Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht
Sartol unter euch befindet?«
»Er macht uns große Schwierigkeiten«, gab Phelan zu. »Er wird uns noch lange Zeit davon abhalten, euch auf wirkungsvollere Weise zu helfen. Aber nun wissen wir, womit wir es zu tun haben. So stark er auch sein mag, er ist im Kreis der Unbehausten immer noch ein Neuling. Theron glaubt, dass wir ihn eine Weile beherrschen können. Zumindest jedoch für heute Nacht, falls ihr immer noch wünscht, dass wir euch in die Große Halle zurückbringen.« Baden nickte. »Ja. Und unsere Gefangenen. Aber als Erstes werden wir einen Scheiterhaufen für Niall errichten.« »Also gut«, sagte der Geist, »aber beeilt euch. Es wird bald hell werden.«
Während Jaryd die Gefangenen bewachte, machten sich die anderen Magier daran, aus Treibholz und abgebrochenen Ästen und Zweigen einen Scheiterhaufen zu errichten. Die Fremden schwiegen weiterhin, und Jaryd sprach sie nicht an, wenn er sie auch mit unverhohlener Neugier betrachtete. Sie waren beide von durchschnittlichem Körperbau; einer hatte schwarzes Haar und einen kurz gestutzten Bart, der andere war glatt rasiert und blond. Der Bärtige saß reglos da und war anscheinend in seine eigenen Gedanken versunken, den Blick nach innen gerichtet. Aber der andere, von dem Jaryd annahm, dass er nur ein paar Jahre älter war als er selbst, beobachtete die Magier mit einer Mischung aus Angst und Interesse. Hin und wieder bemerkte Jaryd, dass der Mann ihn oder den grauen Falken auf seiner Schulter anstarrte. Aber jedes Mal wandte der Fremde den Blick schnell wieder ab.
Als der Scheiterhaufen schließlich fertig war, legten Baden und Trahn Nialls Leiche darauf, und alle fünf Magier stellten sich in einer Reihe auf. »Mit Holz und Feuer, Gaben von Tobyn und Leora«, verkündete Baden laut, »schicken wir den Geist von Niall, Sohn Amarids, auf den Weg. Nehmt ihn freundlich auf, Arick und Duclea, und gewährt ihm Ruhe und Frieden.«
Sie hatten auch die Fremden zum Scheiterhaufen geführt, so dass sie sie weiterhin bewachen konnten, und nun lachte der Bärtige. »Ja, nehmt alle freundlich auf«, wiederholte er mit seltsamem Akzent. »Nehmt auch die Kinder Lons auf, damit sie -« Ein plötzlicher Schlag von Trahns Stab in seinen Bauch ließ den Mann vornübersacken und brachte ihn zum Schweigen.
»Wenn du das nächste Mal etwas sagst, dann nur, um unsere Fragen zu beantworten«, zischte der Falkenmagier. »Und bis dahin wirst du den Mund halten.«
Zur Antwort darauf spuckte der Mann vor Trahn auf den Boden. Er wurde mit einem Schlag in den Rücken belohnt, der ihn in die Knie sinken ließ.
Einen Augenblick später entzündeten die Magier den Scheiterhaufen mit ihrem magischen Feuer, und eine Zeit lang sahen alle zu, wie die Flammen aufstiegen und Nialls Leiche verzehrten. Dann wandte sich Baden Phelan zu, der immer noch hinter ihnen stand.
»Wir sind bereit.« Er zeigte auf die Gefangenen und den Haufen von Waffen und künstlichen Vögeln neben ihnen. »Könnt ihr diese Dinge dort ebenfalls nach Amarid schicken?«
Phelan nickte. »Ja.«
Baden verbeugte sich, ebenso wie die anderen Magier. »Ich danke dir, Wolfsmeister. Das Volk von Tobyn-Ser schuldet dir viel, ebenso wie den anderen Unbehausten.«
Phelan nickte anerkennend. »Wir dienen dem Land immer noch«, erwiderte er. »Sagt das den Menschen.« »Das werden wir tun.«
Phelan schloss die Augen und begann, sich auf den Transport vorzubereiten. Dann hielt er plötzlich inne. »Sag mir«, wandte er sich noch einmal an Baden, »wer hat eure Reise hierher gelenkt?«
»Eulenmeisterin Sonel«, erwiderte Baden. »Sie hat uns von ihrer Begegnung mit dir erzählt. Sie war die Einzige von uns, die sich in dieser Region ein wenig auskannte.« Phelan nickte. »Ich erinnere mich an sie. Sie war freundlich und stark, auch schon als junge Frau.« Er hielt inne. »Eulenmeisterin, sagst du?«
»Ja.«
»Das freut mich für sie. Sag ihr, dass ich mich immer noch an unser kleines Gespräch erinnere«, bat der Wolfsmeister, »und dass sie stets willkommen ist, hierher zurückzukehren.«
»Das werde ich tun.«
Abermals schloss der silberfarbene Geist die Augen, und der schimmernde Wolf neben ihm tat es ihm gleich. Jaryd griff nach Alaynas Hand, und einen Augenblick später spürte er das vertraute Rauschen kalter Luft, als die Unbehausten sie in die Große Halle zurückschickten.
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J aryd hatte erwartet, dass sich alles wieder ein wenig beruhigen würde, sobald man jene, die für die Unruhe im Land
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