Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
»Schwarzmantel ist entkommen und hat sich nur wenige Jahre nach Morgoyas Umsturz der Nebelkönigin unterworfen. Vor zwei Jahren wurde er von ihr als neuer Protektor Albas eingesetzt, nachdem der letzte, nun ja, dem Gargylenkönig in die Quere gekommen war.« Matiz blähte unruhig seine Nasenflügel und fuhr sich erneut mit der Zungenspitze über die ungewöhnlich langen Zähne. »Jeder weiß, dass Schwarzmantel die Gefangenen der Drachenburg als Versuchsobjekte für seine finsteren Forschungen missbraucht. Schätze, es ist Morgoya egal, solange der Hexenmeister ihr gegenüber seinen Verpflichtungen nachkommt. Sagt bloß, Ihr wusstet das nicht?« »Lass das nur unsere Sorge sein«, antwortete Koggs mit gerunzelter Stirn. »Ich habe gehört, dass in der Drachenburg auch magische Schätze gehütet werden«, mischte sich Kai ein.
»Ja, in der Schatzkammer der Könige. Und die liegt gut bewacht im Sternenturm.« Matiz betrachtete nun auch Kai mit einem prüfenden Blick. »Dort lagen bis vor dem Umsturz die Drachenherz'schen Krönungsinsignien. Sie sind unermesslich wertvoll und heute natürlich im Besitz Morgoyas. Der Sonnenrat bestimmte vor mehreren Hundert Jahren die Schatzkammer im Sternenturm auch dazu, dort mächtige arkane Artefakte einzulagern, derer man nicht Herr wurde oder die man nicht zu zerstören wagte.« Abermals huschte ein merkwürdiger Ausdruck über Matiz' Gesicht. »Dreimal dürft ihr raten, wer heute in diesem Turm lebt?«
»Barabas Schwarzmantel«, antwortete Kai.
Matiz verzog seine dürren Lippen zu einem spöttischen Grinsen und nickte. »Lasst mich raten. Ihr seid nicht allein auf der Suche nach Bilger Seestrand, oder?« Kai, Koggs und Fi warfen sich knappe Blicke zu.
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht«, murrte der Klabauter. »Wichtig ist nur, dass wir in diese krakenverfluchte Burg gelangen. Matiz, du kennst die Schlupfwinkel Albas besser als jeder andere hier. Ich frage dich also noch mal. Kannst oder willst du uns nicht helfen?«
Die großen Ohren ihres Gegenübers zuckten unruhig und Matiz quälte sich ein Lächeln ab. »Nicht doch, Koggs. Der alte Matiz tut was er kann. Nur ist das eben nicht viel. Ich weiß nur, dass auf dem Hof der Drachenburg ein altes Brunnenhaus steht, das heute nicht mehr benutzt wird. Der Brunnenschacht führt hinunter in die Kanalisation der Stadt. Leider wird dieser Schacht oben durch ein Eisengitter versperrt, durch das man von unten nicht hindurchkommt. Einen anderen Weg kenne ich nicht. Aber ich habe Freunde hier in Alba. Wenn ihr wollt, werde ich sie um Rat fragen. Ihr bleibt solange hier und spätestens morgen früh werden wir euch ...«
»Nein, dafür bleibt uns keine Zeit«, widersprach Fi energisch. »Ich spüre mit jeder Faser meines Körpers, dass wir noch heute Nacht in die Drachenburg müssen.« »Noch heute Nacht?«, winselte Matiz.
»Hast du etwa einen anderen Plan?«, wollte Koggs von Fi wissen.
Fi seufzte. »Matiz, wäre es Euch möglich, uns über diese Kanalisation gegebenenfalls wieder aus der Burg hinauszuschaffen?«
»Na ja«, meinte der Schmuggler gedehnt. »Ich kann da unten gern auf euch warten. Im Notfall könnte ich euch dann über die alten Tunnel bis vor die Mauern der Stadt bringen. Aber wie soll euch das bei eurem Problem helfen?«
»Das ist nur ein Gedanke für den Notfall«, sagte Fi. »Falls unsere Flucht aus der Burg anderweitig misslingt. Denn wenn ich es mir recht überlege, ist es sehr viel einfacher, in die Burg hineinzugelangen, als hinaus.«
»Wie bitte?«, fragten Kai und Koggs wie aus einem Munde.
»Denkt doch nach.« Fi zog sich das Tuch vom Kopf und enthüllte unter Matiz' überraschten Blicken ihre spitzen Elfenohren. »Wir besitzen doch eine Verbündete, die mehr als geeignet ist, uns in die Drachenburg zu schaffen. Nur benötigt sie dafür einen Anlass. Was haltet ihr also von einem Gefangenentransport?«
Die Drachenburg
Ich gebe zu, das ist mal ein Plan ganz nach meinem Geschmack«, rasselte Dystariel spöttisch, während sie Kai, Fi und Koggs durch die Nebelschwaden trieb. Sie marschierten an einer schlickigen Uferstraße mit verwahrlosten Häusern entlang und waren wie Strafgefangene mit Stricken aneinander-gebunden. Die Fesselung wirkte auf den ersten Blick äußerst fest, doch jeder von ihnen konnte mit nur wenigen Griffen die Knoten lösen und sich schnell wieder befreien. »Von nun an kein störendes Elfengeschwätz mehr und auch kein prahlerisches Seemannsgarn, das einen bloß davon abhält,
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