Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
Junge.«
Der Erzmagus wandte sich an die beiden Trolle. »Hoch mit ihm!«
Die beiden Hünen packten Kai und stellten ihn unsanft auf die Füße.
»Also, ich frage dich das nur einmal«, der Stadtmagister hob mahnend einen Zeigefinger. »Leistest du mir den bedingungslosen Eid zum Gehorsam?« Kai sah trotzig zu Aureus von Falkenhain auf. »Einem Wahnsinnigen? Niemals.« »Gut, du hast es nicht anders gewollt.« Der Erzmagus griff nach einer kleinen Ebenholztruhe, die auf dem Tisch stand.
Wortlos öffnete er die Verschlüsse und entnahm ihr einen mondsilbernen Reif, der jenen aufs Haar glich, die die beiden Trolle trugen.
»Es handelt sich hierbei um ein kostbares Artefakt aus den Schattenkriegen«, erklärte der Stadtmagister kühl. »Von seiner Art existieren leider nur noch sehr wenige Exemplare. Weit weniger, als wir derzeit benötigen. Vielleicht hast du davon schon einmal gehört, man nennt es den Sklavenkragen!«
»Den was?« Kai wich ängstlich vor dem Zaubergegenstand zurück, doch die beiden Trolle hielten ihn fest.
Von Falkenhain lächelte kalt. Er öffnete einen Verschluss, klappte den Reif auf und legte ihn kurzerhand um Kais Hals. Kai versuchte verzweifelt, seine elementaren Kräfte heraufzubeschwören, doch schon schlug ihm der Erzmagus hart ins Gesicht. Als Kai seine Konzentration wiedergewann, lag der Reif wie ein kaltes Würgeeisen um seinen Hals.
»Lasst ihn los!«
Die Trolle wichen geduckt zur Tür zurück und von Falkenhain nickte zufrieden. »So, und jetzt, Letzte Flamme, wirst du die Vorzüge dieses Sklavenkragens kennenlernen. Setzen!«
Kai spürte in sich plötzlich den erdrückenden Zwang, sich auf dem Stuhl niederzulassen. Bevor er darüber nachdenken konnte, hatte er das Kommando ausgeführt.
»Aufstehen!«
Kai wollte sich dem Befehl widersetzen, doch wie von Geisterhand gezwungen, sprang er wieder auf. Kalter Schweiß bedeckte seine Stirn. Laut schrie er auf und riss anseinen Fesseln, um das fürchterliche Artefakt ergreifen zu können. Mit seinen geistigen Kräften versuchte er bereits, nach einem silbernen Brieföffner zu fassen, um diesen auf sein Gegenüber zu schleudern, als die Stimme von Falkenhains abermals zu hören war. »Hör auf, dich zu wehren!« Kai spürte den Zwang, ruhig stehen zu bleiben. Verzweifelt warf er den beiden Trollen einen Blick zu, doch diese pressten lediglich ihre borkigen Lippen aufeinander. »Glaube mir, das alles tut mir mehr weh als dir.« Der Erzmagus seufzte. »Aber du hast mir keine andere Wahl gelassen. Der Sklavenkragen sorgt dafür, dass du mir von nun an bedingungslos gehorchst. Die ersten Befehle, die ich dir gebe, lauten: Du wirst weder mich noch einen anderen Magier mit deinen Kräften angreifen. Du wirst nicht versuchen zu fliehen, und du wirst auch meinen Untergebenen gehorchen. Hast du das verstanden?«
Kai nickte und Tränen stiegen ihm in die Augen. Widerstand war zwecklos. Noch nie hatte er sich derart erniedrigt gefühlt.
Der Erzmagus ging um ihn herum und löste die Stricke an seinen Händen. Kai betastete unwillkürlich den Sklavenkragen. Es war sinnlos. Das Artefakt würde sich ohne magisches Zutun nicht entfernen lassen. Von Falkenhain streckte beiläufig einen Arm nach seinem knorrigen Zauberstab aus. »Zeit zum Aufbruch, Letzte Flamme. Du wirst jetzt den Grund kennenlernen, warum wir nach Colona gekommen sind.«
Das Labyrinth
Kai und die beiden Trolle folgten Aureus von Falkenhain durch hohe Korridore und geschwungene Treppen hinunter ins Erdgeschoss. Wann immer Kai erneut gegen die Macht des Sklavenkragens aufbegehren wollte, entflammte hinter seiner Stirn ein bohrender Schmerz, der ihn fast wahnsinnig machte. Ihm blieb daher nichts anderes übrig, als sich seinem Schicksal zu fügen. Am Rande nahm er wahr, dass es im ehemaligen Zünftehaus sehr geschäftig zuging. Magier, Adepten und herumschwirrende Luftelementare räumten die Zimmer des Gebäudes um, ordneten arkane Folianten und Zauberschriften in leer geräumte Regale ein, trugen Bannkreise aufwände und Türen auf und schleppten Kisten mit Zauberingredienzien in das Gebäude. Kurz darauf hatten sie den Vorplatz erreicht, auf dem ihnen ein kühler Wind entgegenschlug. Noch immer war dort das wundersame Flugschiff vertäut. Stolz und majestätisch thronte es in der Platzmitte und war umringt von Schaulustigen. Schon verneigten sich die ersten Bürger vor dem Erzmagus.
Kai konnte seinen Zorn kaum unterdrücken. Am liebsten hätte er von Falkenhain einen Feuerball
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