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Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador

Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador

Titel: Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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schob sie ein kleines Stück Holz in den Spalt und legte den Deckel darauf ab. Der Faden verlief an der Innenwand der Truhe und war mit der Säurephiole an der Rückwand verbunden – genauer gesagt, mit dem Glaskorken, der sie verschloss. Öffnete man die Kiste, so wurde der Korken herausgezogen, und die Säure ergoss sich über den Inhalt der Truhe. Die Falle hatte nur eine Schwachstelle: Der Faden musste am Deckel befestigt und dann nach unten in den Korpus geführt werden. Und diese Schwäche machte sie sich zunutze, indem sie mit ihren beiden Dolchen den Faden mit einer scherenartigen Bewegung kappte.
    Erleichtert atmete sie auf, als sie den Deckel schließlich anhob und der Inhalt unversehrt zum Vorschein kam.
    In der Truhe befanden sich mehrere Dinge. Zum einen ihre Diebeskleidung, ein enger Anzug aus geschwärzten Leder, der sich wie eine zweite Haut an sie schmiegte, als sie ihn über den nackten Körper streifte.
    Ein schmaler Ledergürtel, an dem mehrere kleine Taschen befestigt waren, gehörte ebenfalls zur Ausrüstung. In den Taschen bewahrte sie die meisten ihrer Einbruchswerkzeuge auf. Manche waren besonders groß, daher verstaute sie diese in einem stabilen Rucksack schwarzem Leder. Sie legte noch ein dünnes Hanfseil hinein und steckte zwei lange Dolche in die Gürtelscheiden, dann begab sie sich im Dunkel der Nacht auf den Weg zur schlafenden Burg des Grafen Totenfels.
    Der Anblick ließ sie erschaudern. Finster ragte die Burg auf dem Hügel in die Nacht hinein, als würde sie mit der Dunkelheit verschmelzen.
    Ein schreckliches Gewitter tobte über ihr und durchtränkte ihre Kleidung, bis sie plötzlich das Klappern ihrer eigenen Zähne wahrnahm. So unangenehm der kalte Regen auch für sie war, er würde mit Sicherheit dafür sorgen, dass die Rundgänge der Wachen eher kurz und oberflächlich ausfallen würden, wofür sie den Göttern im Stillen dankte.
    Die Straßen erwiesen sich als menschenleer. Die Rechtschaffenen lagen längst in ihren Betten und schliefen friedlich, die anderen, zu denen sie auch gehörte, zeigten sich nicht.
    Auch in der Burg selbst brannte kein Licht mehr. Nur auf einigen Türmen waren kleine Feuerchen zu erkennen. Vermutlich wärmten sich hier die Wächter ein wenig zwischen den Rundgängen auf.
    Die Diebin fragte sich, wie die Soldaten dort oben bei diesem Unwetter Feuer hatten entzünden können. Als sie etwas näher an einen der Türme herankam, erkannte sie deutlich das Dach eines Unterstands, unter dem ein kleines flackerndes Feuer loderte.
    So sehr die Soldaten des Grafen den Regen und den starken Wind verfluchen mochten, so sehr begrüßte sie selbst die Umstände. Bei diesem Wetter würden sie kaum etwas sehen, geschweige denn hören können.
    Sie wusste ungefähr, wo das Arbeitszimmer des Grafen lag, nur würde dies die Aufgabe nicht erleichtern. Die Fenster des Raumes deuteten genau in den Innenhof der kleinen Burg und darüber hinaus auf die umliegende Stadt. Unmittelbar daneben pflegte der Graf zu nächtigen, was für die junge Frau einige Nachteile mit sich brachte.
    Wenn sie nicht Gefahr laufen wollte, entdeckt zu werden, musste sie den Innenhof meiden. Es blieb ihr folglich nur der Weg über den Nordflügel, der sie über das Dach des Burghauses führen würde.
    Wie sie erwartet hatte, waren auf der Nordseite kaum Wachen aufgestellt. Die Mauer ragte hier vierzig Fuß hoch auf, würde ihr aber vermutlich keine größeren Probleme bereiten. Unter der Brüstung des Rundgangs war eine kleine Nische, da er oben verbreitert worden war, um es den Wachen zu erleichtern, darauf zu patrouillieren oder notfalls zu kämpfen.
    »Sehr schön«, flüsterte sie zu sich selbst und öffnete den Rucksack.
    Ein gezielter Griff brachte ein paar Handschuhe und eine kleine Dose zu Tage.
    In dem Tiegel befand sich eines der klebrigsten Harze, das die Natur hervorbrachte: der Saft der Roteiche. Diese Bäume wuchsen hier im Norden nur sehr vereinzelt. Im Süden gab es angeblich einen Urwald, der voll von ihnen war, doch sie hatte die Todfelsen noch nie überquert.
    Mit einem kleinen Spatel bestrich sie vorsichtig die Handflächen der Handschuhe mit dem klebrigen Saft und achtete dabei darauf, nichts davon an die Lederhandschuhe zu bekommen, die sie bereits trug. Als die beiden Handschuhe gleichmäßig bestrichen waren, verstaute sie das Döschen wieder sorgfältig im Rucksack.
    Da das Harz an der Luft schnell trocknete und seine klebrige Wirkung verlor, war sie zur Eile gezwungen. Sie

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