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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Wir werden es schon schaffen. Spät am Nachmittag wich der stinkende Schlamm festem, trockenem Boden. Ein breiter, rasch dahinströmender Fluss trug die Abfälle des Nal zum Sumpf, aber obwohl der Rest der Landschaft karg blieb, schien sie weniger schmutzig zu sein. Gleichzeitig erschien eine riesige Mauer in der Ferne, direkt vor den beeindruckenden Gebäuden und Straßen des Nal. Als sie in Sicht kam, blieb Baram stehen.
    »Was ist?«, fragte Orris. »Was ist los?«
    Abermals, wie nun schon so oft zuvor, sagte der Fremde etwas in seiner eigenen Sprache, bevor er Orris in Worten antwortete, die der Falkenmagier verstehen konnte. »Wachen«, sagte er schließlich. »Die Wachen des Herrschers.« »Ich sehe niemanden«, erwiderte Orris, der ebenfalls zu der Mauer hinspähte.
    Baram warf ihm einen geringschätzigen Blick zu. »Das hat hier nichts zu bedeuten.«
    Der Magier starrte zurück. Das war mehr Information über das Nal, als Baram ihm den ganzen Winter über gegeben hatte. Er schwieg und hoffte, dass der Fremde weitersprechen würde.
    Stattdessen winkte Baram Orris, ihm zu folgen, und machte sich nach Westen auf, parallel zur Südgrenze des Nal, ohne dabei die Mauer aus den Augen zu lassen.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Orris, der selbst den Blick nicht von der Mauer abwenden konnte.
    »Es gibt eine bessere Stelle.«
    »Wozu?«
    Baram warf Orris einen Blick zu, als wäre dieser ein Idiot. »Um reinzukommen.«
    »Woher weißt du das?«, wollte der Magier wissen. »Du warst jahrelang weg! Ändern sich die Dinge hier nie?« Baram blieb stehen, und er schaute zweifelnd von Orris zu der riesigen Stadt. Dann ging er weiter.
    »Warte!«, rief Orris und zwang ihn damit, noch einmal stehen zu bleiben. »Ich will zum Herrscherrat - warum sollte ich vor den Wachen des Herrschers Angst haben?« »Du hast mir gesagt, dass ich dein Führer sein soll!«, entgegnete Baram hitzig. »Ich soll dich zu den Herrschern bringen, ja?«
    Orris konnte nur verblüfft nicken.
    »Also machen wir es auf meine Art.«
    Schließlich nickte Orris ein zweites Mal. »Du hast Recht«, sagte er. »Bring uns ins Nal. Ich folge dir.« »Komm«, befahl Baram, drehte sich um und ging weiter nach Westen.
    Sie folgten dieser Richtung etwa zwei Stunden und sahen, wie die Sonne riesig und rostbraun vor ihnen hinter dem Horizont verschwand, dann änderten sie ihre Marschrichtung ein wenig, sodass sie sich nun wieder direkt auf das Nal zubewegten, auf eine Biegung in der Mauer. Und als es dunkler wurde, begriff Orris, dass es Baram zum Teil einfach darum gegangen war, sich dem Nal erst nach Einbruch der Dunkelheit zu nähern. Das Nal selbst leuchtete hell in der Nacht, aber die Mauer war nicht beleuchtet, ebenso wenig wie das Land vor der Stadt. Ihre Chancen, die Mauer unentdeckt zu erreichen, waren nun viel größer als ein paar Stunden zuvor.
    Wie um das zu bestätigen, warf Baram einen Blick über die Schulter zu Orris. »Kannst du den Stein weniger hell machen?«, fragte er leise.
    »Ja«, antwortete Orris.
    »Dann tu das. Sonst sehen uns die Wachen.«
    Der Falkenmagier tat, was Baram von ihm verlangt hatte. Er glaubte nicht, dass er von den Wachen des Herrschers etwas zu befürchten hatte, aber Baram schien eindeutig dieser Ansicht zu sein. Und im Augenblick hatte Orris das Gefühl, dass es besser wäre, in dieser Sache den Instinkten des Fremden zu trauen, auch wenn er dem Mann selbst nicht so recht trauen konnte. Lieber ein Feind, den er kannte, als von einem gefangen genommen zu werden, der sich als viel gefährlicher erweisen konnte.
    Orris hatte erwartet, dass sie über die Mauer klettern würden, aber als sie näher kamen, erkannte er, dass das unmöglich war. Die Mauer war noch höher, als es aus der Ferne ausgesehen hatte, und ihre Oberfläche war so glatt wie Glas.
    »Ein Seil?«, fragte Orris leise, als die beiden im Schatten am Fuß der Mauer standen.
    Baram schüttelte den Kopf. Er zögerte, als suche er nach den richtigen Worten. »Sie ist oben ... scharf«, sagte er schließlich.
    Orris starrte ihn an. »Wie bitte?«
    Baram verzog das Gesicht und zeigte nach oben.
    Als der Magier mehrere Schritte zurücktrat und zur Mauerkrone spähte, entdeckte er mehrere Gegenstände, die wie Messerklingen glitzerten. »Ich verstehe«, sagte er zu Baram. »Was nun?«
    »Komm mit.«
    Baram ging direkt auf die Mauer zu und begann, langsam und sehr dicht daran entlangzugehen, wobei er den Boden so genau betrachtete, als suche er etwas. Schließlich blieb er

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