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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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wird dieses Schwert die Klinge Nandos sein. Fürchte dich nicht vor der Waffe, für die du bestimmt bist.
    Nando holte tief Atem. Er sah zu seinen Freunden hinüber, spürte ihr Vertrauen und streckte im selben Moment die Hand nach Bhalvris aus. Seine Finger glitten durch das Licht des Schreins wie durch Wasser. Ein ehrfürchtiges Raunen ging durch die Reihen der Mönche, und Nando konnte die Kraft fühlen, die in diesem Schutzwall lag und die nur ihm erlaubte, sie zu brechen – ihm, dem der Cor Wanoy das Schwert gegeben hatte. Wortlos berührte er die Klinge. Ein feiner Schnitt lief über seine Haut, und ein Blutstropfen rann über das glänzende Metall. Kurz zog er sich als feinstes Netzwerk über die Klinge, Nando meinte, sich selbst darin zu erkennen, das Schwert hoch erhoben, Schatten und Licht um sich in ewigem Kampf entbrannt. Dann erlosch das Bild, und mit ihm brach der Schrein zusammen.
    Im selben Augenblick ging ein Flüstern durch die Luft wie von wirbelnder Asche. Nando rechnete damit, dass die Mönche auf diese Weise ein Ritual anlässlich seiner Erlangung von Bhalvris einleiten würden, aber die Engel erstarrten förmlich an ihren Plätzen, und gleich darauf fühlte er es auch. Eine namenlose Kälte kroch über den Boden, und Blut drang zwischen den Steinen empor, schwarzes, uraltes Blut, das sich wenige Schritte von Nando entfernt in einer großen Lache sammelte. Ein Grollen ging durch den Boden, dicht gefolgt von einer heftigen Erschütterung, und gleichzeitig schob sich eine Gestalt aus dem Blut.
    Ein Engel war es, die Schwingen gebrochen, das Gesicht das eines Toten. Sein Körper war von schrecklichen Wunden gezeichnet, aber seine Rüstung schimmerte unter all dem Blut noch immer in silbrigem Licht. Dieser Engel musste in der Schlacht gegen Askramar gefallen sein, doch nun stand er nicht länger auf der Seite seines Volkes. Seine Augen entfachten sich in dunklen Flammen, und es war nicht der Glanz der Engel, der in ihm glomm. Es war das Feuer der Hölle.
    »Korron Dhakar!«, brüllte Hadros so laut, dass seine Stimme wie ein Orkan durch den Raum peitschte. Totes Licht! Eisblaue Flammen glitten aus seinen Fingern, doch der gefallene Engel wich ihnen so schnell aus, dass er nicht mehr war als ein Schemen. Seine Schwingen zerschnitten die Luft, als er auf Bhalvris zustürzte. Die Mönche erwachten aus ihrer Starre und stellten sich ihm entgegen, doch er schlug sie zurück und traf Nando mit voller Wucht im Nacken. Dieser taumelte, und als Avartos vorsprang, um das Schwert zu schützen, stieß der Blutengel ihm den Kopf mit einem Tritt zurück und streckte die Hand nach Bhalvris aus. Gerade als seine Finger sich um die Waffe schließen wollten, traf ein mächtiger Flammenzauber seine Brust. Der Engel erhob sich in die Luft, sein Fleisch war zerfetzt, und Blut regnete auf den Boden, aber auf seinem Gesicht stand ein entrücktes Lächeln, als würde er sich an den eigenen Schmerzen weiden. Hadros riss die Faust hinab, die den Zauber geschleudert hatte, und sprengte den Leib des Blutengels auseinander, als bestünde er aus Glas. Scherben fielen nieder – doch ehe sie am Boden aufschlugen, verwandelten sie sich zurück in Blut. Hadros schrie noch einen Bannzauber, den die Mönche mit lauten Stimmen verstärkten, aber das Blut schoss auf Bhalvris zu und tauchte in die Waffe ein. Die Klinge begann zu glühen, mit heftigem Donnern schleuderte sie das Gift des Blutes von sich, doch es war zu spät. Nando duckte sich unter den fliegenden Splittern des Blutzaubers und hörte das Bersten des Walls, der das Kloster bisher vor dem Eindringen dämonischer Kräfte geschützt hatte. Er sah noch die entsetzten Gesichter der Mönche, seltsam unwirklich wirkten sie mit dieser plötzlichen Regung auf ihren sonst so starren Gesichtern. Dann hörte er überdeutlich das Kratzen unzähliger Krallen auf Stein. Benommen sah er, wie winzige schwarze Leiber aus den Blutlachen des Engels hervorkrochen, so viele, dass er sie nicht zählen konnte.
    Ratten.
    Schwarz und zügellos brandeten sie in den Raum, die Augen zu totem Feuer entflammt, und stürzten sich auf die Mönche. Nando wich vor ihnen zurück und verlor beinahe das Gleichgewicht auf dem blutigen Boden. Im letzten Moment schlug er einen Feuerwirbel vor seine Füße und verbrannte die ersten Reihen, aber schon hörte er Noemi schreien, als die Flut der Ratten sie in eine Ecke drängte. Die Tiere erklommen die Wände, sprangen über Vorsprünge von oben auf ihre Opfer und

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