seinem Lehrmeister mit knappen Worten, was in den Wochen seit ihrer Trennung geschehen war. Eulertin presste die Lippen aufeinander.
»Ausgerechnet Thraak!« Der Däumlingsmagier fluchte, als Kai geendet hatte. Dann richtete er sich mit Amabilias Hilfe auf. »Ich habe euch wirklich zu danken. Und wie du mit diesem Riesen fertig geworden bist, Kai... das war wirklich eine Glanzleistung! Dafür haben wir anderen uns wie Käferlarven zur Schlachtbank rollen lassen. Aureus von Falkenhain hat zu keinem Zeitpunkt durchblicken lassen, dass er unsere Ordensbeschlüsse verurteilt. Im Gegenteil. Ich war sogar so dumm, ihn über manches Detail in Kenntnis zu setzen, das ich wohl besser verschwiegen hätte.« »Die Schwesternschaft wird schon in wenigen Tagen wieder versammelt sein, das verspreche ich dir!«, erklärte Amabilia.
»Und dann werden wir nach Colona zurückkehren. Unter deiner Führung werden wir es diesem von Falkenhain heimzahlen!«
»Nein, Amabilia.« Magister Eulertin schüttelte energisch den Kopf und sah sich suchend um. »Meinen Zauberstab haben sie mir nicht gelassen, oder?« »Doch, er lag ebenfalls im Käfig.« Kai kramte in seiner Tasche, bis er den kaum zahnstochergroßen Stab des Magisters gefunden hatte. Dankbar nahm ihn der Däumlingszauberer entgegen.
»Was heißt hier >nein«, meinte Amabilia entrüstet.
»Um Seine Magnifizenz kümmern wir uns später. Zuvor warten andere Dinge auf uns. Wichtigere Dinge.« Eulertin sah zu Haragius auf. »Dazu zählt, dass wir unsere Ordenskollegen retten.«
Der Drakologe wirkte zum ersten Mal verblüfft. »Wie das ? Versteinert ist versteinert.« »Nein, Haragius, das ist ein Trugschluss, dem glücklicherweise auch Seine Magnifizenz aufsitzt. Es existiert ein Zaubertonikum, das die Verwandlung aufzuheben vermag.« »Wie bitte?« Voller Hoffnung riss Äschengrund die Augen auf. »Seit wann? Davon habe ich noch nie gehört.«
»Morbus Finsterkrähe hat es entwickelt, offenbar als Rückversicherung, falls ihm die Stadtmagister Hallas doch eines Tages auf die Schliche kämen. Ich fand dieses erstaunliche Tonikum nach meinem Sieg über ihn in seinem Labor. Das war auch der Grund, warum ich seinen versteinerten Leib den Winden des Nordmeers zur Obhut übergeben habe. Ich konnte doch nicht riskieren, dass ihn einer seiner Gefolgsleute damit wieder zurückverwandelt. Leider ist es Mort Eisenhand dann doch fast geglückt...«
»Selbst wenn«, wandte Amabilia ein. »Mit nur einem Tonikum allein kannst du unmöglich ein gutes Dutzend Männer und Frauen zurückverwandeln.« »Ja, aber ich besitze in Hammaburg drei sehr sachkundige Vertraute, denen ich die Zauberflüssigkeit zur Analyse übergeben habe.«
»Die drei Wettermagier, richtig?«, wollte Kai wissen. »Doktorius Gischterweh, Magistra Wogendamm und Magister Chrysopras?«
Eulertin nickte. »Ich kann nur hoffen, dass die werten Kollegen den Machtumsturz in der Stadt wohlbehalten überstanden haben.«
»Das heißt, wir müssen zurück nach Hammaburg?« Fi sah sich zu Kai um. »Das trifft sich gut. Solange ich nicht weiß, was mit Koggs passiert ist, habe ich keine ruhige Minute.«
»Ja, das müssen wir. Allerdings auch noch aus einem anderen Grund. Und der betrifft dich, Kai.« Eulertin sah entschlossen zu ihm auf. »Du bist die Letzte Flamme. Egal, was uns anderen bestimmt ist, von dir allein wird der Ausgang unseres Kampfes gegen Morgoya abhängen.«
Kai wurde blass. Er wusste nur zu gut, wovon Magister Eulertin
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