Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
hören, so lebhaft und stark, als stünde der junge Magier neben ihm im Wald. Baden?
    Du hast mich angelogen!, sendete Baden, zusammen mit so viel Zorn, wie er konnte.
    Es dauerte ein wenig, und dann hörte er: Ja.
    Wie konntest du so etwas Dummes tun?
    Orris hat mich gebeten, es niemandem zu sagen, nicht bevor wir das Netz wieder aufgebaut haben. Ich dachte einfach, dass ich es ihm schuldig bin, so lange zu warten.
    Schuldig?, tobte Baden. Das hier ist kein Spiel, Jaryd. Wir unterstehen nicht dem Ehrenkodex von Schuljungen! Orris' Leben ist in Gefahr! Und du lässt ihn einfach gehen? Bist du jetzt fertig?, sendete Jaryd mit einer Beimischung von Kälte.
    Ja, entgegnete Baden nach einem Moment des Schweigens. Gut. Dann will ich dich eines fragen. Wie hätte ich ihn aufhalten sollen? Mit magischem Feuer? Mit brutaler Gewalt? Hätte ich es dir sagen sollen? Glaubst du denn, du hättest ihn davon abhalten können? Oder hätte ich direkt zu Sonel gehen sollen? Oder zu Erland?
    Baden schwieg weiter; in Wahrheit hatte er keine Ahnung, was Jaryd hätte tun können. Jedenfalls nichts, was über das hinausging, was er tatsächlich getan hatte.
    Glaubst du denn nicht, fuhr der junge Magier fort, dass er eine Möglichkeit gefunden hätte, zu tun, was er wollte, ganz gleich, was irgendwer von uns dachte oder sagte? Und das einmal vorausgesetzt, glaubst du nicht, dass er eine Chance verdient hat? Es könnte funktionieren, Baden. Er könnte es schaffen. Ist es das nicht wert?
    Mag sein, antwortete Baden nun ruhiger. Aber es gibt so vieles, was er nicht weiß und wovon ihr alle keine Ahnung habt.
    Du hast uns viel gelehrt. Und er hat einen Teil deines Berichts gelesen, bevor er sich auf den Weg gemacht hat. Baden schüttelte den Kopf, obwohl er wusste, dass Jaryd ihn nicht sehen konnte. Ich spreche nicht von dem Bericht, sendete er und übertrug gleichzeitig seine Sorge und seine Frustration. In dem Bericht steht nicht alles. Nicht alles über Lon-Ser, meinst du?
    Über Lon-Ser schon. Aber nicht alles über Baram.
    Was ist mit Baram?, wollte Jaryd wissen, und zum ersten Mal spürte Baden auch Angst in den Gedanken des jungen Falkenmagiers.
    Der Eulenmeister zögerte und versuchte sich zu fassen. Baden?, rief Jaryd. Was ist mit Baram?
    Baden holte tief Luft. Es gab keine Möglichkeit, es schonend auszusprechen. Er hat den Verstand verloren, Jaryd. Baram ist verrückt.

8
     
    I ch hatte gehofft, von Baram etwas über die Geschichte von Lon-Ser zu erfahren, denn ich dachte, solche Informationen könnten sich als nützlich erweisen, wenn wir nach einer Lösung für die derzeitige Krise suchen. Leider weiß unser Gefangener wenig über die Geschichte seiner Heimat. Er hat mehrmals von einer Epoche gesprochen, die als »Zeit der Festigung« bekannt ist und bei der es sich, soweit ich weiß, um eine Zeit des Bürgerkrieges handelt, der über hundert Jahre dauerte und aus dem schließlich statt der vorherigen mehreren kleinen Städte die drei verbliebenen Nals hervorgingen. Diese »Festigungsepoche« ging vor mehr als zweihundert Jahren zu Ende, und seitdem herrscht ein unsicherer Friede zwischen den drei Nals. Aber das ist leider auch schon alles, was Baram an historischen Kenntnissen zu bieten hatte.
    Es gibt allerdings etwas in dieser Hinsicht, das noch erwähnt werden sollte: Baram hat von einer Gruppe von Menschen gesprochen, die in seinem Land als »Gildriiten« oder geläufiger als »Orakel« bekannt sind. Er sagt, man weiß wenig von ihnen, aber nach allem, was er mir erzählt hat, könnte es sein, dass ihre Geschichte einen unerwarteten und faszinierenden Einblick in unsere eigene Vergangenheit liefert.
    Aus Kapitel Sechs des »Berichts von Eulenmeister Baden über seine Verhöre des Ausländers Baram«, vorgelegt auf der 1014. Versammlung des Ordens der Magier und Meister, im Frühjahr des Gottesjahres 4625.
     
    Der Wind war in diesem Jahr früh kalt geworden und peitschte durch die Pässe des Dhaalmargebirges mit einem Heulen, das sich anhörte wie der Todesschrei einer Bergkatze. Gwilym hatte es auf seinem Strohsack unter den schweren Decken einigermaßen warm, aber bei dem hektischen Knattern des Segeltuchs über ihm konnte er nicht schlafen. Er konnte Hertha neben sich hören, ihren ruhigen, stetigen Atem, der den Elementen draußen trotzte. Und einen Augenblick lang dachte er daran, sie aufzuwecken, sanft, mit Streicheln und Küssen, wie er es früher getan hatte, als Nelya und Idwal noch Kinder waren und solch intime

Weitere Kostenlose Bücher