Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes
seinen Ausbruch wahrgenommen. »Er kann doch nicht ernsthaft glauben, dass so etwas funktionieren wird!«, fuhr der junge Magier leiser fort. »Orris hat sich vielleicht einer Entscheidung des Ordens widersetzt, aber er tut, was er für das Beste für das Land hält.«
»Wir drei wissen das, und Baden und ein paar andere auch«, erwiderte Trahn. »Ich glaube sogar, dass auch Sonel es weiß, obwohl sie nicht in der Position ist, das öffentlich zugeben zu können.« Der Magier hielt inne und trank einen Schluck Bier. »Aber Erland und seine Verbündeten, ebenso wie Arslan und die seinen, sind eine ganz andere Sache. Sie sehen einfach nur, dass Orris Baram befreit hat, einen erwiesenen Feind des Landes. Und den Gesetzen entsprechend ist das Verrat.«
Alayna beugte sich vor. »Du meinst also, dass Arslan und Erland sich in dieser Sache einig sind?«
Trahn zuckte die Achseln. »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen«, erwiderte er zögernd. »Aber ich halte es durchaus für möglich.«
Jaryd stocherte zerstreut in seinem Essen herum und dachte nach. Wenn Erland, der Anführer der älteren Eulenmeister, und Arslan, einer der radikaleren jungen Falkenmagier, sich gegen Orris zusammentaten, war sein Freund in echter Gefahr.
»Es gibt noch etwas, das du uns verschwiegen hast, nicht wahr, Trahn?«, fragte Alayna und sah den dunkelhäutigen Magier forschend an.
Trahn zögerte einen Augenblick. »Es ist ebenfalls nichts, was ich sicher weiß«, gab er schließlich zu. »Ich habe nur Gerede in der Großen Halle gehört.«
»Worüber?«, bohrte Alayna nach.
»Offensichtlich glaubt Erland, dass Orris nur ein Teil einer größeren Verschwörung ist. Er hat erwähnt, dass Baden wahrscheinlich wusste, was Orris vorhatte, und er hat auch Andeutungen gemacht, die uns drei betreffen.«
Jaryd starrte seinen Freund ungläubig an. Vor fünf Jahren hatte man Baden, Trahn und Orris fälschlicherweise des Verrats angeklagt und vor das Gericht des Ordens gestellt. Aber das war eine vollkommen andere Situation gewesen. Ihr Ankläger, Sartol, war selbst ein Verräter gewesen, und seine Bezichtigungen waren Teil seines kunstvollen Plans, die Herrschaft über den Orden und schließlich über ganz Tobyn-Ser zu erlangen, indem er den Rufstein für sich nutzte.
Aber Jaryd wusste genau, dass es diesmal keine geheimnisvolle Verschwörung gab. Er hatte keinen Grund anzunehmen, dass Erland ähnliche Absichten wie Sartol hegte. Der Eulenmeister fürchtete tatsächlich, dass Orris und die anderen sich gegen den Orden verschworen hatten. Und das war in vielerlei Hinsicht erheblich beängstigender.
»Und was unternehmen wir nun?«, fragte Alayna angespannt und fuhr sich mit der Hand durch ihr dunkles Haar. »Ich weiß es nicht«, antwortete Trahn. »Erland kann es kaum erwarten, dass die Versammlung beginnt, und er drängt die Eulenweise, sofort anzufangen. Sonel hat allerdings darauf bestanden, dass mindestens drei Viertel der Ordensmitglieder anwesend sein sollen, bevor die offiziellen Diskussionen beginnen. Das sollte uns beinahe eine Woche Zeit geben, um herauszufinden, was Erland vorhat.« Jaryd schob den Teller weg. Plötzlich hatte er keinen Hunger mehr. »Hast du schon von Baden gehört?«, fragte er Trahn.
»Nein. Aber ich erwarte, dass er bald hier sein wird.« »Das hoffe ich. Er hat kurz mit mir gesprochen, bevor Alayna und ich die Südbucht verließen. Er machte sich Gedanken wegen der Reise - er war nicht besonders begeistert von seinem Pferd.«
Trahn kicherte. »Das ist er doch nie.« Er riss ein Stück Brot ab und steckte es sich in den Mund. »Ich bin sicher, dass Baden ein paar Ideen hat, wie wir uns gegen Erlands Anklagen verteidigen können, wenn er tatsächlich welche erhebt. Das hoffe ich zumindest, denn ich selbst kenne mich mit solchen Dingen nicht aus. Aber in der Zwischenzeit schlage ich vor, bei allem vorsichtig zu sein, was wir sagen, selbst gegenüber Magiern, denen wir normalerweise vertrauen.«
Alayna und Jaryd nickten.
Alayna griff nach Jaryds Hand, als suche sie Trost, obwohl sie weiterhin Trahn ansah. »Hast du mit Ursel, Mered oder Radomil darüber gesprochen?«
»Nur mit Ursel«, sagte der dunkelhäutige Magier. »Mered und Radomil waren nie sonderlich glücklich über das, was Orris getan hat. Ich hielt es für besser, sie nicht darauf anzusprechen.«
Jaryd schüttelte den Kopf. »Er ist kein Verräter«, sagte er leise. »Was er tut, verlangt großen Mut.«
»Das bedeutet nicht, dass es richtig ist«,
Weitere Kostenlose Bücher