Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
manchmal eben aus seiner Höhle herauswagen. Ich bin zu diesem Wagnis bereit.«
***
Ul’goth führte sie noch einige Zeit durch die Dunkelheit, doch schließlich wurde ein Weitermarschieren zu gefährlich, obwohl der Schnee das Mondlicht reflektierte. Ein falscher Tritt bedeutete hier den sicheren Tod. Der Lagerplatz war nicht mehr als eine breite Stelle des Pfades, den sie beschritten. Ul’goth hatte krampfhaft nach einem Überhang, einer Höhle oder irgendetwas anderem, das ein Feuer verdecken würde, Ausschau gehalten – doch vergeblich.
Faeron vollbrachte eine letzte magische Anstrengung, indem er aus einem seiner Pfeile ein dichtes Blätterkleid wachsen ließ, das ihnen als Kälteschutz gegen den schneebedeckten Boden half. Seit ihrem Besuch der Trauerwälder kostete es ihn wesentlich weniger Zeit und Kraft, mit den Geschöpfen Magras zu kommunizieren. Die Göttin hatte ihm durch den Ewigen ein wahrlich mächtiges Geschenk überreicht.
»Wir können hier nicht bleiben«, stellte Khalldeg ermattet fest.
»Wir können aber auch nicht weiter«, entgegnete Faeron. Er blickte jedem seiner Gefährten in die Augen und bemerkte dabei den Bolzen, der aus Ul’goths Schulter ragte. »Und wir brauchen ein Feuer.«
Ul’goth schüttelte den Kopf, als er die Gedanken des Elfen erriet. »Es geht schon. Die Wunde ist nicht tief.«
»Das ist egal«, hielt Faeron dagegen. »Der Bolzen muss entfernt werden, oder die Wunde könnte sich entzünden.«
»Wir sollten weiter«, sagte Calissa plötzlich. Sie hatte lange Zeit geschwiegen und wirkte abwesend. Ihre Augen zuckten wild umher. »Ich muss ...« Sie begann zu schwanken und kippte plötzlich nach vorn.
»Calissa!« Faeron fing sie auf, noch ehe sie auf den Boden aufschlug. Ihr Gesicht war blass, beinah farblos, und sie zitterte am ganzen Leib.
»Was hat sie?«, fragte Khalldeg besorgt.
»Als wir durch den Berg rannten, ist sie plötzlich gestolpert«, bemerkte Ul’goth. »Möglicherweise wurde sie davor von einem Schützen getroffen.«
Sie tauschten beunruhigte Blicke.
»Dann muss ihre Wunde tiefer sein als deine«, schlussfolgerte Khalldeg und stimmte anschließend ein missmutiges Brummen an.
»Weißt du noch, wo ihr genau wart, als sie stolperte?«, fragte Faeron und legte die junge Frau vorsichtig auf die Blätterdecke.
»Die Gnome waren hinter unserer rechten Flanke«, antwortete Ul’goth nach kurzer Bedenkzeit.
Faeron nickte und konzentrierte sich zuerst auf Calissas rechte Seite. Er fuhr behutsam mit den Händen an ihrem Körper entlang, bis er auf Höhe ihrer Taille fündig wurde. Der Elf zog die Augenbrauen tief ins Gesicht, als er Schicht für Schicht ihre Kleidung aufschnitt und ein dunkler Fleck, der im Mondschein nass glänzte, zum Vorschein kam. Ihr Hemd hatte sich weitläufig voll Blut gesogen, was Faeron ein leises Fluchen entlockte. »Feuer und ein schlankes Messer! Schnell!«, befahl er seinen beiden Begleitern.
Ul’goth kramte in seinem Rucksack zwischen den Decken nach einem kleinen Messer, Feuerstein und Zunder. Khalldeg zögerte nicht lange und riss sich das von Faeron angezauberte Blätterkleid vom Oberkörper. Die dünne Zweige und Blätter würden reichen, um ein Feuer zu entfachen, doch schon bald bräuchten sie dickere Holzscheite.
Ul’goth reichte Faeron das Messer und wollte gerade das Feuer entfachen, als der Elf ihn am Handgelenk packte. »Du musst sie festhalten. Falls sie aufwacht, wird sie höllische Schmerzen haben.«
Khalldeg nahm dem Ork den Zunder ab und entfachte eine kleine Flamme, die sich im Laub schnell ausbreitete und größer wurde. »Elf, ich brauche dickeres Holz«, brummte er.
Faeron fischte einige der geschrumpften Pfeile aus seiner Gürteltasche und ließ sie zu einer Handvoll Brennscheite anwachsen, von denen Khalldeg einige sorgfältig über den Flammen aufschichtete.
Faeron rieb sich mit der Linken über Mund und Kinn, ehe er die Messerspitze im Feuer erhitzte und dann damit Calissas Hemd an der verletzten Stelle aufschnitt. Ein kleiner Armbrustbolzen ragte verräterisch aus der glatten Haut der Diebin. Das Geschoss war fast zur Hälfte in sie eingedrungen. Faeron fluchte erneut.
»Zu tief«, stellte Ul’goth betrübt fest, der die auf dem Bauch liegende Frau vorsichtig auf den Boden drückte.
Faeron nickte niedergeschlagen und ließ das Messer bereits sinken.
»Seid ihr denn verrückt?«, schrie Khalldeg aufbrausend.
»Sie stirbt«, sagte Faeron leise.
»Dann kannst du ihr das Ding auch
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