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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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aus war es, wie sie erwartet hatte, nur eine Kleinigkeit, durch einen der Schächte des Luftaufbereitungssystems zu entkommen.
    Sie eilte zur nächsten Gasse und von dort ins unterirdische Tunnelsystem, und bald schon war sie bei dem kleinen Transporter angekommen, den sie in einer wenig benutzten Seitenstraße ein paar Blocks vom Zentrum entfernt abgestellt hatte. Eine Stunde später war sie in Jibbs Wohnung, wo sie das Schloss öffnete, als wäre es ein Kinderspielzeug. Aber sie hätte genauso gut klopfen können. Jibb war schon wach - vielleicht auch immer noch - und er saß zusammengesackt auf dem Sofa in seinem Wohnzimmer, sein rundes Gesicht von Müdigkeit gezeichnet, seine dunklen Locken sogar noch wirrer als sonst. Er hatte einen hässlichen roten Riss über dem linken Auge und immer noch getrocknetes Blut im Gesicht.
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du wartest auf mich«, meinte Melyor, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen und sich in einen großen, weichen Sessel gesetzt hatte.
    Jibb zuckte nicht mit der Wimper. »Genau das habe ich getan.«
    Sie starrte ihn an. »Was?«
    »Ich habe auf dich gewartet«, wiederholte er. »Ich wusste, dass du kommen würdest, um zu hören, was passiert ist.« »Ich verstehe nicht, wovon du redest.« Sie hatte sich regelrecht zwingen müssen, diese Worte auszusprechen. Ihr Mund war plötzlich trocken, und ihr Herz hämmerte hektisch. »Ich wollte hören, wie es mit dem Zauberer gelaufen ist. Ich habe angenommen, dass du ihn inzwischen längst gefunden und getötet hast.«
    »Hör auf, mit mir zu spielen, Melyor!«, fauchte Jibb und sprang auf. Er steckte die Hände in die Manteltaschen und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Du weißt, dass ich versagt habe, und nun willst du wissen, warum.«
    »Jibb -«
    »Lass das!«, warnte er sie, blieb stehen und zeigte mit dem Finger auf sie. »Du wusstest, dass er auf dem Weg hierher war, du wusstest, wie er aussah, du hast wahrscheinlich sogar gewusst, wo er sein würde. Und irgendwie wusstest du auch, dass ich versagt habe.«
    Melyor schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe nur -«
    Wieder unterbrach er sie, diesmal, indem er die Hand hob. »Es ist erst heute Abend passiert, Melyor. Erst vor ein paar Stunden. Und nun bist du hier. Erkläre mir das.«
    Sie schwieg einen Augenblick. Dann gab sie ihm die einzig mögliche Antwort, die zufällig auch der Wahrheit entsprach, wenn auch nicht so, wie sie es vorbrachte. »Das kann ich nicht«, sagte sie leise. »Ich wünschte, ich könnte es erklären, aber ich kann nicht.«
    Jibb setzte dazu an, etwas zu sagen, aber dann schloss er den Mund wieder und ging weiter auf und ab.
    »Erzähl mir doch einfach, was heute Abend passiert ist«, bat sie ihn sanft. »Ich muss es wissen, und ich habe nicht viel Zeit.«
    Er schwieg und ging noch ein paarmal hin und her. »Es war ein zweiter Mann da«, sagte er schließlich. »Ich nehme an, ein zweiter Zauberer.«
    »Was?«, hauchte sie. »Bist du sicher?«
    »Selbstverständlich«, antwortete er gekränkt. »Glaubst du, ich würde lügen, damit ich besser dastehe?«
    Melyor schüttelte den Kopf. »So habe ich das nicht gemeint, Jibb. Bist du sicher, dass es ein weiterer Zauberer war?« »Was hätte er denn sonst sein können?«
    »Vielleicht...« Sie hielt inne. Ich habe keine Zeit für solche Dinge, sagte sie sich ungeduldig. »Das ist egal. Was ist passiert?« Sie musste sich gewaltig anstrengen, ruhig zu bleiben.
    Jibb zuckte die Achseln. »Darel war dem Zauberer schon mehrere Stunden gefolgt und hatte ein eindeutiges Muster seiner Bewegungen festgestellt. Er hielt sich an kleine Straßen und bewegte sich so direkt wie möglich nach Nordwesten. Also legten wir in einer Gasse im Einundzwanzigsten einen Hinterhalt. Im Südost-Block zehn. Chev und Darel waren an dem Ende, das auf die Seitenstraße hinausging, ich sorgte dafür, dass ich hinter ihm war. Der Zauberer kam ungefähr eine Stunde nach Anbruch der Dunkelheit in die Gasse, genau, wie wir erwartet hatten. Wir wollten ihn gerade erledigen, als dieser andere Mann in die Gasse sprang und den Zauberer warnte.«
    »Und warum glaubst du, dass dieser Mann ebenfalls ein Zauberer war?«
    Jibb zuckte zum zweiten Mal die Achseln. »Er hatte einen Stock mit einem leuchtenden Stein dabei, genau wie der Zauberer. Und ein grünes Gewand unter dem Mantel.« Melyor runzelte die Stirn. »Er trug einen Mantel?«
    »Ja.«
    »Und einen Vogel?«
    Jibb hob die Hand an seine verletzte

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