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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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dabei offen. Orris hörte Schlüssel klirren und dann schließlich das laute Klacken, als das Schloss aufgeschlossen wurde.
    Sefton kam aus dem Gebäude und sah Orris forschend an. Er war ein älterer Mann mit hellem Haar, das sowohl blond als auch silbern hätte sein können - das war im Dunkeln schwer zu sagen. Sein Gesicht war bleich, und eine weiße Narbe verlief von einem Augenwinkel bis zur Lippe. Er war erheblich kleiner und schlanker als der andere Wärter, aber er hatte ein ebenso großes Schwert, und Orris bezweifelte nicht, dass er wusste, wie man damit umging. »Du willst also den Fremden abholen?«, fragte er respektvoll, aber auch ein wenig misstrauisch.
    »Ja. Die Eulenweise will, dass er wieder in die Große Halle gebracht wird, sodass sie ihn selbst verhören kann.«
    »Der Wachkommandant hat nichts davon gesagt.« Orris lächelte entwaffnend. »Wie ich schon deinem Freund hier erklärte: Niemand wusste etwas davon. Sonel hat sich erst heute Abend dazu entschieden.«
    Der Mann nickte, aber er schwieg einige Zeit und betrachtete Orris weiterhin abschätzend. Orris konnte spüren, wie heftig sein Herz klopfte. Seine Kehle war trocken, und er fühlte, wie ein Muskel in seiner Wange zu zucken anfing. Es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, dass Sefton sich ihm widersetzen würde, aber der Mann machte keinen sonderlich eingeschüchterten Eindruck, und er wirkte auch nicht vollkommen überzeugt. Schließlich aber warf er dem jungen Wärter einen Blick zu. »Warte hier«, befahl er. Dann drehte er sich um und winkte Orris, ihm zu folgen. »Hier entlang, Falkenmagier.«
    Sefton führte Orris durch das Tor und in eine große, von Fackeln beleuchtete Eingangshalle mit hoher Decke. Zu beiden Seiten des Raums gab es lange, schmale Schlitze in den Wänden, und Orris konnte sehen, dass in den kleinen Kammern dahinter Bogenschützen stationiert waren. »Ich werde meinem Kommandanten davon berichten müssen«, sagte Sefton über die Schulter hinweg. »Und ich muss ihm sagen, wer den Fremden mitgenommen hat. Deinen Namen, meine ich.«
    Der Magier zögerte. Er hatte dem jüngeren Wärter bereits seinen Namen genannt, er konnte jetzt keinen anderen mehr angeben. »Selbstverständlich«, erwiderte er und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich heiße Orris.«
    Sefton nickte. »Hier entlang«, sagte er wieder und ging zu einem schmalen Flur am Ende der Halle.
    Dort war die Decke viel niedriger, und das Geräusch von Seftons Schritten hallte laut von den Mauern wider. »Ich gehöre ja zu denen, die denken, man hätte ihn hinrichten sollen«, verkündete Sefton.
    »Diese Entscheidung wurde schon vor langer Zeit gefallt«, antwortete Orris grimmig.
    Der Mann blieb vor einem weiteren verschlossenen Stahltor stehen. »Ja, Falkenmagier, das weiß ich. Ich verstehe bloß nicht, was es noch nützt, ihn am Leben zu lassen, nachdem -«
    »Sind wir bald da?«, fragte Orris ungeduldig.
    »Jawohl, Falkenmagier«, erwiderte der Mann und tastete nach seinen Schlüsseln. »Hier hindurch.«
    Die Tür öffnete sich zu einem zweiten, ebenso engen Flur, der bis auf Orris' Cerylllicht unbeleuchtet war.
    »Soll ich eine Fackel holen, Falkenmagier?«
    »Nein«, sagte Orris und machte mit wenig mehr als einem Gedanken das Licht des Cerylls heller. »Bring mich einfach nur zu dem Gefangenen.«
    Der Mann nickte abermals und ging weiter zum Ende des dunklen Flurs. Dort öffnete er ein drittes Schloss und drückte die Tür auf. Der Gestank von Urin, Kot, Schweiß, verfaulenden Lebensmitteln und Arick allein wusste, von was noch, traf Orris wie eine Faust ins Gesicht und bewirkte, dass er einen Moment lang zurückwich.
    Der Mann grinste. »Ziemlich übel, wie?«
    Orris ignorierte ihn. Aus der Zelle kam mit dem Geruch der Klang einer Männerstimme, die einen Satz immer wieder wiederholte. Orris verstand kein Wort davon.
    »Was sagt er da?«
    Sefton zuckte die Achseln. »Was weiß ich? Er spricht nicht wie wir. Wir nennen es Ausländisch, aber keiner von uns weiß, was es bedeutet.«
    Orris ging wieder vorwärts und wappnete sich gegen die schlechte Luft. Er hob seinen Ceryll, sodass er die Zelle beleuchtete. Auf dem Boden an der Wand, die Arme um die Knie geschlungen, saß ein Mann, an den er sich noch vage erinnern konnte. Haar und Bart des Mannes, beide verfilzt, hingen bis auf den Boden. Er hatte offene, nässende Wunden an den Händen und im Gesicht, und seine Kleidung hing in Fetzen. Er warf einen kurzen Blick zu Orris, offenbar von dem Licht

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