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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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wild ritt er über die Schlachtfelder seiner Gedanken, und er fühlte die Dunkelheit des Todes, die Kymbras bleiche Hände über unzählige Wesen gebracht hatte, ebenso wie die Brutalität des Feuers, die Pherodos in der Welt gesät hatte. Und auch dies ertrug er, denn über allem sah er Antonios Gesicht. Er hörte die Musik seiner Geige, auch wenn er nicht auf ihr spielte, und sie durchdrang ihn bis ins Mark. Hoch aufgerichtet stand er auf dem Seil in seinem Inneren, ließ Licht und Schatten um sich tosen, wie sein Mentor es ihn einst gelehrt hatte, und meinte schon, Kymbra schwanken zu sehen, als ein anderer Ton zu ihm drang … ein zärtlicher Ton voller Mitgefühl.
    Vergebens versuchte Nando, diesen Klang fortzudrängen. Zu eindringlich strich er durch seine Gedanken, als dass es ihm gelingen konnte, und als Luzifer langsam auf ihn zutrat, verlor er Antonio aus dem Blick.
    Mein Sohn , sagte der Teufel so sanft, dass Nando schauderte. Ich sehe dich mit aller Kraft kämpfen gegen das, was du bist, ich sehe dich schwanken und taumeln über einem Abgrund, den du nicht fürchten musst, und ich würde gern mehr tun, als dir meine Hand zu reichen, um dich aus der Irre zu führen, in die du geraten bist. Doch das werde ich nicht. Alles ist deine Entscheidung. Nie ist es anders gewesen. Du weißt, dass ich dich nicht belügen würde.
    Nando fühlte, wie Kymbra sich in seinem Griff wand, aber er ließ sie nicht frei. Noch immer raste seine Kraft durch ihre Glieder und umfasste auch Pherodos, der inmitten des Lichts in Fesseln lag. Schemenhaft erkannte er Antonio durch all die Schatten- und Lichtschleier, er war noch immer da, und Nando würde nicht …
    Du weißt, dass ich recht habe , fuhr Luzifer fort und zog Nandos Blick in seine Augen von dunklem Gold. Komm zu mir, mein Kind, tritt in die Schatten, die dich willkommen heißen werden wie einen verlorenen Sohn. Sie sind es, nach denen du dich sehnst, Nando. Sie sind deine … Heimat.
    Vielleicht war es dieses Wort, das Nando schwanken ließ. Es traf ihn wie ein Messerschnitt und durchbohrte die Kälte des Lichts ebenso wie die Gier der Schatten. Plötzlich fühlte er den Atem seiner Mutter in seinem Haar, die Hand seines Vaters, die ihm über die Wange strich. Er hatte sich so geborgen gefühlt, damals vor viel zu langer Zeit, und er spürte, dass es wieder so sein konnte. Flackernd loderte dieses Versprechen in den Augen Luzifers auf, und als die ersten Schatten über Nandos Gesicht wanderten, riss das Bild Antonios entzwei und verbrannte zu Asche.
    Der Schreck ließ Nando zurückweichen. Mit aller Kraft versuchte er, das Gleichgewicht zu halten, hoch oben auf dem Seil, auf dem er in seinem Inneren stand, doch in der äußeren Welt fiel er vor Kymbra auf die Knie. Schwer atmend hob er das Schwert und hielt sie sich mit dem Licht vom Leib, das aus der Klinge schoss, aber schon verzog sich ihr Mund zu einem Grinsen, und er hörte Pherodos dunkel lachen. Wie in Trance starrte Nando auf die tanzenden Flocken der Asche. Ein Hauch nur, ein winziges Raunen der Schatten, und er würde ihnen nicht mehr standhalten. Kalt war es in ihm, viel zu kalt.
    Luzifer ging neben ihm in die Knie. Der Schatten seiner Schwingen legte sich in samtener Wärme auf Nandos Stirn. Das Licht ist nicht dein Weg, raunte der Teufel. Das hast du erkannt, mein Sohn, nicht wahr? Es gibt mehr in den Schatten, als du jemals erahnen wirst, ich weiß, dass du das fühlst … Nun komm, Nando. Komm und folge deiner Bestimmung. Hörst du die Dunkelheit nicht deinen Namen rufen?
    Nando wollte ihn abwehren. Er wollte das Licht in Bhalvris verstärken und Kymbra verwunden, die langsam näher kam, doch er konnte es nicht. Zu deutlich hörte er die Schatten flüstern, ja, sie riefen nach ihm, und sie taten es nicht in Zorn oder Machtgelüsten – sie taten es wie Liebende, die ihn in ihrer Mitte begrüßen wollten, ihn, der immer ein Teil von ihnen gewesen war. Nein, Hadros hatte recht gehabt … Er musste die Dunkelheit nicht fürchten. Er sehnte sich viel zu sehr nach ihr.
    Langsam hob er den Blick. Er meinte schon, den Wind des Sturzes in seinem Haar zu spüren, doch gerade in dem Moment, da ein Lächeln über das Gesicht des Teufels zog, drang eine Stimme an Nandos Ohr. Es war nicht die Stimme Antonios, auch nicht die Stimme von Hadros, dem Engelskrieger. Es war die Stimme eines Menschen. Sie schickte Bilder in ihn, lachende Münder auf einem Kindergeburtstag, eine tröstende Hand auf eiskalter Stirn, dunkle

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