Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
vergangen, und ein Ende der Reise schien noch lange nicht in Sicht.
Das Gefühl der Schuld ließ sich allerdings nicht völlig verdrängen. So wohl er sich bei seinen neuen Freunden fühlte, so sehr verurteilte er sich selbst dafür, dass er Queldan damals nicht hatte retten können. Nicht einmal gerächt hatte er ihn, als die Gelegenheit dazu bestanden hatte. Stattdessen war er einfach zusammengebrochen.
Er hatte ihre Freundschaft enttäuscht.
Tharador war wohl bewusst, dass solche Gedanken nichts an dem Geschehenen zu ändern vermochten, doch der Paladin konnte nicht aufhören, darüber nachzugrübeln. Außerdem wusste er, dass er sich seiner Vergangenheit stellen musste, wenn er seiner Zukunft zuversichtlich entgegenblicken wollte.
Seiner Zukunft. Wie würde sie aussehen? Gordan hatte ihm einen Teil seines wahren Selbst gezeigt. Er war ein Paladin, der Sohn eines Engels. Zu welchen Taten sein Schicksal ihn führen würde, war allerdings ungewiss. Tharador fürchtete seine Zukunft nicht mehr allzu sehr und bemühte sich, sein wahres Ich zu akzeptieren. Doch wusste er immer noch nicht wirklich etwas damit anzufangen. Seit Gordans Offenbarung wartete er vergeblich auf eine Veränderung. Der greise Magier hatte lediglich einen kleinen dunklen Fleck erhellt.
Dennoch fühlte Tharador sich besser, zumal jene vormals leere Stelle in seiner Seele nun von Gedanken und Gefühlen für seinen Vater, seine Freunde und sein eigenes Schicksal erfüllt war.
Vielleicht war das alles, was nötig war, um den Weg zu gehen, den sein Vater ihm damals in die Wiege gelegt hatte. Womöglich stellte diese neue innere Ruhe schon die ganze Kraft dar, die er brauchte, um nicht zu versagen.
»Der Himmel strahlt klar und hell, doch dein Gesicht sieht aus, als wäre alles voller grauer Wolken«, riss Faeron den jungen Krieger aus seiner Grübelei.
»Vielleicht ist das hier drin auch so«, erwiderte Tharador ernst und tippte sich leicht gegen die Schläfe.
»Du machst dir andauernd zu viele Gedanken, Junge!«, brummte Khalldeg besorgt. »Es gibt Dinge, die man nicht beeinflussen oder ändern kann. Man muss sie einfach auf sich zukommen lassen und sein Bestes geben, um sein Schicksal am Ende selbst zu lenken. Aber das geht nur, wenn man nicht ständig Trübsal bläst.«
Die Worte des Zwergs erstaunten Tharador. Er hätte Khalldeg eine solche Ernsthaftigkeit nicht zugetraut. Auch Faeron schien überrascht und hatte dem Gesagten nichts hinzuzufügen. Stattdessen pflichtete er dem Zwerg mit einem leichten Kopfnicken bei.
Tharador dachte über die Worte des Freundes nach, während sie den Weg fortsetzten.
Sie ergaben tatsächlich Sinn. Er war ein Paladin, daran konnte er nichts ändern, genauso wenig wie am Tod seiner Freunde oder daran, dass er nun hier war und nicht in Surdan. All das hatte er nie zu beeinflussen vermocht, hatte es auch nie versucht, zumindest nicht wirklich.
Dieses Abenteuer war keine Last oder gar ein Fluch, es war eine Gelegenheit – die Gelegenheit, endlich zu erfahren, wer er wirklich war und was er zu tun vermochte.
Der Schmerz über Queldans Tod war ständig gegenwärtig. Er fraß sich durch seine Seele, und manchmal fürchtete Tharador, er könnte letztlich daran zerbrechen. Nie wieder würde er so schnell aufgeben und einfach zusehen, wie seine Freunde gequält oder getötet wurden, das schwor er sich.
Er hatte mit jedem Tag mehr Zuversicht gewonnen, doch erst die Worte seines zwergischen Freundes hatten ihm endgültig die Augen geöffnet.
»Ich denke, von Xandor wird schon bald keine Gefahr mehr ausgehen«, sagte er plötzlich , und sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit aufkommen.
»So ist‘s richtig, Junge! Dieser alte Hexer wird mich kennen lernen, wir haben nämlich noch eine Rechnung offen!«, freute sich Khalldeg und schlug sich kräftig auf die muskulöse Brust an die Stelle, wo ihn Xandors Blitz in den Minen getroffen hatte.
Faeron lächelte zufrieden. Gordan und er hatten sich Sorgen gemacht, dass Tharador an seiner Bestimmung zerbrechen könnte, doch genau das Gegenteil schien der Fall zu sein. Der junge Mann wuchs zusehends in seine Aufgabe hinein. Der Paladin würde sehr mächtig werden, daran hegte der Elf keinen Zweifel mehr. Ob dies allerdings reichen würde, um gegen Xandor zu bestehen, vermochte der Elf nicht zu sagen.
Vielleicht würde Faeron Tel‘imar tatsächlich ein weiteres Mal Alirions Wald erblicken können. Er war nicht sicher, ob dies ein Grund
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