Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
angezogen. Aber er rezitierte weiter, und sein Blick war leer und unkonzentriert.
    »Dieser Mann braucht ein Bad und neue Kleidung, bevor wir gehen.«
    »Aber Falkenmagier, es ist mitten in der Nacht!«
    Orris fuhr zu dem Wärter herum. »Ich werde ihn nicht in diesem Zustand der Eulenweisen vorführen!«
    »Nein, selbstverständlich nicht, aber -«
    »Sofort!«, donnerte Orris.
    Der Mann nickte und eilte davon. Er überließ es Orris, Baram mitzunehmen.
    Zögernd ging der Falkenmagier auf den Gefangenen zu und streckte die Hand aus. »Komm. Es ist Zeit zu gehen.« Der Mann blickte zu ihm auf, ohne seine Litanei zu unterbrechen. Orris fragte sich, ob es eine Art von Gebet war.
    »Du kommst jetzt mit«, versuchte er es noch einmal. Er warf einen Blick zurück über die Schulter. Sie waren allein; er konnte hören, das Sefton weit weg war und dem Wärter draußen Befehle zubrüllte. »Ich bringe dich von hier weg. Ich bringe dich wieder nach Hause, nach Lon-Ser.« Die Rezitation brach ab. »Baden?«, krächzte der Mann. »Nein. Ich heiße Orris. Ich bin ein Freund von Baden.« Wieder bot er seine Hand. »Komm, wir gehen.«
    Baram schüttelte den Kopf und sagte etwas, wobei er auf seine Zelle zeigte.
    Orris packte ihn an der Schulter und zog ihn auf die Beine. »Ich sagte, komm mit!«, befahl er und versuchte, den Fremden mit sich zu ziehen.
    Der Mann war überraschend stark, wenn man sein jämmerliches Aussehen bedachte, und er entzog sich Orris' Griff und wiederholte, was er einen Augenblick zuvor gesagt hatte. Diesmal brüllte er. Orris versuchte, ihn abermals zu packen, aber Baram zuckte zurück. Sein Blick war verstört, wie der eines Pferds bei Gewitter.
    Baram sagte noch etwas, diesmal zornig, und drohte dem Magier mit dem Finger. Orris streckte beschwichtigend die Hände aus, und einen Augenblick lang standen die beiden, Magier und Gefangener, einander gegenüber, starrten einander zornig an, und beide atmeten schwer. Dann hörte Orris Stiefeltritte auf dem Steinboden. Jemand kam zur Zelle zurückgeeilt. Einen Augenblick später erschien Sefton in der Tür.
    »Entschuldige, dass ich dich so stehen ließ, Falkenmagier. Ich musste einiges vorbereiten.«
    »Er will nicht mitkommen«, sagte Orris. Der Magier zitterte. Das hatte er nicht erwartet.
    »Manchmal ist er seltsam«, erklärte der Wärter. »Aber er liebt seine Bäder. Das sollte ihn schon neugierig machen.« »Ein Bad?«, fragte der Fremde den Wärter.
    »Ja, Baram«, antwortete Orris, und nun schaute der Fremde ihn wieder an. »Ein Bad, und danach gehen wir von hier weg. Verstehst du?«
    Baram starrte ihn noch einem Moment lang an, dann wandte er sich wieder Sefton zu. »Ein Bad«, wiederholte er. Der Wärter nickte und warf einen kurzen Blick zu Orris, der ihm mit einer Geste befahl, den Gefangenen wegzuführen. Die beiden gingen den dunklen Flur entlang, aber Orris blieb noch einen Augenblick stehen und sah sich kurz in der kleinen, schmutzigen Zelle um. Vier Jahre lang war er hier gewesen, dachte er kopfschüttelnd. Vier Jahre.
    Die Verhöre waren im Großen und Ganzen vorüber, er hatte seinen Bericht verfasst, und dennoch fühlte Baden sich verpflichtet, Baram noch einmal zu besuchen, bevor er in den Westen von Tobyn-Ser zurückkehrte; irgendwie hatte er das Gefühl, das dem Fremden schuldig zu sein. Er hatte sich von Jaryd und Alayna, Trahn und Ursel gleich am Morgen verabschiedet. Er wusste, sie würden innerhalb von ein paar Wochen das geistige Netz wieder errichten, aber das war anders, als ihnen direkt gegenüberzustehen. Trotz allem schätzte er deshalb die Versammlungen immer noch.
    Er war beunruhigt gewesen, als sich Orris am Vorabend früh zurückgezogen hatte, und noch mehr an diesem Morgen, als Jaryd ihm sagte, der Falkenmagier sei schon zu Ducleas Tränen aufgebrochen, noch bevor der Tag richtig begonnen hatte. Aber Jaryd hatte ihm versichert, dass alles in Ordnung war, dass Orris sich dagegen entschieden hatte, etwas Übereiltes zu tun, zumindest im Augenblick. Das war wohl alles, dachte Baden, worauf sie unter diesen Umständen hoffen durften.
    Der Eulenmeister erreichte das Gefängnis kurz vor Mittag, und der Wachkommandant, ein untersetzter Mann namens Sean, begrüßte ihn, als er auf das große Stahltor zukam. »Eulenmeister!«, rief er, ein breites Grinsen im braun gebrannten Gesicht. Er war, wie Baden häufig aufgefallen war, ein ausgesprochen vergnügter Mann, wenn man seinen Beruf bedachte.
    »Hallo, Sean! Schön, dich zu

Weitere Kostenlose Bücher