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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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gedreht; dieser nächste Sturm würde aus dem Süden kommen und das Versprechen wärmerer Luft und schließlich auch von Frühling mit sich bringen. Als Orris sich weiter nach Westen wandte, entdeckte er etwas, das sein Herz beinahe aussetzen ließ: eine andere Landmasse, heller als die waldigen Inseln, aber deutlich näher.
    Der Fremde schien zu bemerken, wohin Orris schaute. Er zeigte auf den hellgrünen Landvorsprung und sagte etwas, das der Magier nicht verstand. Orris brauchte einen Augenblick um zu begreifen, dass Baram in seiner eigenen Sprache gesprochen hatte.
    »Was sagst du?«, fragte er.
    Baram wiederholte den Satz. Dann lächelte er. »Ihr würdet >Landengenfinger< sagen.«
    Orris' Mund war plötzlich trocken geworden. »Du weißt, was das ist?«
    »Ja. Das ist Lon-Ser.«
    Der Magier nickte. »Wie hast du es genannt?« »Landengenfinger.«
    »Nein, vorher. Wie hast du es beim ersten Mal genannt?« Baram schüttelte den Kopf und ging weiter. »Das ist unwichtig.«
    Orris eilte ihm hinterher, packte ihn am Arm und veranlasste ihn stehen zu bleiben. »Es ist allerdings wichtig!«, erklärte er zornig. »Ich muss eure Sprache lernen.« Der Fremde sah ihn einen Augenblick lang ruhig an, und nahm dann demonstrativ Orris' Hand von seinem Arm. »Du hast doch vor, mich mit nach Lon-Ser zu nehmen, oder?« Der Magier blinzelte verwirrt. »Ja.«
    »Warum ist es dann so wichtig, dass du Lonmir lernst?« »Lonmir?« Orris stürzte sich auf das Wort wie ein Falke. Baram errötete ein wenig. »So nennen wir unser Sprache«, gab er schließlich zu und wandte den Blick ab. Dann sah er Orris wieder an. »Antworte - wieso ist es so wichtig?«
    Der Falkenmagier zögerte. Er konnte nicht wahrheitsgemäß antworten, ohne zuzugeben, dass er dem Fremden misstraute. »Es ist wichtig«, sagte er vorsichtig, »weil ich auch dann zu Ende bringen will, weshalb ich gekommen bin, wenn dir etwas zustößt.«
    »Was sollte mir zustoßen?«, fragte Baram misstrauisch. »Hoffentlich nichts!«, erwiderte Orris gereizt. »Aber das Nal ist ein gefährlicher Ort, oder?« Der Fremde antwortete nicht. »Ich möchte einfach nur vorbereitet sein«, erklärte der Magier vorsichtig.
    »Ich bin vorbereitet«, sagte Baram, wandte sich ab und ging weiter den Strand entlang. »Alles andere ist unwichtig.« Orris starrte ihm einen Moment lang hinterher, bevor er ihm folgte. Er war sich plötzlich Anizirs Gewicht auf der Schulter bewusst, ihrer Krallen auf dem Polster im Umhang und ihrer Empfindungen, die seinen Geist berührten. Wie immer beruhigte ihn ihre Anwesenheit. Aber heute war dieser Trost mit etwas anderem vermischt. Er betrachtete seinen Umhang und den Stab, den er trug. Wir werden nicht gerade unauffällig sein, dachte er bedauernd. Wenn er und Anizir im Nal auf sich allein angewiesen sein würden, wie er es befürchtete, dann würde es unmöglich sein, irgendetwas zu unternehmen, ohne dass die Menschen dort auf ihn aufmerksam wurden.
    Anizir flatterte plötzlich von seiner Schulter auf den Dschungel zu und verschwand zwischen den Bäumen. Noch eine Sorge mehr, dachte der Magier, als er ihr hinterherschaute: Würde es im Nal genügend Nahrung für Anizir geben? Oder für ihn? Er hatte kein Geld dabei; er wusste nicht einmal, welche Münzen in Lon-Ser gültig waren. Er seufzte. »Sieht so aus, als wäre dein Plan doch nicht so gut«, murmelte er laut. Er musste plötzlich an Baden denken, und er sah regelrecht vor sich, wie der hagere Eulenmeister über den Mangel an Voraussicht, den sein jüngerer Kollege da an den Tag gelegt hatte, den Kopf schüttelte. Trotz allem musste Orris leise lachen. Ich werde schon einen Weg finden, sagte er sich. So ist es doch immer. Und außerdem ist es viel zu spät, um noch umzukehren.
    Am nächsten Tag stürmte es wieder, und obwohl die Luft warm blieb, wie Orris es erwartet hatte, schien es sogar noch heftiger zu regnen als den ganzen Winter über. Die beiden Männer waren gezwungen, wieder Schutz im Dschungel zu suchen, und zogen dort beinahe zwei Wochen lang weiter, bevor die Vegetation schließlich weniger dicht wurde und die Ranken einem Wald wichen, der Orris schon ein wenig mehr an die Wälder von Tobyn-Ser erinnerte. Sie kamen nun auch schneller voran und waren erst vier Tage in diesem Wald gewesen, als sie den Rand eines riesigen Sumpfes erreichten. Inzwischen war es, wenn man dem Kalender von Tobyn-Ser folgte, schon beinahe Frühling.
    Orris blieb am Waldrand stehen und starrte auf die Landschaft aus

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