Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes
Vorfälle in Tobyn-Ser haben.«
Cedrych nickte nachdenklich. »Ich verstehe. Vielleicht können Melyor und ich dir helfen.«
Orris zwang sich zu einem Lächeln. »Das ist freundlich von euch, aber ich möchte diese Fragen dem Herrscherrat vorlegen.«
Der Oberlord sprach kurz mit Melyor in ihrer Sprache. Orris, der sie beobachtete und nicht begriff, was zwischen ihnen ausgetauscht wurde, verstand plötzlich, wieso der Oberlord darauf bestanden hatte, dass Gwilym nicht mit hereinkam. Nach ein paar Sekunden sah Cedrych Orris wieder an. »Der Rat hat immer sehr viel zu tun. Es würde Wochen, vielleicht sogar Monate dauern, bis du eine Audienz erhältst.«
»Das verstehe ich«, erwiderte Orris. Und dann, einem Impuls folgend, den er selbst nicht so recht begriff, fügte er hinzu: »Aber das Oberhaupt meines Ordens hat bereits mit dem Rat über diese Angelegenheit in Briefkontakt gestanden. Ich denke schon, dass die Herrscher Zeit finden werden, mich zu empfangen.«
Cedrych hörte auf zu kauen und schluckte das, was er im Mund hatte, schnell herunter. »Könntest du das noch einmal wiederholen?«
»Das Oberhaupt des Ordens der Magier und Meister hat an euren Rat geschrieben und eine Antwort erhalten. Daher erwarte ich, dass die Herrscher mit mir sprechen werden, wenn ich mich ihnen vorstelle.« Orris bluffte selbstverständlich. Der Brief des Herrscherrats war eindeutig abweisend gewesen, aber er setzte darauf, dass Cedrych das nicht wusste.
»Weißt du genau, um was es in dem Briefwechsel ging?«, fragte der Oberlord mit unverhohlener Neugier.
Orris lächelte. »Selbstverständlich.«
Cedrych starrte ihn einen Moment lang erwartungsvoll an, und als er schließlich begriff, dass Orris ihm nicht einfach verraten würde, was er wissen wollte, lief er rot an, und sein Blick wurde eisig. »Du solltest wissen, Zauberer«, erklärte der Oberlord eindeutig verärgert, »dass ich nicht gerne Spielchen spiele.« »Im Gegenteil, Cediych«, entgegnete Orris, der spürte, dass er nun die Oberhand hatte, »nach allem, was ich bisher gesehen habe, würde ich annehmen, dass du sehr gerne spielst. Es ist das Verlieren, was dir nicht behagt.« Cedrych warf ihm einen Seitenblick zu, und Orris gestattete sich ein dünnes Lächeln. »Wir haben ein Glücksspiel in Tobyn-Ser, das wir Ren-Drah nennen. Darin geht es vor allem darum, den Gegner glauben zu machen, dass man bessere Karten hat, als es tatsächlich der Fall ist. Ich nehme an, du wärst sehr gut bei diesem Spiel.«
»Du beherrschst dieses Spiel also?«
»Ja. Sehr gut sogar.« Der Magier warf Melyor einen Blick zu und stellte fest, dass sie ihn ansah und ein Lächeln um ihre Mundwinkel zuckte.
Cedrych hatte das offenbar ebenfalls bemerkt. »Geh nach draußen, Melyor«, befahl er kalt. »Ich möchte mit Orris allein sprechen.«
Melyor stand auf, aber sie beobachtete weiterhin den Magier, und so etwas wie Sorge schlich sich in ihren Blick. Wieder war Orris unsicher, ob er sich darauf verlassen konnte, ihre Reaktionen richtig zu deuten.
Aber erneut schien Cedrych die Reaktion ebenfalls bemerkt zu haben. »Sofort, Melyor«, sagte er streng.
Sie drehte sich um und ging, und ein paar Sekunden später hörte Orris, wie die Tür zu Cedrychs Wohnung geöffnet und wieder geschlossen wurde. Der Oberlord starrte noch eine Weile den Stuhl an, auf dem die Frau gesessen hatte. »Du hast sie anscheinend beeindruckt«, sagte er schließlich, und man konnte ihm deutlich anhören, dass ihm das überhaupt nicht zusagte. Er warf Orris einen Blick zu. »Vielleicht ist das ja umgekehrt genauso?« Orris schwieg, und der kahlköpfige Mann grinste. »Kein Grund zur Verlegenheit«, sagte er herablassend. »Du bist zweifellos nicht der Erste. Aber bevor du etwas Dummes tust, möchtest du vielleicht wissen, wer die Männer geschickt hat, die dir neulich aufgelauert haben.«
Orris spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Er legte die Gabel auf den Teller.
Cedrychs Lächeln wurde intensiver. »Du bist also hier, um mit dem Herrscherrat zu sprechen«, fuhr er aalglatt fort. »Vielleicht möchtest du um Frieden bitten?«
»Vielleicht«, antwortete Orris und versuchte, seine Gedanken an dem vorbeizuzwingen, was Cedrych zuvor gesagt hatte. Du möchtest vielleicht wissen, wer die Männer geschickt hat, die dir neulich aufgelauert haben ... Melyor? »Und was, wenn sie dir nicht helfen können?«
Orris starrte ihn begriffsstutzig an.
»Ah«, sagte Cedrych, »daran hattest du also noch gar nicht gedacht.
Weitere Kostenlose Bücher