Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)
ihren Händen auf. Lautlos glitten die Krieger durch die Luft. Nando rollte sich über den Boden, schnell riss er zwei von ihnen mit einem Wirbelschlag von den Füßen, aber noch ehe sie aufschlugen, drehten sie sich um sich selbst und jagten erneut auf ihn zu. Rasend schnell sprangen sie ihn an, sie waren wie Gedanken, die Pherodos beliebig auf ihn hetzen konnte, und gelang es ihm noch, die ersten Angriffe abzuwehren, traf ihn kurz darauf der erste Dolchhieb an der Schulter. Glühend drang das Gift der Schatten in ihn ein. Er ließ die Kraft des Lichts dagegen anrennen, und während sein Körper so schnell wie möglich die Attacken parierte, glitt sein Geist wie von selbst tiefer in den goldenen Schein seines Inneren und beobachtete ihn, als wäre er eine Maschine, die aus diesem gleißenden Kontrollzentrum gelenkt wurde. Donnernd schlug er zwei Nau’ja die Dolche aus den Händen. Sein weißes Feuer verbrannte ihre Haut, aber immer wieder trafen ihn ihre Waffen und nicht nur einmal konnte er nur knapp einem Hieb nach seiner Kehle entrinnen. Kalt wurde es in ihm, immer kälter, je heftiger die Brennenden Krieger nach ihm griffen, und bald sah er sich von hellem Licht umkränzt, umgeben von nichts als tosender Finsternis. Mit jedem vernichteten Gegner wurde die Dunkelheit tiefer, und als er endlich sein Schwert durch das Herz des letzten Nau’ja trieb, flackerte Antonios Bild vor seinen Augen. Raureif zog sich über seine Wangen, er konnte es fühlen, und ein Zittern lief über seinen Körper, als er daran dachte, wie er aus diesem Licht geflohen war – wie er in die Schatten gefallen war, die auch jetzt mit betörenden Stimmen nach ihm zu rufen begannen. Schwer atmend blieb er stehen und schaute zu Pherodos hinüber, der ihm in Kymbras Gestalt entgegensah. Die Dämonin lächelte, und Nando wusste, aus welchem Grund. Für sie war es nicht mehr als ein Spiel, doch ihn selbst führte jeder weitere Schlag näher an den Abgrund. Entschlossen umfasste er sein Schwert und brannte Antonios Bild fest hinter seiner Stirn. Er hatte keine Zeit mehr für Spiele dieser Art. Er musste Kymbra außer Gefecht setzen und verschwinden. Jetzt.
Schweigend kam Kymbra näher, langsam und mit geschmeidigen Bewegungen. Sie trug Pherodos’ Schwert in der Hand, und als sein Feuer nun weit in ihre Pupillen zurückfiel, sah sie aus wie ein Engel – gefallen durch Nacht und Tag, um in der Dämmerung dem Sohn des Teufels zu begegnen.
»Gold und Farben«, flüsterte sie, und ihre Stimme strich über seine Lippen wie ein Kuss. »Ist das alles, was du mir entgegensetzen willst, Menschenkind?«
Nando ließ sie näher kommen, Schritt für Schritt. »Du verstehst nichts davon«, erwiderte er schroff. »Und du wirst nie erfahren, was das Licht bedeuten kann, denn du bist nur ein Diener meines Blutes. Ich stehe hier, weil es mein Wille ist, und niemals werde ich weichen vor einem Wesen wie dir! Knie vor mir nieder, Kreatur der Hölle, oder lerne, was wahrer Zorn bedeutet!«
Kymbra blieb stehen, für einen Moment wurde ihre Miene hart wie Stein. Doch dann lächelte sie wieder und legte den Kopf schief. »Du wirst es sein, der kniet. Und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du es nie wieder wagen, die Hand auszustrecken nach diesem Schwert. Es gehört meinem Fürsten – nicht dir!«
Dann glitt sie vor, so schnell, dass Nando nur den Luftzug auf seiner Haut spürte. Instinktiv wollte er ausweichen, aber er zwang sich, stehen zu bleiben, parierte ihren Hieb und fühlte gleich darauf ihre Nägel in seiner Wange. Ihr Gesicht war ihm nun ganz nah, für einen Wimpernschlag nur – doch lange genug.
Fürchte dich nicht vor der Dunkelheit.
Hadros’ Stimme klang laut in ihm wider, als er blitzschnell Kymbras Nacken ergriff und sie noch näher zu sich heranzog. Er sah Antonio in die Augen, als er seinen Oreymon fallen ließ – den Schutzraum des Lichts, der sich mit geballter Macht in Kymbras Brust ergoss.
Erschrocken riss sie die Augen auf. Sie hatte keinen Zauber in seinen Händen gespürt, den sie hätte abwehren können, doch Nando entließ sie nicht aus seinem Griff, und als die Magie der Engel in sie einschlug, ertrug er die Kälte des Lichts, die nie zuvor so stark in ihm gewütet hatte. Gleich darauf strömte die Macht der Schatten aus Kymbras Leib in ihn hinein. Sie hüllte ihn ein wie die Schleier aus Licht, die er in sie sandte, er spürte die Kraft der Hölle und sah die ihm wohlbekannten Bilder. Das Zepter der Flammen glühte in seiner Hand,
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