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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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verbrannten, erstarkten Hadros’ Gefährten und gingen mit neu erwachender Kraft in die Schlacht. Nando fühlte ihn selbst, diesen Glanz, der ihn wie eine schützende Haut überzog. Wie mechanisch führte er die Hiebe aus, um sich die Angreifer vom Leib zu halten, doch sein Blick folgte dem Schwert Bhalvris, das wie eine Sense im Weizenfeld durch die Reihen der Feinde fuhr. Er hörte die Klinge singen, in den Sprachen derer, die sie getötet und gerettet hatte, und mit Worten, die zu alt waren, als dass irgendein lebendiges Wesen auf dieser Welt sie noch kannte. Hadros jedoch verstand jedes einzelne davon, daran zweifelte Nando nicht, und er selbst fühlte, wie sie in ihn hineinsanken und sich tief in seinem Inneren zu erhabener Blüte entfalteten. Die Töne verbanden sich zu einer gewaltigen Melodie, die sich in grellen Fesseln um Ligurs Leib schloss und ihn schwanken ließen. Hadros hielt vor ihm inne, im selben Augenblick rissen die Mönche mit rauem Brüllen die Fäuste empor, und dann, mit einem Ton, der wie ein Raunen klang, entließ der Höchste Jäger die Macht des Schwertes.
    Gleißend brach das Licht aus der Klinge und flutete den Raum als mächtige Welle, die jeden Rattenleib und jeden gefallenen Engel mit einem Schlag verbrannte. Nando kniff die Augen zusammen, als ihn das Licht traf, aber er wandte den Blick nicht ab. Er sah den Glanz, der so erhaben über die Nacht triumphierte, und betrachtete den Krieger, der nun unter seinen Gefährten landete. Vor seinen Füßen sammelte sich die Asche zu einem dürren Leib. Deutlich sah er den Spott in Ligurs Augen, der nun zu dem Engel aufsah. Abscheu flammte über sein Antlitz, Zorn … und ein weicher, fast kindlicher Schatten. Kurz nur war dieser Moment, doch Nando sah die Klaue des Hungers plötzlich vor den Fenstern der Menschen sitzen, heimlich und verborgen und ohne jeden Zug von Gier in seinen matten Augen. Stattdessen hatte er die Hände unmerklich nach dem Licht ausgestreckt, wohl ahnend, dass es für ihn unerreichbar war, und Nando musste an Yrphramar denken und seine Worte über das spöttische Licht der Menschen. So deutlich hörte er die Stimme seines Freundes in sich widerklingen, dass er meinte, selten ein Bild ähnlicher Verzweiflung erblickt zu haben wie die des Dämons, der versteckt in den Schatten zu diesem Glanz aufschaute. Hadros hingegen zeigte keine Regung. Er hob nur das Schwert, überzog es mit weißem Licht und trieb es Ligur tief in die Brust. In einem Rauschen, das wie ein Seufzen klang, zerfiel der Körper des Dämons.
    Der Blick des Kriegers glitt kühl über die Asche, streifte seine Gefährten und blieb an Nando hängen. Ruhig sah der Engel ihn an, und als er durch die wirbelnden Flocken auf ihn zutrat, konnte Nando sich nur im letzten Moment davon abhalten, vor diesem Helden des Lichts das Knie zu beugen.
    »Nein«, sagte Hadros, als er vor ihm stehen blieb. »Der Held dieser Geschichte bist du.«
    Und ohne ein weiteres Wort legte er Bhalvris auf seine ausgestreckten Hände und hielt Nando die Waffe hin.
    Nandos Herz schlug so schnell in seiner Brust, dass es schmerzte. Doch Hadros ließ seinen Blick nicht los. Als sich das Gold seiner Augen kühl um Nandos Schultern legte, verschwand das Zittern seiner Knie ebenso wie sein stockender Atem. Schweigend griff er nach dem Schwert. Es war kühl in seiner Hand, und er spürte die Kraft der Klinge wie einen Pulsschlag an seinen Fingern. Ein Lächeln glitt über Nandos Gesicht, und er nickte unmerklich.
    »Ich werde es führen, wie Ihr es tatet«, sagte er demütig.
    »Nein«, erwiderte Hadros, und etwas wie Traurigkeit klang in seiner Stimme mit. »Trage es wie ein Held, der diesen Namen verdient.«
    Nando zog die Brauen zusammen, doch ehe er den seltsamen Ausdruck auf Hadros’ Zügen deuten konnte, flog ein Ruf durch die Luft – leise und doch so durchdringend, dass er jeden Zauber auf der Stelle in Fetzen riss. Eilig trat Hadros an eines der Fenster. Er sagte kein Wort, aber Noemi hielt sich am Rahmen fest, als sie seinem Blick folgte. Der Ruf erklang erneut, und Nando erkannte ihn genau, diesen Schrei aus uralten Flüchen, der seit jeher die mächtigsten Dämonen der Welt in die Schlacht führte. Überdeutlich hörte er das Horn Arrons erklingen – den Ruf der Schatten aus den Tiefen der Welt.

36
    Avartos hatte in so vielen Schlachten gekämpft, dass er sie nicht mehr zählen konnte. Er hatte die mächtigsten Dämonen der Welt herausgefordert, hatte nie gezögert, wenn es darum

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