Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
Kopf hob.
»Kein Wort!«, zischte der Hüne, dessen Anblick allein Totenfels jegliche Farbe aus dem Gesicht trieb.
Sie baute sich neben Ul’goth auf und musterte den Grafen mit kaltem Blick: »In Eurem Kerker sitzt ein Mann, der dort nicht hingehört.«
Sie bemühte sich um eine feste Stimme, doch die Aufregung ließ sie leicht zittern. Seine Augen weiteten sich kurz Moment. »Ihr wisst, von wem ich spreche«, stellte Calissa fest.
Totenfels nickte knapp.
Calissa tauschte einen fragenden Blick mit Ul’goth, dann wandte sie sich wieder an Totenfels: »Wenn er die Hand von Eurem Mund nimmt, werdet ihr nicht schreien.«
Der Graf nickte erneut, und Ul’goth zog die Linke langsam zurück.
»Ein falsches Wort«, versicherte Calissa, »und er schlägt Euch den Schädel ein.«
Mittlerweile hatten sich alle drohend um den Grafen aufgebaut; sogar SnikSnik kniff gefährlich die Augen zusammen.
»Ihr bringt uns jetzt zu Tharador«, sagte Faeron in beruhigendem Tonfall. »Und Ihr sorgt für unser freies Geleit. Tut es, und Euch wird nichts geschehen.«
»Werden die Korridore der Burg von vielen Wachen kontrolliert?«, fragte Calissa.
Totenfels schüttelte den Kopf. »Nur die Eingänge der Burg ... und der Kerker.«
Der Mann bemühte sich, die Fassung zu wahren, zitterte aber am ganzen Leib. Plötzlich heftete sich sein Blick auf Calissas Brust, und seine Augen füllten sich mit Tränen. Die Diebin sah an sich hinunter und erkannte, dass das Amulett, das sie dem Grafen gestohlen hatte, beim Klettern unter ihrer Kleidung hervorgerutscht war. Sie fühlte Schamesröte in sich aufsteigen, als sie den Anhänger mit einer schnellen Bewegung wieder unter der Bluse verschwinden ließ.
»Ich dachte nicht, dass ... Warum habt Ihr ihn gestohlen?«, hauchte der Graf und schien die Situation völlig zu vergessen.
»Ich hatte es einem geliebten Menschen geschworen.« Sie wechselte einige hilflose Blicke mit Totenfels, dann griff sie sich in den Nacken, öffnete den Kettenverschluss und überreichte Totenfels das Amulett. »Ich habe diesen Schwur erfüllt. Nun brauche ich es nicht länger. Es gehört Euch, ich wollte das Andenken an Eure tote Frau nicht beschmutzen.«
Totenfels streckte langsam eine Hand danach aus und umschloss den Anhänger mit zitternden Fingern. Er führte das Schmuckstück zum Mund und küsste es zärtlich. »Danke«, flüsterte er.
Calissa legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter. »Verzeiht mir.«
Totenfels nickte, die Augen starr auf das kostbare Amulett gerichtet.
»In Eurem Kerker sitzt meine unsterbliche Liebe«, fuhr Calissa fort. »Helft mit – helft uns –, ihn zu retten.«
Totenfels drehte den Kopf und blickte durch das Fenster in die finstere Nacht, weit in die Ferne. Er atmete tief ein und entließ die gesammelte Luft in einem langen Seufzen. »Wäre sie noch am Leben ... ich wäre nie in diese Lage geraten.« Er wandte sich wieder seinen ungebetenen Gästen zu. »Sie hat immer das Beste in mir zum Vorschein gebracht, wisst ihr?«
»Es ist noch nicht zu spät«, sagte Calissa leise, die Stimme plötzlich voller Mitgefühl.
Totenfels nickte. Dann noch einmal, entschlossener. »Ja, es ist Zeit, dass ich handle.« Er legte den Pergamentbogen, den er festgehalten hatte, beiseite und stand langsam auf. Calissa erhaschte einen kurzen Blick auf die Handschrift. Es handelte sich um Befehle, die im Falle seines Ablebens ausgeführt werden sollten. Was geht bloß in ihm vor? , fragte sie sich.
Totenfels hüllte sich in eine pelzverbrämte Robe. »Folgt mir. Aber nicht zu dicht, falls uns eine Wache begegnet.« Er musterte sie alle, dann öffnete er einen Schrank aus massiver Eiche und kramte einige Roben daraus hervor. »Hier, verhüllt euch damit, so gut es geht«, sagte er und reichte jedem eine samtene Robe.
Faeron hielt Totenfels am Arm zurück, als dieser gerade die Tür öffnen wollte: »Ihr tut das Richtige. Die Götter werden es Euch danken.«
»Es reicht, wenn sie mir verzeihen«, sagte Totenfels leise und trat hinaus auf den Korridor.
Calissa und Khalldeg folgten dem Grafen als Erste. Ul’goth bildete den Abschluss und blickte häufiger zurück als nach vorn.
Die Schritte hallten gespenstisch in den verlassenen, dunklen Korridoren wider. Calissa stockte jedes Mal der Atem, wenn sie an einem der vielen Erker vorbeihuschte. Wenn er uns betrügt, sind wir verloren! , hämmerte sich ein Gedanke in ihr Hirn.
Sie stiegen über eine gewundene Treppe hinab, folgten einem langen
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