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Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Viertels erreichten. Kai sah sich erstaunt um. Vor ihnen lag ein Irrgarten, der von mannshohen Hecken gebildet wurde. Noch nie hatte Kai Sträucher dieser Art gesehen. Die Blätter an den verschlungenen Zweigen besaßen eine schmutzig grüne Farbe, zwischen denen tiefblaue Blütendolden emporwuchsen.
    Der Erzmagus lächelte zufrieden. »Ja, das ist es! Es entspricht ganz den Beschreibungen, die ich studiert habe.«
    Kai sah sich nach den Bewohnern des Viertels um, die ihnen mit düsteren Blicken gefolgt waren. Kai fiel auf, dass der Irrgarten so von Häusern abgeschirmt wurde, dass er selbst von der hohen Stadtmauer aus unmöglich einzusehen war.
    »Das sind Schlafranken«, meinte einer der Magier aus Halla hinter ihnen. »Wer von ihren Dornen gestochen wird oder den Staub ihrer Blüten einatmet, fällt ins Koma. Früher hat man mit dem Gift angeblich Drachenfallen präpariert. Die Pflanzen wirken gepflegt.«
    »Ja«, murmelte von Falkenhain. »Mir scheint, die Kobolde wissen sehr gut, was sie hier vor den anderen Einwohnern verbergen. Aber das Gift dieser Schlafranken wird uns nicht aufhalten. Und was den Irrweg betrifft, mit solchen Spielereien halten wir uns auch nicht auf.« Der Erzmagus trat auf den Zugang des Heckenlabyrinths zu, eine Art Tor, das von wild wuchernden Ranken gebildet wurde. Umgehend entfaltete das vor ihnen liegende Grün ein gespenstisches Eigenleben. Es knackte und knisterte, und Kai musste mit ansehen, wie sich gefährlich spitze Dornen aus den Zweigen schoben. Die Blüten öffneten sich und sahen nun aus wie fleischige Mäuler.
    Bei allen Moorgeistern, was ging hier vor sich?
    »Botanicus Weidenberg!«, befahl der Erzmagus einen der drei Magier zu sich. »Das Elixier.«
    Ein lockenköpfiger Zauberer mit spitzer Nase trat an die Seite von Falkenhains. Er öffnete einen kleinen Lederkoffer und entnahm diesem vier Kristallflaschen mit einer gelben Flüssigkeit. Eine von ihnen reichte er dem Erzmagus, eine weitere einem seiner beiden Kollegen und die dritte drückte er Kai in die Hand. Das letzte Behältnis entkorkte er selbst.
    »Austrinken!«, befahl von Falkenhain. Er öffnete den Flakon und leerte ihn in einem Zug. Kai konnte nicht anders, als dem Beispiel der anderen zu folgen. Die Flüssigkeit schmeckte bitter und es schüttelte ihn.
    »Ein Antidot«, erklärte der lockenköpfige Magier stolz. »Es schmeckt nicht gut, aber es schützt ein, zwei Tage lang gegen alle pflanzlichen Gifte!«
    »Und nun macht uns den Weg frei!«, forderte der oberste Stadtmagister. Der Botanicus hob pflichteifrig seinen Zauberstab und intonierte eine komplizierte Zauberformel. Kurz darauf bebte die Erde und über den Hausdächern stieg ein aufgeschreckter Schwärm Tauben auf. Vor ihnen schraubte sich ein massiges Erdelementar aus dem Boden, dessen Körper aus Wurzelsträngen, Blättern und Rindenstücken bestand. Das Wesen sah seinen Beschwörer mit harzigem Blick an. Der Magier flüsterte ein Kommando. Schon stampfte der erdbraune Koloss auf das Labyrinth zu. Rücksichtslos trampelte er die hohen Büsche nieder, riss die gefährlichen Schlafranken aus dem Boden und ignorierte die Irrwege und dichten Pollenschleier, die aus den blauen Blüten hervorwölkten. Stattdessen bahnte er sich auf direktem Weg eine breite Schneise ins Zentrum des Heckenlabyrinths. Als das Elementar die Mitte des Irrgartens erreicht hatte, versank es unter lautem Rascheln wieder im Boden. Hinter ihnen stöhnten die Kobolde laut auf. In ihren Blicken blitzte offene Feindseligkeit. Doch keiner von ihnen schien etwas unternehmen zu wollen. Sie hatten vor den Magiern und den beiden Trollen offenbar Angst.
    »Botanicus Weidenberg, Magister Balthasar und auch du, Junge, folgt mir«, befahl der Erzmagus ungerührt. Kai spürte wieder den Zwang, ihm nachzueilen. Gemeinsam mit den drei Magiern stolperte er über das platt gewalzte Rankengeflecht hinweg. Hin und wieder stachen dennoch Dornen durch seine Beinkleider, und er musste niesen, so dicht wallten die heimtückischen Pollen vor seinem Gesicht. Doch bis auf ein leichtes Schwindelgefühl und ein gelegentliches Brennen, dort, wo seine Haut zerkratzt wurde, war kaum etwas von der Wirkung der Schlafranken zu spüren. Das Antidot tat seine Wirkung.
    Kai sah sich zu seinen Begleitern um, doch die hatten selbst genug mit dem gefährlichen Pflanzengewirr zu tun. Er streckte vorsichtig seine Hand aus. Da sich der Sklavenkragen nicht bemerkbar machte, rupfte er während des Laufens ungesehen einige der

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